„Die Atmosphäre war elektrisch aufgeladen“
Erstveröffentlichung in ROCKS, 2014
Bemerkenswerte Aktivitäten werden aus dem Deep Purple Trainingslager gemeldet: Die ersten Sessions für den Now What-Nachfolger sind gelaufen, Anfang 2015 sollen Songs aus den Ideeen werden. Unterdessen spricht Drummer Ian Paice, über den Gig seines Lebens beim „Celebrating Jon Lord“ Konzert in der Royal Albert Hall und die neuentdeckte Lust an der Studioarbeit. „Die Atmosphäre war elektrisch aufgeladen, es war ein Abend der Freude, in den sich natürlich auch Trauer mischte, weil wir einen Bruder verloren hatten. Als wir von der Bühne kamen und mit ein paar Leuten einen Drink an der Bar nahmen… da kriegten wir vor allem mit, dass sie immer noch eine Gänsehaut hatten“ beschreibt Ian Paice die Stimmung am Abend des 4. April dieses Jahres. Des Abends, an dem sich Musikerkollegen und Freunde von Jon Lord auf der Bühne der Royal Albert Hall trafen, um das Lebenswerk des Komponisten und Rockmusikers Lord zu feiern. Neben der aktuellen Deep Purple Besetzung waren unter anderen Glenn Hughes, Phil Campbell (The Temperance Movement), Paul Weller, Bruce Dickinson und Rick Wakeman beteilgt, für die Orchesterparts war Dirigent Paul Mann zuständig, der schon bei der Neuauflage von Lords Concerto For Group And Orchestra 1999 am Pult gestanden hatte.Mehr ansehen
Celebrating Jon Lord – The Rocker
Edel / VÖ: 24.09.2014
Ein großes Aufgebot an Musikern kam im April diesen Jahres in der Royal Albert Hall zusammen, um das Lebenswerk Jon Lords zu feiern. Auf dem Doppelalbum sind neben der aktuellen Deep Purple Besetzung unter anderen Glenn Hughes, Bernie Marsden, Micky Moody, Phil Campbell (The Temperance Movement), Bruce Dickinson zu hören. Modfather Paul Weller, der als erster zum Mikro greift, dürfte nicht gerade eine sichere Bank bei Deep Purple Fans sein. Doch ist er mit seinem rotzigen Charme genau richtig für den Sixties-Pop von Lords damaliger Band The Artwoods. Genauso passend die Wahl von Phil Campbell für zwei Paice Ashton Lord-Songs. Der Mann hat das Tresen-Timbre des Tony Ashton hörbar inhaliert. Glenn Hughes und Bruce Dickinson arbeiten sich an ›You Keep On Moving‹ ab, und können es dabei leider nicht lassen, am Limit zu singen. Das klingt nach Hahnenkampf und Dickinson ist überdies nicht der Mann, Soul zu singen. Viel wichtiger als Detailkritik ist die Freude über die bewegenden Momente dieses einmaligen Abends, derer es reichlich gibt: Hughes‘ sehr persönliche Ansage zu ›This Time Around‹, Gillans zittrige Stimme, als er im Deep Purple Set ›Above And Beyond‹ ankündigt und die Zuhörer um absolute Stille für das Intro bittet. Der Rest ist Deep Purple Normalstandard, routiniert und doch immer wieder mit überraschenden Ideen: So etwa ›Lazy‹, das gleichzeitig an Leichtigkeit und Intensität gewinnt durch die Geige von Stephen Bentley-Klein, und die ungebrochene Improvisationsfreude dieser lautesten Jazzcombo der Welt in einem neuen Licht erscheinen lässt.
8/10
Live In Verona
eagle vision/ VÖ: 24.10.2014
Abzocke? Fragt der Deep-Purple-Sammler, der sein Regal schon wieder erweitern muss. Zudem noch eine, die die exakt identische Setlist enthält wie Live At Montreux 2011, zwei Tage vor Verona am 16. Juli 2012 aufgenommen. Natürlich ist es nicht das selbe. Hier spielt schließlich Deep Purple, keine Musikbox. Mit Verona bekommt der Fan das bessere Konzert vor der imposanten Kulisse des römischen Amphitheaters, in dem eint Gladiatoren kämpften. Allerdings gibt es diesmal keine Bonus Features. Dafür einige Kameraperspektiven, die die Interaktion der Musiker besonders eindringlich in Szene setzen. Und genauer konnte man die hochkonzentrierte Schwerstarbeit des unglaublichen Ian Paice kaum je beobachten.Mehr ansehen
Ian Paice war der zweite Ian, den ich am 20. Januar 2020 für das fabulöse ROCKS zum neuen Deep Purple Album „Whoosh!“ interviewte. Natürlich auch „nur“ am Telefon, aber ihn hatte ich als einzigen der Herren schon zweimal „leibhaftig“ getroffen, insofern kannten wir uns ein bisschen. Bei unserem zweiten Treffen im Jahr 2017 in Bayrischen Hof in München hatte ich ihm gesagt, dass ich Deep Purple für „die lauteste Jazzband der Welt“ hielte. Und Monate später zitierte er mich als „a german journalist“ in einem Interview in der englischen Fachpresse – eben mit dieser Äusserung. Da wurde ich doch ein bisschen rot! Anyway, hier nun unser Gespräch von 2020, fast im Wortlaut.
Nachdem ja nun die Long Goodbye-Tour gelaufen war, waren einige doch überrascht, dass Infinite, das Album von 2017, nun doch nicht das Finale war. Wie kam es denn nun zum 21. Sudioalbum von Deep Purple?
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Als wären sie zusammen im Studio gewesen
Foto-Copyright: earMUSIC
Deep Purple bezichtigen sich tatsächlich, kriminell geworden zu sein. Zumindest deutet das der Albumtitel „Turning To Crime“ (frei übersetzt „in die Kriminalität abgleiten“ ) an. Das Verbrechen, das sie sich selbst zur Last legen, ist ein Cover-Album. Da darf der Fan schon mal skeptisch sein. Aber was für ein Album das geworden ist: Ohne Scheuklappen arbeitet sich die Band durch ein Repertoire, dessen Originale bis in die 50er-Jahre zurückreichen. ich habe Ian Paice und Don Airey am 11. Oktober 2021 in Oberhausen getroffen. Das haben sie mir erzählt….
Als bekannt wurde, dass ihr ein Cover-Album aufgenommen habt, konnte man die ersten enttäuschten bis entsetzten Kommentare auf den einschlägigen Fanseiten im Netz lesen. Habt ihr diese Reaktionen mit dem Album-Titel Committed To Crime vorweggenommen beziehungsweise vorausgesehen – dass man Euch eines Verbrechens beschuldigen würde?
Ian Paice: Du hast es genau durchschaut. Wir wollten sowas sagen, bevor sie es taten. Es ist ein Vorstrafenregister, genau. Da wollten wir schneller sein. Aber se klang auch einfach wie ein guter Albumtitel – wir sind damit sehr zufrieden.Mehr ansehen
Eingestellt am 11.12.2025
Warnhinweis: Bevor Sie das lesen, sollten Sie wissen: Die allein selig machende Religion des Autors heisst Deep Purple. So, jetzt zum Thema. 2005 erscheint das Album „Rapture Of The Deep“, das neben dem grandiosen Titelsong wenig Material enthält, an das sich heute noch jemand erinnert. Was auch dem Umstand geschuldet ist, dass die Band damals wenig vorbereitet ins Studio ging und eher durch solides Handwerk denn überzeigendes Songwriting zu punkten wusste. Zudem klingt die Produktion dünn und kraftlos. Besonders der Schlagzeugsound ist zum verzweifeln: Ian Paices Drums klingen gerade so, als trommle er auf alten Waschmittel-Kartons.Mehr ansehen
Das spät berufene Hippie-Mädchen
Melanie Dekker im Jubez, Karlsruhe, 15.5.2015
In Franken, erzählt Melanie Dekker ausführlich und freudestrahlend, da seien die Leute einfach anders. Locker drauf halt. Zweimal auf den Tisch klopfen vertreibe in dieser wunderbaren Region Sorgen, Ärger und „Scheiss“. Dekker müsste eigentlich Fränkin sein. Die 43jährige Singer/Songwriterin aus dem kanadischen Vancouver wirkt bei ihren Konzerten so, als sei sie ein Teenager, Botschafter des Sommers, der guten Laune und von Liebe und Frieden gleichzeitig. Da ist es denn auch kein Wunder, dass sie einen locker-flockigen Song mi dem Titel „Hippie“ im Programm hat, in dem sie als Rezept für Wohlbefinden verkündet „Grab a djembe, and I’ll bring my guitar. The sunshine’s waiting for a jam in the park“. Mehr ansehen
Touched by the Crimson King
SPV/Steamhammer / VÖ: 27.6.2005
Da oben auf der Zinne der Burg steht einer und klappert mit seiner Rüstung. Doch, ich seh’ ihn ganz genau. Ah, jetzt zückt er seinen Säbel! Degen? Schwert! Nein, es ist die sechssaitige. Noch schlimmer, Harrg! Die Stromgitarre, nach Altvätersitte bedient, immerdar im schweren Galopp. Wer ist’s? Der Jon Schaffer von Iced Earth. Ein aufrechter Recke des True Metal, gekommen niederzukartätschen all die Nu metal Bubis, all die College Rocker und die Spaßpunkapologeten. Harrgh! Und da kommt um die Ecke mit der stählernen Zwille, nein: dem Mikrofon, ebenfalls galoppel galoppel, der Hansi Kürsch. Der teutonischsten Recken fast allerteutonischster, sonst Chorleiter bei Blind Guardian. Zusammen sind sie Demons und Wizards und klingen wie Black und Decker. Und kochen zuverlässig immer wieder die gleiche Platte in ihrem Hexenkesselchen. Eine extrem kalorienreiche Mahlzeit, gespickt mit Pathos, Melodieseligkeit, Gitarrenorchestern und Getrommel wie Kanonenrohr. Völliger Blödsinn selbstredend, aber wundervoll und wohlschmeckend. Rapunzel, schwenke dein arschlanges Haar, denn es kommt der „Terror Train“, der „Gunslinger“, die „Wicked Witch“ und wie die netten Gnome aus dem Kinderzimmer alle heißen!
7/10
Touched By The Crimson King
SPV/Steamhammer / VÖ: 27.6.2005
Da oben auf der Zinne der Burg steht einer und klappert mit seiner Rüstung. Doch, ich seh’ ihn ganz genau. Ah, jetzt zückt er seinen Säbel! Degen? Schwert! Nein, es ist die sechssaitige. Noch schlimmer, Harrg! Die Stromgitarre, nach Altvätersitte bedient, immerdar im schweren Galopp. Wer ist’s? Mehr ansehen
Eingestellt am 26.11.2025
Dieses Schlagzeug, das da im Fenster des kleinen Heidelberger Musikgeschäfts stand, das musste ich haben. Es war 1971, ich war 15, und ich nervte meinen Vater. Einmal, zweimal, dreimal. Bis er es mir kaufte. Ich räumte es in den Keller und begann darauf einzuprügeln. Meine Mutter war entsetzt, die Nachbarn irritiert, Vater grinste sich einen. Vielleicht war das typisch für diesen Mann, der eigentlich – das spürte ich schon als pubertierender Möchtegern-Rockstar – so gern freischaffender Künstler geworden wäre.
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