A Show Beyond Man And Time
Metal Mind Productions / VÖ: 3.1.2020
Es ist immer eine Problem für Bands, die zwar ganz große Audio-Produktionen fahren können, aber keine großen Säle füllen und mit einem dementsprechend bescheidenen optischen Konzept auskommen müssen. Die DVD, mitgeschnitten im Februar 2013 im Wyspiański Theater im polnischen Katowice (offenbar dem definitiven DVD-Mitschnittort für den Progrock-Mittelstand), zeigt das musikalische Material des makellosen Studioalbums Beyond Man And Time in angenehm ruhiger Bildregie und optimal ausgesteuertem Ton.Mehr ansehen
The RPWL Experience
SPV / Inside Out / VÖ: 25.2..2008
Die einstigen Pink Floyd Epigonen im Westentaschenformat sind gereift und haben ein hochsympathisches Klanggemälde geschaffen, das zwar jede Minute Vorbilder assoziiert, aber nie wie ein Plagiat daher kommt. Manchmal sind sie besser als die Vorbilder. Im Opener „Silenced“ fühlt man sich gar an die kurze Genesis-Phase mit Ray Wilson erinnert. Mehr ansehen
Sie sind gelandet!
Ausserirdische landen auf der Erde und ergreifen schnell wieder die Flucht, als sie sehen, was auf dem blauen Planeten abläuft. Das ist die Idee hinter dem aktuellen RPWL-Album Tales From Outer Space. Wie der Titel andeutet, handelt es sich um vertonte Kurzgeschichten. Die Freisinger Prog-Rocker brechen damit mit ihrer Konzeptalben-Tradition.
»Wenn wirklich Ausserirdische kämen und ich müsste denen Rede und Antwort stehen, das wäre mir so peinlich, weil ich es ja auch nicht erklären könnte«, lacht der Sänger. »Wenn Du in den 70er- Jahren mit Science Fiction aufgewachsen bist und der freudigen Erwartung, was aus den Menschen werden könnte – ohne Geld, und alle sind gleich – und jetzt sind wir im Jahr 2019 und haben es noch nicht mal geschafft, das Frauen gleich bezahlt werden. Dass ist eine zutiefst frustrierende Geschichte. Der einzelne Mensch mag ja vernünftig sein, aber sobald Du Menschengruppen zusammen tust, wird es a priori unvernünftig.« Lang sieht das Album mit seiner Asussensicht auf die irdischen Zustände denn auch mehr als Gesellschaftskritik denn als wirkliche Utopie, auch in Abgrenzung von finsteren Dystopien wie George Orwells 1984: »In der Reihe sehen wir uns nicht.« Mehr ansehen
At Rockpalast
Inakustik / VÖ: 3.6.2007
Am 20. Oktober 2006 spielte Inga Rumpf mit ihren „Friends“, zu denen unter anderem Deutschlands Schweineorgelpriester Nummer 1, Jean Jacques Kravetz gehört, beim Crossroads Festival in der Bonner Harmonie. der Rockpalast hat dieses famose, grundsolide, stürmische, melancholische Konzert aufgezeichnet und gesendet. Jetzt gibt es dankenswerter Weise die dazugehörige CD. Mehr ansehen
Everything You See
Sony BMG / VÖ: 14.5.2007
Man darf es jetzt wieder getrost Folkrock nennen. Nach den gelegentlichen Abschweifungen in die Welt des Seichtpops und der Loops und Samples klingt jetzt alles wieder nach Proberaum und brüllendem keltischen Kitsch, den der wettergegerbte Prophet über die Highlands schmettert. Mehr ansehen
Party On The Moor
(The 40th Anniversary Concert)
Sony Music / RCA / VÖ: 28.3.2014
Runrig haben in ihren Hochzeiten in Schottland mehr Tonträger abgesetzt als Michael Jackson. Wer ihre erfolgreichsten CDs aus den 80er Jahren hört, mag sich darüber wundern. Da ist soviel naive Unbekümmertheit, soviel pathetischer Zuckerguss. Mehr ansehen
Die Europahalle liegt am Loch Lomond
Karlsruhe, Europahalle, 14.5.2010
Spätestens seit 2007 und dem Album „Everything You See“ hat sich die schottische Nationalinstitution Runrig neu definiert: Als zupackende Rockband, die sich nicht auf den Lorbeeren der 80er Jahre ausruht, aber auch ihre Folkwurzeln nicht verleugnet.Mehr ansehen
Clockwork Angels
Roadrunner / VÖ: 8.6.2012
Stillstand auf höchstem Niveau
Im Frühjahr 2010 gibt es zwei Tracks des Albums vorab, 2011 verkündet Neil Peart, das Album solle sein künstlerischer Höhepunkt werden. Im Februar 2012 macht Pearts Freund Kevin J. Anderson öffentlich, dass das Album-Konzept einen jungen Mann in widerstreitenden Kräften von Ordnung und Chaos seinem Traum folgen lässt, und dass er daraus einen Roman machen werde.Mehr ansehen
Noch witziger mit Publikum
Cartoonist Ralph Ruthe mit seiner „Shit Happens!“ Show, Karlsruhe, Tollhaus, 17.11.2016
Warum will ein Cartoonist auf die Bühne? Zudem einer, der engen Kontakt mit seinen Fans über alle sozialen Medien pflegt? Ganz einfach: Auf Facebook hört er das Publikum nicht lachen, wenn ein Gag gezündet hat. Genau von diesem Lachen bekam Ralph Ruthe bei seiner Show „Shit Happens“ am Donnerstagabend im Tollhaus schon fast eine Überdosis. Ruthe, der offensichtlich auch von einer Überdosis Arbeitswut getrieben ist, mischt auf der Bühne Filme und Standbilder seiner Cartoons und plaudert aus dem Nähkästchen. Zweimal singt er sogar – und kommentiert danach „Ich hab‘ nicht gesagt, dass ich gut singe“. Die zentralen Figuren des Abends stammen aus den „Shit Happens“-Cartoons. Allesamt liebenswerte Figuren, die Ruthe da erschaffen hat. Figuren, die man gern neben sich auf der Couch sitzen hat und die etwas Teddybärenhaftes ausstrahlen – selbst die größten Pechvögel oder gehirnbefreite Kerle wie „Uwe der Truckerbär“, der auf seinen langen Fahrten mit stoischem Gesichtsausdruck mithilfe eines Pümpels masturbiert.Mehr ansehen
The Living Years. The First Genesis Memoir
„Michael, Du bist der Sohn eines Marineoffiziers, du musst dich jederzeit wie ein Marineoffizier verhalten und immer stark sein“. Das waren die Worte, die Captain William Francis Henry Crawford Rutherford seinem Sohn Michael mitgab. Mit dem Tod des Vaters beginnt die erste Autbiografie eine Genesis-Mitglieds. Rutherford benutzt einen – zumindest für Rockmusiker-Biografien – ungewöhnlichen literarischen Kniff: er stellt sein Leben gegen das seines Vaters. Reichlich Material dafür hat er bei der Hand: Immer wieder zitiert er Passagen aus der unveröffentlichten Autobiografie des alten Rutherford, und beleuchtet damit zugleich den ungewöhnlichen familiären Hintergrund der Genesis-Gründungsmitglieder, die allesamt „höhere Söhne“ waren. Wobei erstaunt, wieviel Unterstützumg der jungen Michael von seinem Elternhaus erfuhr, als er sich zur unsicheren Musikerkarriere entschloss.
Die wird eindringlich geschildert, wobei der Schwerpunkt auf den frühen Genesis-Jahren liegt. Die Zeit bis zu Peter Gabriels Ausstieg nimmt mehr als die Hälfte des Buches ein. Hier gelingen dem Gitarristen einfühlsame Nahaufnahmen seiner Bandkollegen, der unterschiedlichen Charaktere und ihrer Reibereien, des Reifeprozeses der Band bis zu einem verkaufbaren Markenartikel. Wer allerdings Rutherford beim Waschen Schmutziger Wäsche zusehen will, wird enttäuscht. Überraschende Enthüllungen wird er hier nicht finden, allenfalls das Bekenntnis, dass auch er schon mal kurz zum kolumbianischen Marschierpoulver gegriffen hat. Je größer aber Genesis wrd, je mehr die Solokarriere mit Mike and The Mechanics Fahrt aufnimmt, desto oberflächlicher wird der Report. Das Anekdotische gewinnt zunehmend Überhand über das Analytische. Fast scheint es, als habe der Autor auf den letzten Metern ein wenig das Interesse an sich selbst verloren.
Constable, London, 2014, 241 Seiten. ca. 22 Euro