Rocken bis der Arzt kommt
Niotiz: Im Frühjahr 2019 erreichte mich ein Anruf der Stadtredaktion der Badischen Neuesten Nachrichten, für die ich im allgemeinen wenig unterwegs bin. Es gebe da ein großartige Band, bestehend nur aus Ärzten, die träten nur selten auf, aber wenn, dann oho! Mit denen sollte ich mich doch mal ins Benehmen setzen, denn nur ich könne das….Was ich auch tat, und ich war überrascht. Dass die spielen können, war eh klar. Aber da ist die ernorme Bandbreite des Repertoires und nicht zuletzt das „furchterregende“ Outfit mit Fake-Tattoos und allem, was einen echten Rocker eben so auszeichnet. Mein Bild von Ärzten war vorher ein anderes (okay, mal von dieser Berliner Band selbigen Namens abgesehen). Und vor allem: Spaß! Here we go….
Fotos: Copyright Nicole Heil
Ein Abend Anfang Mai im Karlsruher Substage: Der Laden ist voll, das Publikum tobt. Auf der Bühne schafft sich eine Band durch ein Repertoire von knüppelhartem Metal über Pop bis hin zu Schlagern. Die Herren und Damen sehen aus, wie eben Rocker aussehen: Lederklamotten. Tattoos – die ganze stilechte Optik. Erst nach fünf Zugaben geht die Party zu Ende. Aber halt: Wie hiess die Band nochmal? Like A Surgeon? Zu deutsch: Wie ein Chirurg. Man reibt sich die Ohren und staunt.
Mehr ansehen
Der Panikpräsident sorgte für „Karlsunruhe“
Udo Lindenberg machte aus der dm-arena die „Durchmischarena“ – und traf sich vorher mit Fans. „Wir sind Kumpels von Udo vom Niederrhein. Wir fahren immer mit“, murmelt der finstere Mafioso. Man sieht es: Schlapphut tief ins Gesicht gezogen, Sonnenbrille, ganz in schwarz und um den Bauch den „Panik-Gürtel“. Frank Tenbruck heißt er, er bewegt sich wie sein Idol, aber er spricht deutlicher. Man trifft die Udo-Klons überall in der dm-arena vor der Bühne, männliche wie weibliche. Armin Eckmayer bezeichnet sich als Edel-Fan und distanziert sich davon: „Ich würde nie in dieser Verkleidung herumlaufen, davon distanziere ich mich.“ Aber wo Udo ist, da ist auch er, bis zu einem Dutzend Mal im Jahr. „Da gibt es diese blöde Sendung ‚Deutschland sucht den Superstar’. Die brauchen doch nur zu einem Lindenberg-Konzert gehen, dann sehen sie den Superstar“, meint er.Mehr ansehen
Unveröffentlichter Text, September 2019
Man muss sich Steve Lukather als eine total sympathischen, wortgewaltigen. lustigen Typen vorstellen.Mehr ansehen
Das Bukowski-Album
Erschienen im ROCKS Magazin 2014
Recherchenotiz, 15. Dezember 2019: Der Text basiert im wesentlichen auf einem ausführlichen Interview, das ich mit Fish in einem asiatischen Restaurant am Karlsruher Ludwigsplatz führte. Er trank Sake, ich Cola Light. Damals war er eigentlich wild entschlossen, seinen Erstwohnsitz nach Karlsruhe zu verlegen. Er schätzte die Gelassenheit der Menschen, erzählte von der mangelnden Aggressivität. Ganz anders sehe es in seiner Heimat aus. Anfangs hatte ich den Eindruck, er wollte nicht wirklich über das Thema „Clutching At Straws“ sprechen, aber im Lauf des Gesprächs redete er sich richtig in Rage. So hatte ich ihn Jahre zuvor kennen gelernt, als er seine Tourmanagerin (?) zusammenfaltete, weil sie ihm einen gar zu frühen Flug gebucht hatte: Ein Mann, der das Herz auf der Zunge trägt, der andere – aber auch sich selbst – nicht schont. Wobei man sich immer wieder fragt: Wollen wir als Fans, als Journalisten, es wirklich alles so genau wissen? Auf der einen Seite. Auf der anderen Seite sind wir natürlch nicht erst seit 2014 gespannt auf die Autobiographie des schottischen Sängers. Der nach dem Interview vorschlug, man solle doch nun noch zusammen einen Kaffee trinken gehen, gleich nebenan, seine Freundin Simoen käme auch gleich. Dann gab es zwei Stunden lang den höchst amüsanten Privat-Entertainer Derek William Dick, Anekdoten und die wahre Geschichte dieses Paares, das mittlerweile glücklich verheiratet in Schottland lebt. Aber die soll hier nicht erzählt werden….
1985 heben Marillion ab in den Hyperraum. Der Single Hit ›Kayleigh‹ ist schuld am plötzlichen Erfolg der Band. Die Single zieht das Album Misplaced Childhood im Juni 1985 bis auf Platz 1 der britischen Album Charts mit, die Progressive-Rock Band aus Aylesbury hat sich mit dem Erfolg in die Oberliga der Rockbands geschossen. Der Druck ist immens, als die Band sich an das Nachfolgealbum macht. Clutching At Straws wird brillant, aber ist auch der Anfang vom Ende der Ära Fish, der die Geschichte noch einmal aus seiner Sicht erzählt.Mehr ansehen
Berliner Multitalent aus Schwaben
Begegnung mit Albrecht Metzger, unter anderem Kabarettist,
2008 spielte Albecht Metzger, früher bekannt als Rockpalast Moderator, im Karlsruher Sandkorn-Theater ein großartiges Kabarettprogramm, das indirekt auch ziemlich viel mit seiner Vergangenheit zu tun hatte. Nach einem vorhergehenden Auftritt hatte ich eine Kritik geschrieben, die er wohl sehr zutreffend fand. Er fühlte sich offenbar verstanden. Daraufhin gab’s dann noch ein Porträt in den Badischen Neuesten Nachrichten, und irgendwann saß er dann mal bei mit zuhause auf der Couch und schenkte mir eine Weisspressung der LP seiner damaligen Stuttgarter Politrockband Hotzenplotz. „Wir waren eigentlich recht harmlos“, sagte er damals. „In Karlsruhe gab es doch eine Band, die waren viel härter drauf als wir…. Checkpoint Charlie“. Da schau her. Hier nun also alles, was ich über Albrecht damals schrob, zusammengefasst zu einem Text. Es stimmt wohl so noch immer.
Er macht alles selbst. Das Management, die Bühnentechnik, das Bühnenbild, er ist sein eigener Fahrer und Roadie, sein eigener Booking- Agent und Tourneeplaner. Es ist Mittwochabend, Albrecht Metzger ist mit seinem Kabarettprogramm „Sex & Drugs & Rock’n Roll“ zu Gast im Karlsruher Sandkorn Theater. Morgens von Berlin angereist, aufbauen, spielen, abbauen, am nächsten Morgen zurück. „Scheißplanung“, feixt er, „aber ich bin ja selber schuld“. Das sei halt eben Rock’n’Roll, fügt er entschuldigend hinzu.
Mehr ansehen
„Ich bin Ihr Botschafter“
Def Leppard-Sänger Joe Elliott über Mott The Hoople und Ian Hunter
Fotos: Copyright Madfish
Mott The Hoople heißen Silence, bis sie ihr späterer Produzent Guy Stevens unter seine Fittiche nahm. Er wollte ein Band kreieren, die wie ein Mischung zwischen Dylan und den Rolling Stones klingen sollte. In Ian Hunter finden Band und Produzent den geeigneten Frontmann, eine chaotische Karriere folgt, die 1972 den Höhepunkt mit ›All The Young Dudes‹ erreicht, von David Bowie komponiert und produziert. Nach dem Ende von Mott The Hoople macht Ian Hunter solo weiter, bis heute. Einer hat diese Karrieren seit Kindesbeinen mit Leidenschaft verfolgt: Def Leppard Sänger Joe Elliot rührt schon seit Schultagen die Werbetrommel für Hunter & Co. Nur konsequent, das der Junge aus Sheffield 2009 beim letzten der Mott The Hoople Reunion Konzerte, das Vorprogramm bestreiten durfte. Nein, musste. Mehr ansehen
Die Initialzündung
NOTIZ: Anfang Mai 2008, habe ich dieses Foto von Wolfgang Niedecken gemacht, und er hat mir zu dem Dylan-Album diese Geschichte erzählt. (Das Album hatte ich fürs Foto selbst mitgebracht, es gehört meiner Frau.) Erschienen ist das in der Rubrik „Helden über Helden“ im ROCKS Magazin
Ohne Dieter Müller hätte es BAP nie gegeben. Bei der Fußball-EM 1976 gab der Kölner sein Nationalmannschafts-Debüt. Die Bundesrepublik lag gegen Jugoslawien mit 2:1 hinten. Müller kam in der 79. Minute und schoss drei Tore. Herr Niedecken hatte einen entsprechenden Brummschädel am Tag danach, und war zu schwach, dem frühen Anrufer am 18. Juni 1976 abzusagen. Der Saxophonist seiner ehemaligen Schülerband rief zu einer ersten Bandprobe für das was später einmal BAP werden sollte. Aber auch ohne Bob Dylan hätte es BAP wohl nie gegeben. Denn seine 76er LP „Desire“ war die Initialzündung für Niedecken, nach langer Pause wieder zur Gitarre zu greifen. Mehr ansehen
Auf keinen Fall ein Dylan-Hansel
Ohne Bob Dylan hätte es BAP nie gegeben. Wer die Geschichte der Kölner Band auch nur bruchstückhaft kennt, weiß das. Jetzt hat Wolfgang Niedecken ein Buch über Bob Dylan geschrieben, das seine eigene Karriere mit der seiner amerikanischen Inspirationsquelle verschränkt. Es ist auch eine vorläufige Bilanz der jahrzehntelangen Beschäftigung des Kölners mit Dylan.
2018 geht Wolfgang Niedecken für die TV-Dokumentation »Bob Dylans Amerika« auf Spurensuche kreuz und quer durch die USA. Er besucht Wirkungsstätten seines Vorbildes und trifft Weggefährten wie Dave Stewart von den Eurythmics, den großen Popkultur-Fotografen Elliot Landy oder Todd Gitlin, Soziologe und ehemaliger Aktivist der 68er Bewegung. 2020 erscheint das BAP-Album Alles fliesst, Live-Auftritte sind wegen Corona nicht möglich. So findet der Kölner Zeit, endlich das dem Verlag schon länger zugesagte Buch »Wolfgang Niedecken über Bob Dylan« zu schreiben, das Dylan würdigt und zugleich offenlegt, welchen wichtigen Einfluss der Amerikaner auf das Lebenswerk des Kölners hatte und hat. Dabei will Niedecken sich nicht als »Dylanhansel« verstanden wissen.Mehr ansehen
Fortsetzung folgt…. Wolfgang Niedecken wird 70
Fotos: Copyright Tina Niedecken
Es hätte anders kommen können: 1974 hatte Wolfgang Niedecken sein Kunststudium erfolgreich abgeschlossen und in New York monatelang bei Larry Rivers, dem „Großvater der Pop Art“, gewohnt. Der Weg schien vorgezeichnet, wäre der junge Kölner, der am 30. März 70 wird, nicht 1976 im Zivildienst einem Hardvore-Bob-Dylan-Fan begegnet, der jeden Tag dessen „Desire“ Album zu Gehör brachte. Der Kunststudent nahm die schon beiseite gelegte Gitarre wieder in die Hand. Noch im gleichen Jahr entstand BAP. Niedecken hatte schon 1974 einen eigenen Song auf Kölsch geschrieben: „Helfe kann dir keiner“. Damit war der Weg für die kommenden 45 Jahre vorgezeichnet: Niedecken hielt seine Band durch alle Stürme, Besetzungswechsel und gegen jede Mode auf Kurs: Rockmusik, von Vorbildern wie Dylan, Neil Young und den Rolling Stones beeinflusst, aber immer auf Kölsch. „All ming Jedanke, all ming Jeföhle. Hann ich – sulang ich denke kann.Immer noch ussjelääf oder erdraare, En unserer eijne Sprooch.“ heißt es im 1999 veröffentlichten Song „Für ‘ne Moment“.Mehr ansehen
Und ewig scheint die Sonne
Night Ranger bleiben mit Somewhere In California kalifornisch bis ins Mark
Notiz: Die Story basiert auf einem Telefoninterview, das ich mit Jack Blades fürs ROCKS-Magazin geführt habe
Bandfotos: Copyright Ash Newell Photography
Night Ranger auf Dienstgipfelhöhe beim ersten Rock am Ring Festival, Sonntag, 26. Mai 1985. Gegeben wird ›Don’t tell me you love me‹, die Eröffnungsnummer ihre Debütalbums Dawn Patrol von 1983. Da singt ein junger Jack Blades, gewandet in die Modesünden der damaligen Zeit, mit dem etwas übermotiviertem Bewegungsdrang eines B-Movie Darstellers. Die anderen sehen auch nicht besser aus und bewegen sich ebenso linkisch wie hektisch. Die Herren Gitarristen Jeff Watson und Brad Gillis springen auf die Rampen, duellieren sich mit ihren ultraschnellen Läufen, suhlen sich förmlich im Wohlklang. Diese Verbindung von Gitarrenattacke und sehr pop-affinem Songwriting ist das Alleinstellungsmerkmal der kalifornischen Kapelle, und am Schluss ruft Jack Blades „Thank You very much, we’ll see you again very soon“. Das mit dem very soon ist nichts geworden, denn Night Ranger sind in diesem Jahr zum ersten Mal seit 1985 in Deutschland zu sehen. Mehr ansehen