Mit Energie und Leidenschaft
Notiz: Für die großartige Inszenierung des „Jedermann“-Stoffes am Stadttheater Pforzheim war musikalisch die Kaiserslauterner Progmetal-Band Vanden Plas zuständig. Zusammen mit einem großen Ensemble inklusive Orchester, Opernchor, Tänzern wurde ein opulente Vision geschaffen. Ich konnte im Vorfeld bei den Proben zuschauen und mich ausführlich mit zwei der Hauptdarsteller – Chris Murray und Andy Kuntz – in aller Ausführlichkeit unterhalten. Es war mir ein Fest, bei dem ich wieder mal was gelernt habe. Der Artikel erschien im ROCKS und den BNN in jeweils gekürzter Fassung.
Fotos: Copyricht Sabine Haymann
Vanden Plas sind eine der produktivsten deutschen Progressive Metal Bands. Neben ihren regulären CD-Veröffentlichungen ist die Band um Sänger Andy Kuntz immer wieder an aufwendigen Theater–Projekten beteiligt. Das bislang letzte ist Everyman, die Umsetzung des klassischen Jedermann-Stoffes, derzeit am Theater Pforzheim zu sehen. Ein Blick hinter die Kulissen einer solchen Crossover-Inszenierung.Mehr ansehen
Opulenz unterm Regenbogen
Rockoper „Everyman“ hatte Premiere am Theater Pforzheim, 14.2.2019
Fotos: Copyright Sabine Haymann
Aus 500 Lampen strahlt der Regenbogen, der das Bühnenbild dominiert – und ist damit Symbol für die Üppigkeit dieser Neuinszenierung der Rockoper „Everyman“, die am vergangenen Samstag am Theater Pforzheim Premiere hatte. Wobei Rockoper ein zu eng gefasster Terminus für dieses bunte Spektakulum ist. Musikalisch ist dieser „Everyman“ – komponiert von Mitgliedern der Kaiserslauterer Progressive Metal Band Vanden Plas eine in jedder Hinsicht aus dem Vollen schöpfende Mischung der Opulenz des Musical, dem Drama der Oper, der Leichtigkeit des Jazz, pop-affiner Balladenseligkeit und der Härte der Metal Musik.Mehr ansehen
Das ZEIT-Magazin, das Abklingbecken für den Müll der Werbung abschlagenden Mode-Industrie, bringt in seiner aktuellen Ausgabe eine Fotostrecke über die „Popmusikerin“ Dua Lipa. Illustriert wird das Interview mit einer Anzahl großformatiger Bilder, die dann beispielsweise so betextet sind: „Ich habe Hoffnung, weil ich die jüngere Generation beobachte.“ Unterzeile: „Rückenfreier Strickpullover und Strick-Shorts von Salvatore Farragamo, Nylonhose von Off-White.“
… in zünftiger Maskerade trotzend, setzte dieses ältere Ehepaar seinen aufopferungsvollen Ausritt über den Starnberger See fort.
„Ich fühle mich jetzt nicht als Künstler“
Noch so eine Erinnerung: im Juni 2008 traf ich Fritz Rau in Ettlingen bei einer Schulveranstaltung. Es war nicht das einzige Mal. Für die Welle Fidelitas, später „Welle“, habe ich ihn des öfteren interviewt. Er hat mich dabei immer gedutzt, ich ihn gesiezt. Und auf jede Frage, die man ihm stellte, bekam man eine ungefähr eine Stunde lange Antwort. Langweilig war‘s nie…… Das also stand im Juni 2008 in der Ettlinger Ausgabe der BNN
Begegnung mit Fritz Rau
So mucksmäuschenstill dürfte es in der Aula des Eichendorff-Gymnasiums selten zugegangen sein, wie gestern Vormittag, als die Schüler gebannt dem Vortrag des vom größten Konzertveranstalter Europas zum „Vortragskünstler“ gewordenen Fritz Rau lauschten. Mehr ansehen
Lese gerade, dass es der Tag ist, an dem vor 35 Jahren „Perfect Strangers“ erschien, das Reunion Album der lautesten Jazzband der Welt – Deep Purple. Oh ja, damals war ich zwar immerhin schon 28 Jahre alt – also kein pubertierender Fanboy mehr – aber das hat in mir ähnliche pulsierende Obliterationen ausgelöst wie seinerzeit, also sellemols auf gut kurpfälzisch. „Ich muss jetzt in den Plattenladen, und wenn der 500 Kilomneter weit weg ist und ich durch einen Feuerreifen springen muss!“, karfunkelte es in mir.Mehr ansehen
Jetzt schreibe ich schon seit 12 Jahren für das famose ROCKS Magazin, aber in diesem Heft habe ich es mit meiner Geschichte tatsächchlich mal auf den Titel geschafft. Satte zehn Seiten lang ist das Ding über das neue Deep Purple Album „Whoosh!“ geworden, also quasi schon fast eine Doktorarbeit. Mehr ansehen
Gestern abend um 19.00 kam es zu einer konspirativen Versammlung (unter Wahrung aller Hygienevorschriften) gegenüber dem AKW Philippsburg. Fünf offensichtlich verwirrte Mitglieder der geriatrischen Rockband Purple Haze, die in den 70er- und 80er Jahren in der Heidelberger und Karlsruher Region weltberühmt war, trafen sich aus unerfindlichen Grümden, um finstere Fotos mit unklarer Aussage zu
machen, die der Redaktion dieser Facebook-Seite zugespielt wurden. Schon gegen 19.30 löste sich die Versammlung auf. Kuze Zeit später, heute morgen um 6.06 Uhr, sanken die Kühltürme wie von Zauberhand gesprengt in sich zusammen. Besteht ein Zusammenhang? Waren es diese Gestalten, die schon damals das Kraftwerk wegsingen wollten? Fragen sie ihren WIRROLOGEN!Mehr ansehen
Kollege Andreas Jüttner hat in den BNN mein Büchlein rezensiert. Uns was soll ich sagen, ich krieg‘ einen roten Kopf….
Als wäre man mittendrin im Konzert
„Viel Lärm um Alles“: Buch mit 105 Rezensionen aus knapp 20 Jahren von BNN-Autor Thomas Zimmer
„Konzerte zum Lesen“ verspricht der Untertitel des Buchs „Viel Lärm um Alles“ des Karlsruher Musikkritikers Thomas Zimmer. Und entgegen des Bonmots, über Musik zu schreiben sei wie über Architektur zu tanzen, löst es dieses Versprechen auch ein. Denn Zimmer hat das Gespür dafür, die Stimmung eines Ereignisses so in Worte zu fassen, dass man meint, mittendrin dabei zu sein. Etwa wenn der Songwriter Chris Eckman im Jubez eine Strophe lang nur eine Saite zupft. „Wenn nach drei Minuten der erste Akkord fällt, hört man Breitwandfilme.“ Oder wenn die Metal-Queen Doro im Substage ihr Publikum mitreißt: „Und immer dann, wenn es alle ahnen, geht der Drummer auf Halftime, und jeder Luftgitarrist, der etwas auf sich hält, greift sich gleißend in den Schritt.“ Ein solches Bild sagt mehr als tausend Titel- oder Stilauflistungen. Genau wie die Beschreibung, die Band des alten Bluesrecken Chris Farlowe spiele „tight und furztrocken wie ein Kaktus neben einer rostigen Zapfsäule“.
Wer „objektive“ Beschreibungen aus dem Musik-Almanach sucht, ist hier offenkundig ebenso falsch wie Menschen, deren CD-Sammlung nach „Rezensionen“ aus Elektronikmarkt-Werbeheftchen zusammengestellt ist. Zimmers Texte sind so subjektiv, wie eine aufrichtige Auseinandersetzung mit Musik im Idealfall sein sollte. Wobei subjektiv nicht bedeutet, dass hier eine Einzelmeinung zum unfehlbaren Urteil erhoben wird, sondern dass eine Meinung formuliert und begründet wird.
Das erfolgt nicht immer zur Freude jener Fans, die sich, wie es im Vorwort heißt, nur in ihrer Heldenverehrung bestätigt sehen wollen, und deren mitunter per Leserbrief eintreffende Widerworte im Buch ebenfalls Platz finden. Doch das Buch entkräftet jeden Verdacht, Zimmer erfülle das Kritikerklischee des verissfreudigen Scharfrichters: Unter 105 Texten aus knapp 20 Jahren, alphabetisch geordnet von Bryan Adams bis ZZ Top, zeugen nicht mal zehn von grundlegendem Unbehagen. Das entzündet sich vor allem an allzu platten Posen und wohlfühliger Bravheit, sei es im bemühten Mittelalter-Folk des Ritchie-Blackmore-Projektes „Night“, im offensiven Publikumsliebhaben von Deutschpop-Star Bosse oder in den Pseudo-Folksongs der Mighty Oaks, die „Binsenweisheiten und Allerweltsgefühle als nachdenkliche Poesie verkaufen wollen“.
Vollauf begeistert hingegen ist der Rezensent oft von Konzerten, bei denen härter gerockt wird, was aber nicht ausschließlich mit der Musikrichtung zu tun hat, sondern mit der dort oft zu erlebenden Spielfreude. Über das Konzert von Danko Jones 2004 im Substage sinniert er sinngemäß: Würde der KSC seine Angriffe mit der gleichen Intensität vortragen, dann wäre das gegnerische Tor weg und der Strafraum ein Krater. Hardrock-Scheuklappen sucht man dennoch vergebens: Das Buch zeugt auch von Begeisterung für die Freigeister Guru Guru, die erdverbundenen Hooters oder die in alle Stilrichtungen offenen Jewish Monkeys. Und eine Pur-Rezension, die seinerzeit einigen Lesern offenbar zuwenig lobende Superlative enthielt, beleuchtet die oft übersehenen musikalischen Qualitäten der Band.
Zugegeben: Eine unvoreingenommene Rezension dieses Buches ist auf dieser Seite nicht möglich. Schließlich waren hier fast alle der im Buch versammelten Texte in den vergangenen 20 Jahren schon mal zu lesen, denn Thomas Zimmer schreibt seit Ende der 90er Jahre für diese Zeitung. Laut Klappentext auch, um „nagende Schuldgefühle“ aus seiner Zeit beim privaten Rundfunk abzutragen, wo er ab den 80er Jahren „auch verantwortlich für die Versendung von musikalischem Müll“ gewesen sei. Streift man nun aber durch dieses Buch, möchte man nicht nur sofort aufs nächstmögliche Konzert gehen, sondern hofft auch, dass diese Schuldgefühle noch eine Weile anhalten. Andreas Jüttner
Thomas Zimmer: Viel Lärm um Alles. Selbstverlag. 236 Seiten, 14,90 Euro. Erhältlich in der BNN-Geschäftsstelle Lammstraße 1-5, in der Stephanus-Buchhandlung sowie beim Rock-Shop.
Vor ein paar Tagen ist der legendäte Ken Hensley gestorben. Ich habe anlässlich dieser traurigen Nachricht ein bisschen in meinen Archiven gekramt und unter anderem gefunden, was er mir im Jahr 2008 bei einer Begegnung in Karlsruhe über einen seiner persönlichen „Urknälle“ erzählt hat…..
Die 50er Jahre: In Amerika tobt die Musik des Teufels – der Rock’n’Roll ist los,. Ein Bursche namens Elvis Presley macht die Mädels verrückt, treibt die Eltern in den Wahnsinn und ruft die Moralwächter auf den Plan. Ein kleiner Knirps von nicht mal zwölf Jahren in einer englischen Kleinstadt, weit weg von den Metropolen des Rock’n’Roll, hat Glück: Wenn Du die richtigen Freunde hast, kriegst Du eben auch in einer Kleinstadt nahe London namens Stevenage/Hertfordshire den King Of Rock’n’Roll aus den USA zu hören. Der junge Mann, dessen Vater von den spinnerten Träumen seine Sohnes gar nicht begeistert ist, heißt Ken Hensley, er wird über ein Jahrzehnt später maßgeblich an der Entstehung es klassischen Uriah-Heep-Sounds beteiligt sein. Bis dahin wird sich sein Musikgeschmack auch ein wenig dorthin gedreht haben, wo ein härterer Wind pfeift.
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