Fish

Fish

A Parley With Angels

Chocolate Frog Records I VÖ: 21.9.2018

Überzeugende Weltschmerz-Preview

Nachdem der Erscheinungstermin des angekündigten finalen Fish Albums Weltschmerz auf 2019 verschoben wurde, legt der Schotte mit dieser EP einen Vorgeschmack auf das kommende Werk. Düsternis regiert in den drei neuen Stücken (mit einer Laufzeit von rund 30 Minuten). Die Musik verzichtet auf allzu komplexe Strukturen und setzt stattdessen auf klangmalerische Intensität, Groove und die suggestive Kraft der Texte. Mehr ansehen

Fish

Fish

The Moveable Feast – European Tour 2013-2015

Choolate Frog Records / VÖ: 5.12.2016

Emotionales Gewitter

Live-Dokumente aus dem Hause Fish sind immer gnadenlos ehrlich: Beiden Konzerten (Karlsruhe 2013 und Würzburg 2014) hört man auf vier CDs den emotionalen Überdruck an, mit dem sich der Künstler in den Ring wirft. Fishs Gesang ist immer gelebtes Leben, in jeder Sekunde. Die solide arbeitende Band trägt ihren Sänger auch durch schwierige Passagen, bei denen die Stimme brüchig wirkt. Das Karlsruher Konzert mag in Sachen Emotion eine Länge vorn liegen, war die badische Metropole doch damals des Sängers Zweitheimat. Die interessantere Setlist allerdings findet sich im Würzburger Konzert, in dessen Mittelpunkt die komplette High Wood Suite aus A Feast Of Consequences steht. Noch akzentuierter, noch gravitätischer als in den Studiofassungen wirkt die Konzertdarbietung. Faszinierend ökonomisch gesetztes Riffing erzeugt Lustangst und Großkino-Grusel. „Slainte mhath“ – die erste Reminiszenz an Marillion-Zeiten – wirkt anschließend fast wie eine fröhliche Melodie. Das Intro zu „Vigil In The Wilderness Of Mirrors“ wird zu einer furiosen, aber auch resignierten, gesprochenen Anklage gegen alles Böse – und gleichzeitig Bestandsaufnahme der eigenen Ratlosigkeit angesichts der Kriege überall in der Welt, vorgetragen in grundsympathischem deutsch-schottischen Kauderwelsch. „Ich bin 56 Jahre alt, ich habe mehr Angst als ich hatte vor zehn Jahren“, sagt er. Man mag das für pathetisch halten. Glaubhaft ist es allemal. Denn bei Derek William Dick gibt es keine Trennung zwischen dem Menschen und dem Bühnentier, zwischen privat und politisch. Das kommt rüber. Dazu gibt es 20 Seiten atmosphärisch bebilderte Liner Notes von Fish persönlich.

9/10

Fish

Fish

A Feast Of Consequences

Eigenvertrieb shop.fishheads.com / VÖ: 15.9.2013

Ein kapitaler Hecht

Stimmlich wieder deutlich besser in Form, mischt der alte Schotte Politisches, Historisches und Persönliches zu einem Album, das den Vergleich mit seinem Solo-Erstling nicht scheuen muss. Die Stimmung ist weitgehend düster, von Anfang an: „Perfume River“ birgt ein Geheimnis, das es uns nicht gleich verrät, aber in Schlieren von akustischen Gitarren und hinterhältigem Rhythmus andeutet. Ein perfekter Alptraum in einer aus den Fugen geratenen Welt. Die Inszenierung hütet sich vor Über-Arrangements, das dramatische kann alleine die Stimme tragen, die nun auch wieder die Nuancen meistert. Und die es auch braucht, um das zentrale Epos des Albums, das mehrere Songs unter dem Titel The High Wood zusammenfasst, adäquat rüberzubringen. Diese Suite ist inspiriert durch einen Besuch des Künstlers auf den Schlachtfeldern des ersten Weltkriegs. Man hört förmlich das Unheil durch die Wälder stampfen. Faszinierend ökonomisch gesetztes Riffing erzeugt Lustangst und Großkino-Grusel, Chöre wie aus einem Finster-Musical marschieren durch den Solarplexus des Hörers und im Hintergrund lauert der Kashmir-Spirit des altvorderen Zeppelins. Der Sänger schlägt sich mit hörbarem Weltekel durchs Unterholz. Er kann aber auch ganz anders: „Blind To The beautifiul“ ist eine betörend spröde Singer- Songwriter Ballade, veredelt zudem durch eine herrlich unsentimentale Violine (Adrian O’Rourke) die auch an anderen Stellen des Albums positiv auffällt. Und wenn dann mal einfach gerockt wird („All Loved Up“), klingt es selbstbewusst und stolz. Aber nie banal.

9/10

Fish, Samantha

Fish, Samantha

Wild Heart

Ruf Records / VÖ: 14.6.2015

Blues

Samantha Fish, gerade mal 26 Jahre alt, gilt als eine der Großen unter den jungen Bluesern. Ihre zunehmende Popularität mag auch damit zu tun haben, dads sie die Grenzen ihre Genres nach Herzenslust dehnt – auf dem aktuellen Album mehr als je zuvor:Mehr ansehen

Flower Kings

Flower Kings

Paradox Hotel

(SPV / Inside Out) 7 VÖ: 4.4.2006

The Flower Kings kennen kaum Grenzen: Keine musikalischen und kaum zeitliche. 140 Minuten mussten es dieses Mal also sein. Gitarrist Roine Stolt hat fast alles geschrieben. Mehr ansehen

Flower Kings

Flower Kings

The Sum Of No Evil

SPV / Inside Out / VÖ: 25.9.2007

The Sum of No Evil“ heisst eigentlich „Love“. Sagt Flower Kings Mastermind Roine Stolt. So sollte es auch heißen, aber dann kamen die Beatles mit dem Album eben jenes Titels. Pech – und auch irgendwie bezeichnend für die Musik der Flower Kings: Immer von hinten durch die Brust ins Auge. Mehr ansehen

Flower Kings

Flower Kings

Desolation Rose

Inside Out / VÖ: 25.11.2013

Die Kernkompetenz wiedergefunden

Wenn Flower Kings-Mastermind Roine Stolt gar zu produktiv wird, läuft seine Band immer Gefahr, musikalisch zu stagnieren. Umso überraschender erscheint nun das neue Werk, das vor Vitalität gerade so strotzt: Die Band hat an ihrem Songwriting gearbeitet und das Material gemeinsam im Studio erarbeitet und eingespielt. Selten ist es ihnen so gut gelungen, in einem fast 14-minütigen Epos wie dem Opener Tower Onewirklich die Spannung zu halten. Dieses Mal funktioniert es: Der Song steht im Vordergrund, nicht das Gefrickel. Ein Teil führt traumwandlerisch zum anderen, auch rhythmische Brüche sind subtil angelegt, während die Hintergrundfarben fast unmerklich wechseln. Das ganze Album klingt, als habe beim Komponieren die Spiellaune die Feder geführt, und nicht ein abstraktes Konzept. Und das, obwohl es eines gibt: Da geht es ums Versagen der Menschheit, ihre Gier und Ignoranz. Das Album hält seine Kraft über die ganze Länge durch: mit viel dampfender Interaktion zwischen Orgel und Gitarre und saftigen Melodien. Dazu hat sich eine neue Härte in den Sound der Blumenkönige geschlichen: Kantiges Gebolze etwa mit herrlichem Brüllorgelsolo wird in ›Desolation Road‹ aufgeführt. ›Dark Fascist Skies‹ macht mit finsterem Geriffe dem Titel gerecht und mit acht Minuten ›The Resurrected Judas‹ zeigen die Schweden, wie man 70er Jahre Prog ehrenhaft ins 21. Jahrhundert transportiert.

7/10

Flying Colors

Flying Colors

Flying Colors

Second Nature

Mascot Records / VÖ: 30.09.2014

Suhlen im Wohlklang

Es sind garnicht so sehr die zwei langen Stücke, die das zweite album der Prog-Rock-Supergroup zu einem solchen Genuss machen. Klar ist es eine Wohltat zu hören, wie sie im 13minütigen Open Up Your Eyes die Spannung halten, dabei mehrmals Haken schlagen, dabei immer auf dem schmalen Grat zwischen Melodieseligkeit, Härte und Komplexität balancierend. Noch schöner aber ist die Detailverliebtheit, die gerade die kürzeren Songs zu einem wahren Freudenfest macht: Das geradlinig marschierende Mask Machinemit seiner ideenreichen Instrumentierung, die kantige Riffs in Kontrast zu einem butterweichen Chor setzt. ›A Place In Our World besticht durch Beatles-Harmonien und großartiges Orgelspiel. Peaceful Harbor schließlich hat Gospel-Qualitäten, ohne dass man sich gleich in die Kirche geschickt fühlt. In One Love Forever findet der aufmerksame Beobachter des Schaffens von Steve Morse jenes Country-Folk-Flair wieder, die schon ›The Aviator‹ auf Morses Deep Purple-Debüt Purpendicular zu einem aussergewöhnlichen Kabinettsückchen gemacht hatte. Das Album ist die eleganteste, emotionalste Kreuzung zwischen Pop, Rock und Prog, die je zu hören war. Fast immer feierlich, nie pompös oder pseudo-bedeutungsschwanger umwölkt. Einzig Mike Portnoys Drumming ist – wieder mehr als auf dem Debüt – von Größenwahn überschattet. Aber diese unfassbar schöne Musik kriegt auch er nicht zerhackt.

9/10

FM

FM

Nearfest 2006

Esoteric Antenna / VÖ: 24.11.2014

Glanzvolle Auferstehung

2005 hatte Rob LaDuca, Mitbegründer des NEARFest (North East Art Rock Festival) die Idee, das kanadische Trio FM für das kommende Jahr zu gewinnen. FM waren allerdings seit über zehn Jahren nicht mehr aufgetreten, zudem war weder der Original-Violinist und Spezialist für elektrische Mandoline Nash The Slash verfügbar noch sein Nachfolger Ben Mink. Keyboarder Cameron Hawkins und Drummer Martin Deller fanden Ersatz in dem klassischen Musiker Claudio Vena, der sich bereits einige Verdienste im Rock erworben hatte. Die Idee des Auftritts war, Live- Versionen des Materials aus den Alben Black Noise, Surveillance und City Of Fear – auf die Bühne zu bringen. Jene faszinierende Mischung der unterkühlten Perfektion von Yes und Rush mit der Neigung zu eingängigen Melodien, elektronischen Spielereien und brodelndem Jazz-Rock. Dabei warf die Band die Bühnen-Improvisationswut ihrer aktiven Zeit über Bord und beschränkte sich auf weitgehend auf die Reproduktion der Studioversionen. Ein guter Teil der Keyboardklänge kommt vom Sequencer, und so wird eine makellose, hochkonzentrierte und (auf der DVD sieht man es) auch etwas statische Performance geboten mit einem neuen Solisten, der sich hörbar sehr wohlfühlt. Aber in Sofa Back verlässt Cameron Hawkins seine Tastenburg, steigt auf den Bass um, und für die nächsten Minuten steuert die Band auf den explosiven Bühnen-Höhepunkt. Das ist dann doch mehr als die perfekte Reproduktion einer Studiovorlage.

8/10

FM

FM

Transformation

Esoteric Antenna / VÖ: 27.4.2015

Leicht Unterkühlte Auferstehung

FM im Jahr 2015 ist das Baby von Multinstrumenalist, Sänger und Songschreiber Cameron Hawkins, der eine neue Mannschaft um sich geschart hat. Jetzt zum Quartett mit gleich zwei Violinisten angewachsen und abgemischt von Produzenten-As Terry Brown, bleibt die Band ihrem Grundsound weitgehend treu. Mehr ansehen