Walk The Earth
Hell & Back Records / VÖ: 20.10.2017
Jetzt mit weniger Kohlehydraten
Eine Hymne ist Pflicht pro Album: ›Walk The Earth‹ schreitet gravitätisch das vertraute, traditionelle Europe-Terrain ab: Vom Orgelschwellkörper zum Riff zum großmächtigen Joey-Tempest Gesang. Der singt nicht, der deklamiert, während die Kapelle das gewohnte Breitwand- Kino durchexerziert. Aber danach beginnt eine teils doch recht schräge Achterbahnfahrt, bei der die Schweden immer wieder die Grenzen dessen auslosten, was sie ihrem Publikum glauben zumuten zu können. Mehr ansehen
Bag Of Bones
ear Music / VÖ: 18.04.2012
Vorwärts in die Vergangenheit
Ja, und es geht doch! Hatte man bei Last Look At Eden (2009) den leisen Verdacht, sie könnten wieder für Momente in Richtung 80er Jahre Pomp zu schielen, setzen sie nun ihren modernisierten Sound des 21. Jahrhunderts kraft voll fort. Das heißt bei ihnen: Der klassische Hardrock der 70er Jahre feiert konsequent wie noch nie fröhliche Urständ – nicht unbedingt originellem, aber mit blödsinnig glücklich machendem Ergebnis.
Um ja keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, startet das Album gleich mit dem scharfkantigen ›Riches To Rags‹: Ian Haughland macht den Bonham, Norum feuert ein wohldurchdachtes Soli: Kurz, schnell, auf den Punkt. Damit ist die Duftmarke gesetzt für den Rest.
›Not Supposed To Sing The Blues‹ ist der Anker des Album. Hier ist alles drin: Ein schwerer Midtempo Riff zwischen Purple und Sabbath angesiedelt, eine orientalische Led Zeppelin Bridge, die die Brücke zu einem hochmelodiösen Europe-Refrain baut, dann wieder ein schmurgelndes, gurgelndes, wahwah-furioses Norum-Solo – und Joey Tempest auf der Höhe seiner Kunst: der Mann, der nicht unbedingt die archetypische Stimme eines Hardrockers hat, aber doch mit den Jahren immer mehr Blues-Timbre und damit Glaubwürdigkeit gewinnt. Der autobiographische Text verweist auf Led Zeppelin, AC/DC und fragt, ob einer wie er denn überhaupt den Blues singen dürfe. Spätestens mit My Woman My Friend mit seiner breitwandig inszenierten Melancholie sollte die Frage beantwortet sein. Dazu die beiläufigen effektvollen Gitarrenlicks, von unten beheizt (wie auf dem ganzen Album) die schweinischste Schweineorgel, zu der ein Mic Micaeli fähig ist. Ja, eine Ballade gibt’s auch: ›Bring It All Home‹. Man vergleiche mit ›Carrie‹, dann weiss man, was ein musikalischer Reifeprozess ist.
9/10 Thomas Zimmer
Den Sound neu definiert mit „Walk The Earth“
Vor zwei Jahren haben Europe mit War Of Kings ein von Kritik und Fans gleichermassen hochgelobtes Album veröffentlicht, 2016 haben sie in zehn Konzerten noch einmal ihr Erfolgsalbum The Final Countdown in voller Länge abgefeiert, und nun legen sie mit Walk The Earth ihr elftes reguläres Studialbum vor, das den Europe-Sound – zumindest in Nuancen – neu definiert.
»Die Haltung, die dahintersteht, die Arbeitsweise, war bei beiden Alben ziemlich ähnlich. Ich finde allerdings, Walk The Earth ist ein bisschen mehr Abenteuer, was Aufnahmetechnik, Texte und Songwriting generell betrifft. Wir hatten viel Spaß dabei, ein bisschen mehr zu experimentieren – genauso wie wir Spaß hatten, wieder große Riffs und Melodien zu erfinden«, sagt Joey Tempest. Während War Of Kings fast durchgängig ein melodiesattes Statement für den Überlebenswillen des Genres Classic Rock war, erlaubt sich das Quintett nun wieder gelegentlich, seine schräge, düstere Seite – allerdings in vorsichtiger Dosierung – hervorzukitzeln. Mehr ansehen
Saudades de Rock
Frontiers / VÖ: 12.8.2008
12 Jahre Pause, und nun also wieder ein Extreme Album, Man hört und fragt sich zunehmend verwundert, was man dereinst an dieser Band so zu schätzen wusste? War es der Gesang von Gary Cherone mit seiner genre-untypischen Mischung aus Hitzköpfigkeit und Unterkühltheit? Mehr ansehen
Musik als komische Sprache
Faltsch Wagoni im Jubez, Karlsruhe, 14.2.2009
Er fängt an, auf der singenden Säge „O sole mio“ zu spielen, und da merkt sie umgehend an, sie habe schon immer ein Soloprogramm machen wollen. Was ihm wiederum Gelegenheit gibt, mit einem beiläufigen „Ohne mich!“ zu antworten. Will man denn einen roten Faden in diesem „Best of“ Programm sehen, dass das Musikkabarettisten-Duo Faltsch Wagoni (Silvana Prosperi und Thomas Busse) am Samstag im Jubez aufführte, dann mag es im weitesten Sinne der Kampf der Geschlechter sein. Dem nähren sich die beiden zumeist mit dem Mittel des Wortspiels. Hinlänglich subtil, selten grobklotzig. Lösungen werden nicht angeboten. Stattdessen gibt es musikalisch mit vielfältigen Mitteln in Szene gesetzte Frage- und Ausrufezeichen.Mehr ansehen
Uli Twelker
Georgie Fame – There’s Nothing Else To Do
1959 wurde der 16jährige Pianist Clive Powell aus Leigh bei Manchester zu Georgie Fame. Schuld daran war der Impressario Larry Parnes, der ein Händchen fürs Geld machen und das Erfinden von Künstlernamen hatte. Es hätte schlimmer kommen können: Ob aus Georgie Fame unter dem Namen „Lance Fortune“ wohl was geworden wäre, bleibt dahingestellt. Mehr ansehen
Totem
Medieval Pagan Folk
Curzweyhl / VÖ: 2.7.2007
Keine sägenden Dudelsäcke. Keine Bratzgitarren. Nimmermehr waten in Blut und Knochensplittern, stattdessen schweben mit Elfen und Kobolden allhier. Die finsteren Faune aus der Münchner Gegend flechten uns das Tanzbein schön, naturverbunden, finster und mystisch. Bei weitem nicht so bodenständig wie Schandmaul, zu denen es Verbindungen gibt. Mehr ansehen
Life is People
Dead Oceans / VÖ: 24.8.2012
Abgeklärtes Alterswerk
Bill Fay hat Anfang der 70er Jahre zwei Alben aufgenommen, die in der Versenkung verschwunden sind – aber von Künstlern wie Nick Cave oder Wilco’s Jeff Tweedy (der auch bei einem Track mitsingt) hoch geschätzt werden. Fay hat seinen Lebensunterhalt in den vergangenen Jahrzehnten nicht mit Musik verdient: Mehr ansehen
Nuits de Fourvière – Live in Lyon (CD/Blue Ray)
Eagle Rock / 20.9.2013
Der Rockkritiker Lester Bangs hat vor Jahrzehnten über eine Begegnung mit Bryan Ferry gesagt: »Der Mann war so gleichgültig. Er stand da im weißen Smoking mit einer Zigarette in der Hand und sagte nicht ein Wort. Man hätte ihn in eine Ecke schieben, ihm einen Martini in die Hand drücken und ihn völlig vergessen sollen. Wie alle diese auf Effekte eingestellten Bands ist auch Roxy Music mehr darauf aus, sich in immer anderer Kleidung zu zeigen und anzukommen, als sich mit der echten Rock’nRoll Musik auseinanderzusetzen.Mehr ansehen
Drive Me Mad
Irish Speed Folk
Indigo / VÖ: 12.1.2007
Irish Folk aus Franken, mit harten Bandagen gespielt, dafür steht Fiddlers Green seit über 15 Jahren. Es war die Energie, die zupackende Entschlossenheit, die im positiv en Sinne überschäumende Spielwut, gekoppelt mit der gegensätzlichen Ausstrahlung von zwei Frontleuten: Mehr ansehen