Zuerst veröffentlicht im ROCKS Magazin 2020. Das Ergebnis eines – wie immer höchst anregenden – Gesprächs mit Herrn Dick. In der Vorberitung hatte ich mir eine Folge seines höchst unterhaltsamen Videoblogs „Fish On Friday“ angeschaut, und mich über den Einstieg amüsiert. Da nämlich zeigte er seinen Fans das Getränk, das er aus Sicherheitsgründen während der Aufzeichnung zu sich nahm: Erdinger Weissbier alkoholfrei. Genau die Droge, die ich seit einigen Tagen zum Zeitpunkt des Interviews zu mir nahm. Auch darüber redeten wir, aber auch über seine Sehnsucht nach Karlsruhe, über die Zipperlein älterer Herren – das alles steht nicht in dm Artikel. Aber wenn ich Zeit habe, kommt irgendwann das ganze Interview im Wortlaut noch auf dieser Seite….. also: hier ist der Artikel
Der lange Schotte macht Ernst: Mit dem Album Weltschmerz und der (hoffentlich) folgenden Tour beendet Fish seine Karriere als Musiker. Danach will er sich aufs Schreiben verlegen, konkrete Plöäne allerdings gibt es noch nicht. Mit dem opulenten Doppelalbum breitet er noch einmal seine Sicht auf den Zustand der Welt aus. Und die ist erwartungsgemäß melancholisch-düster.
Fotos: Copyright Kai R Joachim
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„Jetzt atmen wir einfach mal ins linke Knie“
Nepo Fitz im Epernay Saal des Ettlinger Schlosses, 16.1.2011
Auf dem Land ist alles ganz anders als in der Stadt – und wenn man in der niederbayrischen Provinz als Sohn der Kabarettistin Lisa Fitz aufwächst, ist es nochmal anders, und das heißt nicht etwa einfacher. Das ist die Botschaft, mit der Nepomuk „Nepo“ Fitz das Publikum im Epernay-Saal des Ettlinger Schlosses im Sturm erobert. Gleich vorneweg: Fitz ist den meisten Comedians, die sich mit den Initiationsriten der Mann-Werdung beschäftigen, haushoch überlegen. Das ist zum einem seinem schauspielerischen Talent zu danken, zum anderen seiner Distanz zu allfälligen Platitüden. Das alles trotz des furchteinflößenden Programmtitels „Pimpftown – wie werde ich ein Mann?“.Mehr ansehen
„Ich bin die Urmutter“ Eine Begegnung mit Joy Fleming
Joy Fleming beantwortet sogar Fragen, die ihr gar niemand gestellt hat: „Ich mag des ned, wann mer mich immer frogt; wie singt dann die Lena, was macht die? Was soll ich damit, ich kenn‘ die Fraa garnet“. Soviel zum Thema neues deutsches Fräuleinwunder. Jetzt zu den ernsten Themen. Joy Fleming braucht nicht viel: Sie kommt mit ihrem kleinen Schminkköfferchen reingerauscht, ein Blick in den mitgebrachten Spiegel, fertig. Maske vor der TV-Aufzeichnung? Fehlanzeige. Sie hat ja ihre Stimme dabei, das reicht. Joy Fleming, wie sie leibt und lebt. Am Donnerstagabend war sie im bei der Aufzeichnung der „Deutschen Schlager Hitparade“ in Alten Event Fabrik Waldbronn-Neurod zu Gast und stellte Titel aus ihrer neuen CD „So bin ich“ vor.Mehr ansehen
Paradox Hotel
(SPV / Inside Out) 7 VÖ: 4.4.2006
The Flower Kings kennen kaum Grenzen: Keine musikalischen und kaum zeitliche. 140 Minuten mussten es dieses Mal also sein. Gitarrist Roine Stolt hat fast alles geschrieben. Mehr ansehen
The Sum Of No Evil
SPV / Inside Out / VÖ: 25.9.2007
„The Sum of No Evil“ heisst eigentlich „Love“. Sagt Flower Kings Mastermind Roine Stolt. So sollte es auch heißen, aber dann kamen die Beatles mit dem Album eben jenes Titels. Pech – und auch irgendwie bezeichnend für die Musik der Flower Kings: Immer von hinten durch die Brust ins Auge. Mehr ansehen
Desolation Rose
Inside Out / VÖ: 25.11.2013
Die Kernkompetenz wiedergefunden
Wenn Flower Kings-Mastermind Roine Stolt gar zu produktiv wird, läuft seine Band immer Gefahr, musikalisch zu stagnieren. Umso überraschender erscheint nun das neue Werk, das vor Vitalität gerade so strotzt: Die Band hat an ihrem Songwriting gearbeitet und das Material gemeinsam im Studio erarbeitet und eingespielt. Selten ist es ihnen so gut gelungen, in einem fast 14-minütigen Epos wie dem Opener ›Tower One‹ wirklich die Spannung zu halten. Dieses Mal funktioniert es: Der Song steht im Vordergrund, nicht das Gefrickel. Ein Teil führt traumwandlerisch zum anderen, auch rhythmische Brüche sind subtil angelegt, während die Hintergrundfarben fast unmerklich wechseln. Das ganze Album klingt, als habe beim Komponieren die Spiellaune die Feder geführt, und nicht ein abstraktes Konzept. Und das, obwohl es eines gibt: Da geht es ums Versagen der Menschheit, ihre Gier und Ignoranz. Das Album hält seine Kraft über die ganze Länge durch: mit viel dampfender Interaktion zwischen Orgel und Gitarre und saftigen Melodien. Dazu hat sich eine neue Härte in den Sound der Blumenkönige geschlichen: Kantiges Gebolze etwa mit herrlichem Brüllorgelsolo wird in ›Desolation Road‹ aufgeführt. ›Dark Fascist Skies‹ macht mit finsterem Geriffe dem Titel gerecht und mit acht Minuten ›The Resurrected Judas‹ zeigen die Schweden, wie man 70er Jahre Prog ehrenhaft ins 21. Jahrhundert transportiert.
7/10
Die skandinavische Zuckerbäckerei
Flower Kings im Substage, Karlsruhe, 19.9.2012
Das Bühnenbild signalisiert: Hier sind Traditionalisten am Werk: Da der Orange-Gitarrenverstärker, ein Klangerzeugungsapparat der 70er Jahre. Rechts die die Keyboardburg, auf der Leinwand mittig sinnstiftende Projektionen, Lämpchen gar schön drapiert, die Band fast durchweg in Orange gekleidet. Fehlen nur noch Perserteppiche und orangerote Sessel fürs Publikum, das am Mittwoch Abend sich nicht allzu zahlreich den Weg ins ins Substage fand.Mehr ansehen
Musikalische Freiheit trotz Krise
Fotos: Copyright Lilian Forsberg
Andere Bands haben in der Corona-Krise ihre Veröffentlichungen wieder und wieder verschoben, die schwedischen Prog-Könige The Flower Kings tun das genaue Gegenteil: Islands, ein über 90 Minuten langes Doppelalbum, erscheint nur ein Jahr nach dem Vorgänger Waiting For Miracles und nimmt sich alle musikalischen Freiheiten, trotz veränderter Produktionsbedingungen. »Corona hat alles verändert, und für manche Bands war es wohl ein totaler Schock. Sie waren wie gelähmt und wussten nicht, was sie tun sollten, weil sie nicht touren konnten und nichts verdienten.« Nicht so für die Flower Kings. Stolt, ganz Pragmatiker, kommunizierte mit seinen Musikern via E-Mail, und so war der Beschluss schnell gefasst: Wir machen einfach noch ein Album, früher als geplant und anders als geplant. »Für uns war das etwas einfacher, wir hatten genug Material. Ich hatte noch etwas übrig vom letzten Flower Kings Album, aber auch Sachen, die ich für Transatlantic geschrieben hatte im September letzten Jahres.« Mehr ansehen
Flying Colors
Second Nature
Mascot Records / VÖ: 30.09.2014
Suhlen im Wohlklang
Es sind garnicht so sehr die zwei langen Stücke, die das zweite album der Prog-Rock-Supergroup zu einem solchen Genuss machen. Klar ist es eine Wohltat zu hören, wie sie im 13minütigen ›Open Up Your Eyes‹ die Spannung halten, dabei mehrmals Haken schlagen, dabei immer auf dem schmalen Grat zwischen Melodieseligkeit, Härte und Komplexität balancierend. Noch schöner aber ist die Detailverliebtheit, die gerade die kürzeren Songs zu einem wahren Freudenfest macht: Das geradlinig marschierende ›Mask Machine‹ mit seiner ideenreichen Instrumentierung, die kantige Riffs in Kontrast zu einem butterweichen Chor setzt. ›A Place In Our World‹ besticht durch Beatles-Harmonien und großartiges Orgelspiel. ›Peaceful Harbor‹ schließlich hat Gospel-Qualitäten, ohne dass man sich gleich in die Kirche geschickt fühlt. In ›One Love Forever‹ findet der aufmerksame Beobachter des Schaffens von Steve Morse jenes Country-Folk-Flair wieder, die schon ›The Aviator‹ auf Morses Deep Purple-Debüt Purpendicular zu einem aussergewöhnlichen Kabinettsückchen gemacht hatte. Das Album ist die eleganteste, emotionalste Kreuzung zwischen Pop, Rock und Prog, die je zu hören war. Fast immer feierlich, nie pompös oder pseudo-bedeutungsschwanger umwölkt. Einzig Mike Portnoys Drumming ist – wieder mehr als auf dem Debüt – von Größenwahn überschattet. Aber diese unfassbar schöne Musik kriegt auch er nicht zerhackt.
9/10
Nearfest 2006
Esoteric Antenna / VÖ: 24.11.2014
Glanzvolle Auferstehung
2005 hatte Rob LaDuca, Mitbegründer des NEARFest (North East Art Rock Festival) die Idee, das kanadische Trio FM für das kommende Jahr zu gewinnen. FM waren allerdings seit über zehn Jahren nicht mehr aufgetreten, zudem war weder der Original-Violinist und Spezialist für elektrische Mandoline Nash The Slash verfügbar noch sein Nachfolger Ben Mink. Keyboarder Cameron Hawkins und Drummer Martin Deller fanden Ersatz in dem klassischen Musiker Claudio Vena, der sich bereits einige Verdienste im Rock erworben hatte. Die Idee des Auftritts war, Live- Versionen des Materials aus den Alben Black Noise, Surveillance und City Of Fear – auf die Bühne zu bringen. Jene faszinierende Mischung der unterkühlten Perfektion von Yes und Rush mit der Neigung zu eingängigen Melodien, elektronischen Spielereien und brodelndem Jazz-Rock. Dabei warf die Band die Bühnen-Improvisationswut ihrer aktiven Zeit über Bord und beschränkte sich auf weitgehend auf die Reproduktion der Studioversionen. Ein guter Teil der Keyboardklänge kommt vom Sequencer, und so wird eine makellose, hochkonzentrierte und (auf der DVD sieht man es) auch etwas statische Performance geboten mit einem neuen Solisten, der sich hörbar sehr wohlfühlt. Aber in ›Sofa Back‹ verlässt Cameron Hawkins seine Tastenburg, steigt auf den Bass um, und für die nächsten Minuten steuert die Band auf den explosiven Bühnen-Höhepunkt. Das ist dann doch mehr als die perfekte Reproduktion einer Studiovorlage.
8/10