Besser als Alice Cooper
Die Story ist erstmals erschienen im ROCKS Magazin, Ende 2016. Basis war ein Interview, das ich mit Fee Waybill am Nachmittag vor dem Konzert am 1. Oktober 2016 in der Fabrik Bruchsal führte. Wir trafen uns in einem kleinen, etwas abgewetzten Hotel mtten in der Stadt. Es war wieder einer der Termine, bei denen ich nicht so recht wusste, was auf mich zukommen würde. War dieser Waybill ein gefährlicher Verrückter? Ein eitler Selbstdarsteller? Ein arroganter Schnösel gar? Nichts von dem: Es erwartete mich ein Mann mit dezidierten Ansichten über die amerikanische Politik, den „american way of life“ – und einer Menge Sarkasmus und Humor in der Birne. Das Gespräch dauerte rund 90 Minuten, und hätte Fee dann nicht zum Soundcheck aufbrechen müssen, es hätte noch bis in die Nachtstunden weitergen können. Wahrscheinlich hätte er mir dann auch noch seine aktuellen Blutdruckwerte verraten und den Kontostand seiner Frau…..
In den 70er-Jahren sind The Tubes berühmt-berüchtigt für ihre provokante Show. Sie stellen barbusige Damen auf die Bühne, spielen Bondage-Spielchen und machen sich über so ziemlich alles lustig, was dem Durchschnittsamerikaner heilig ist – ob Fastfood, Gameshows oder Patrioten: Ihr Sänger Fee Waybill zieht alles durch den Kakao. Dazu gibt es reichlich schräge Musik – die sich erst in den 80er-Jahren mit Hits wie ›I’ll talk To You Later‹ oder ›She`s A Beauty‹ dem Mainstream nähert.Mehr ansehen
Die Gegenwart des Rock’n’Roll
Frank Turner, Substage, Karlsruhe, 13.3.2014
Eigentlich ist Frank Turner gar nichts besonderes. Der 32jährige Singer/Songwriter spielt Gitarre, schreibt eingängige Rocksongs, die er wahlweise mit der Energie des Punk heizt oder mit heimeligen vertrauten English-Folk- Zutaten schmückt. Er hat eine Band im Rücken, die sich „Sleeping Souls“ nennt und alles andere als verschlafen wirkt. Wenn diese Band auf die Bühne kommt, explodiert sie förmlich. Die nervöse Energie ist spürbar, allein Turners Beinarbeit steht der eines Fussballstürmers in nichts nach, und wie Gitarrist Ben Lloyd und Bassist Tarrant Anderson bei all ihrem Körpereinsatz ihre Saiten noch finden. Bleibt selbst aus nächster Nähe betrachtet noch rätselhaft.
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Das wohlklingende Museum
Martin Turner (ex-Wishbone Ash), Jubez, Karlsruhe, 1.12.2019
Manchmal kann es für den Fan von Vorteil sein, wenn zwei sture alte Männer sich heillos zerstritten haben. Im Fall Wishbone Ash ist das eindeutig der Fall: Während Gitarrist Andy Powell den langen zähen Krieg um die Rechte am Bandnamen gewonnen hat, darf Ex-Bassist Martin Turner den nur noch als „ex“ seinem eigenen Namen anfügen.Mehr ansehen
The Salentino Cuts
Cleopatra Records / VÖ: 29.9.2017
Gut abgehangenes Überraschungsei
Die alten Haudegen um Gossenpoet Phil Mogg sind immer wieder für eine Überraschung gut – und die ist mit diesem ersten Cover-Album wahrlich gelungen. Allein die Mischung von bekannterem Material (von Steppenwolfs ›The Pusher‹ bis Bill Withers‘ ›Ain’t No Sunshine‹) mit weniger bekannten Perlen ist bemerkenswert. Mehr ansehen
The Visitor
SPV / VÖ: 29.5.2009
Originalgetreu gefälscht
Ein paar Sekunden schlurft Vinnie Moore mit einem Gitarrenlick heran, das signalisiert: Hier könnte es sumpfig und bluesig werden. Und genau das passiert auf auch immer mal wieder: Die Herren wissen, wie man einen Gang zurückschaltet. Was nicht heißt, dass sie nun etwa zahm geworden wären. Die Mittel, den Zuhörer in der Seele zu erschüttern sind vielfältiger geworden, und im Vergleich zum reichlich belanglosen Vorgänger The Monkey Puzzle ist The Visitor ein Quantensprung an Emotion, Tiefe und songschreiberischen Qualität darstellt. Mehr ansehen
Zwischen dampfenden Gullys
UFO, Fabrik, Bruchsal, 5.5.2010
Irgendetwas muss schiefgelaufen sein in der Welt der Dezibel: Da bringt die britische Hardrocklegende UFO im Jahr 2009 (dem 40. Jahr ihres Bandbestehens) mit „The Visitor“ ein Album auf den Markt, das vor 30 Jahren unverzüglich zum Klassiker ernannt worden wäre, und keiner kriegt es mit. Mehr ansehen
Das Raumschiff ist gelandet.
In diesem Jahr (2021) wird es die wohl letzten Konzerte der britischen Hardrockband UFO geben. Nach meinem Dafürhalten eine der sträflichstens unterschätztesten, nichteachtetetetetesten Bands of all times. UFO waren – bis auf ihren erratischen Teilzeit-Gitarristen Michael Schenker nie die Band, die durch Virtuosität überzeugen konnte. Aber sie hatten die besseren Songs als viele der anderen Jungs. Und niemand transportierte die besser als ihr Sänger Phil Mogg, einer der begabtesten Gossenpoeten der Rockmusik. Klar, er schrieb auch Gebrauchstexte – aber das meiste war so voller Bilder, Assoziationen, cineastischer und literarischer Anspielungen und vor allem prallvoll von der oft beschworenen, selten wirklich erreichten „street credibility“, dass es mir immer wieder wohliges Flattern im Hirn verursachte, während ich flackernden Fusses zur Luftgitarre griff, um mich dieser ebenso verkommenen wie vollkommenen Stimme hinzugeben. Wer indes bei UFO Gitarre spielt, war mir eigentlich immer egal. Für mich zählten die Songs, die Texte, die Stimme. Die geballte Anzahl grossartiger Songs stammt allerdings aus der Ära, als der Leadgitarrist Paul Chapman hiess, in my humble opinion. Nun soll also Schluss ein. Ein Rückblick in Etappen. Mehr ansehen
Die geschrammelte Anarchie
The Ukulele Orchestra Of Great Britain beim Zeltival, Tollhaus, Karlsruhe, 8.7.2013
„Als ich jung war, wusste ich nicht was ich werden sollte. Aber ich wusste, was ich nicht tun wollte: Ich wollte keinen Job, bei dem man einen Anzug tragen muss und in einer langen Reihe von Leuten sitzt, die alle auf ein Stück Papier starren…“, sagt Dave Suich mitten im Konzert. Da hat er Pech gehabt. Denn genau das tut er jetzt schon seit Jahrzehnten. Mehr ansehen
Überzeugungstäter in Sachen Melodic Rock
Unisonic, Bruchsal, Fabrik, 9.6.2010
Legt man die Messlatte hoch, könnte man Unisonic als neue Supergroup des Melodic-Hard-Rock bezeichnen: Drummer Kosta Zafiriou, Bassist Dennis Ward (die Rhythmussection der Karlsruher Pink Cream 69), Gitarrist Mandy Meyer (ehemals Asia, Krokus, Gotthard) und Sänger Michael Kiske (Ex-Helloween) haben diese Band zusammen gegründet. Mehr ansehen
Eingestellt am 2.7.2025
Vor 35 Jahren: Eine Amateurband aus der Kurpfalz sucht das Abenteuer – eine Tor un der untergehenden DDR. Ich bin und war der Drummer dieser Band. Vier Konzerte um Mai und Juni, dem Frühling der Anarchie. 2024 sind wir, unser Keyboarder Uwe und unsere Gattinen zu einer Reise in die Vergangenheit aufgebrochen, um das zu rekonstruieren. Schwierige Sache, da wir damals nicht wirklich erkannten, was für ein historischer Moment das war – und wir uns nun mühsam auf der Suche nach „Zeitzeugen“ machen mussten. Die erste Station war Halle, wo wir am 25. 5. 1990 beim Bürgerfest in der Pauluskirche auftraten, bei neun (!) Sekunden Nachhall. Aber noch waren wir nicht dort.
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