Kensington Road & Voodoo Kiss (2016)

Kensington Road & Voodoo Kiss (2016)

Zweimal scharf mit alles

Kensington Road & Voodoo Kiss, Jubez, Karlsruhe, 18.1.2016

Was tun, wenn zum letzten Konzert einer Tour nur ein erlesenes Häuflein wahrer Kenner erscheint, die Jungs von der lokalen Vorband schon mitgezählt? Routiniert sein Programm runterspielen oder ein verschwitztes Familienfest daraus machen? Stefan Tomek, Frontmann der Berliner Band Kensington Road entscheidet sich für letzteres. Auch wenn das akustische Breitwandkino, das sie in ziemlich viehischer Lautstärke auf der Bühne des kleinen Jubez-Saals entfesseln, hier einen Tick überdimensioniert wirkt: Es lässt ahnen, wie gut die Musik auf größeren Bühnen wirken kann. Mehr ansehen

Kin Ping Meh (2015) Monnem vorne!

Kin Ping Meh (2015) Monnem vorne!

Knapp am ganz großen Erfolg vorbei

Notiz: Dieses Feature ist 2015 nach einer ziemlich umfänglichen Recherche entstanden. Was mir schon allein deshalb am Herzen lag, weil die Band ja aus Mannheim, meiner Geburtsstadt stammte.  Ich habe mich also aufgemacht und den Keyboarder Frieder Schmitt besucht, den Gitarristen Gagey Mrozeck. Ich konnte mit Geff Harrison telefonieren und habe zuletzt mit Thomas Tscheschner gesprochen, dem Bassisten der letzten Bestzung der Band, der auch mein langjähriger Radiokollege war und mir im Zuge der Recherche einige Kontakte vermittelte.

Das Ganze erschien dann 2015 im ROCKS. Here we go….

Jahrzehnte bevor Mannheim eines der Epizentren der deutschen Popmusik wurde, gab es dort eine lebendige Szene, die von Pop über Hardrock bis Progressive Rock so ziemlich alles zu bieten hatte. Namen wie Nine Days Wonder oder Tritonus kennen heute nur noch Spezialisten. Kin Ping Meh aber, die sich zwischen 1970 und 1977 in wechselnden Besetzungen musikalisch immer wieder neu erfanden, hätten damals fast geschafft, wirkliche Stars zu werden.

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King’s X (2009)

King’s X (2009)

Grau ist die Farbe der Liebe

Kings X, Karlsruhe, Substage, 4.4.2009

Notiz: Dies war ein Auftrag von ROCKS. Kurze Kritik, dazu ein paar Publikumsstimmen und aschliessend hatte ich noch eine Verabredung mit Doug Pinnikck im Tourbus, wo er den damals üblichen Fragebogen des Magazins beantworten durfte. War lustig und inspirierend, aber auch ein bisschen stressig.

„110 Percent“ hat Doug Pinnick angekündigt, Ty Tabor trägt Ramones-T-Shirt, da kann nichts schief gehen. ›Alright‹ ist das erste atemlose Signal der Hoffnung. Es wird schon gut werden, keine Angst. Ein langes „Yeah“ noch, und Pinnick, gerade mal zehn Minuten am Arbeitsplatz, und schon hat er sie alle, die ausgehungerten Fans.Mehr ansehen

Klangwelten Festival (2014)

Klangwelten Festival (2014)

Die Weltmusik-Vermittler

Klangwelten-Festival, Tollhaus, Karlsruhe, 13.11.2014

Es ist das 28. Klangweltenfestival, erzählt ein gut gelaunter Rüdiger Oppermann dem Publikum, und es werde weitergehen. „Ich habe noch so viele neue Stilistiken entdeckt, die ich euch zeigen will“, kündigt er an. Oppermann bringt in diesem Jahr indische, afrikanische und kreolische Musik zusammen und erschafft einen Abend, dessen Reiz von harten Kontrasten ebenso wie von der Verbindung der musikalischen Welten geprägt ist.

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Klaus Major Heuser Band

Klaus Major Heuser Band

Whats‘ Up

TRC The Record Company / VÖ: 8.4.2016

Herr Heuser beliebte bisher seine Konzerte fast komplett im Sitzen zu bestreiten. Das sollte er sich nochmal gut überlegen. Denn auf „What’s up“ wird doch oft gerockt. Mehr ansehen

Klaus Major Heuser Band

Klaus Major Heuser Band

57

TRC The Record Company / VÖ: 26.9.2014

Rock/Americana

57 Jahre als ist der ehemalige BAP-Gitarrist, und die Reifeprüfung hat er schon lange bestanden: Seit er mit Richard Bargel als Bluesmann unterwegs war, seit er anschliessend seine neue Band an den Start gebracht hat, weiss man: Der Mann muss nichts mehr beweisen, der braucht nicht mehr schneller spielen als die anderen Jungs. Der hat seine Nische gefunden im Spannungsfeld zwischen sehr eingängigen Melodien und Gitarrenkunststückchen, zwischen Rock, Americana, Westcoast und Country. Egal, welchen Stil er als Grundierung benutzt: Es ist unaufdringliche, weitgehend pathosfreie Musik, die im Verlauf dieses vielseitigen Albums Fahrt aufnimmt. Der Rocker Heuser kommt erst ganz langsam in Gang, dafür aber umso gewaltiger. Mal mit grandiosen Refrains („Talk Of The Town“), mal mit kantigen Gitarrenriffs („Take Me Away“). Die Soli sind konzentriert und auf den Punkt, voller Spannung und mit ausgeprägtem Soundbewusstsein. Vor allem aber weiss er immer, wann es genug ist. Einerseits freut man sich ja, diese Band in kleinen Clubs erleben zu dürfen. Andererseits hätte sie größere Hallen verdient.

8/10

Klaus Major Heuser Band (2014)

Klaus Major Heuser Band (2014)

Liebeserklärungen an die Gitarre

Klaus „Major“ Heuser Band im Jubez, Karlsruhe, 30.10.2014

„Catch the Flame“ stellt das aktuelle Album „57“ vor. „I try to lay my soul in every word I write“ singt Thomas Heinen, und man glaubt es ihm aufs Wort. Die Stimme der Klaus „Major“ Heuser Band ist angenehm und wärmt die Stube.Mehr ansehen

Kleine Tierschau, Die (2013)

Kleine Tierschau, Die (2013)

Menschen, Tierschau, Sensationen

Die Kleine Tierschau im Tollhaus, Karlsruhe, 11.10.2013

Ach ja, das gibt es also auch noch: Man kommt durchs Publikum in einer Verkleidung auf die Bühne, die brüllt: Guck her, ich bin originell. In diesem Falle sind die Herren Michael Schulig und Michael Gaedt, der lustige Rest der dereinst drei Männer der Kleinen Tierschau, als Wohnmobile verkleidet und singen folgerichtig ihre eigene Version von „Caravan Of Love“. Damit machen sie in den ersten Minuten eine klare Ansage über die Subtilität ihres Humors, den sie in den folgenden zwei Stunden als Verkleidungskünstler und musikalische Chamäleons zelebrieren werden. Soll keiner sagen, er habe nichts gewusst.Mehr ansehen

Kopfhörer live! (2008)

Kopfhörer live! (2008)

Weil „Live“ besser ist

Hinter den Kulissen der Sendung Kopfhörer Live!

Vor Jahren hatte ich eine Zeit lang die Gelegenheit, für die inzwischen leider eingestellte Zeitschrift Doppelpfeil des SWR ein paar Reportagen zu schreiben, und dabei auch hinter die Kulissen dieser Anstalt zu blicken. Einer der schönsten Aufträge war, bei der Produktion der Sendung „Kopfhörer live!“ dabei zu sein. Weil es da um echte Musik von echten Musikern ging….. Hier das Ergenis dieser Beobachtungen, damals nach umfänglichen redaktionellen Hin- und Hers so erschienen. Das Foto von Basta habe ich über zehn Jahre später gemacht, aber man will ja schliesslich auch online keine Bleiwüste…… here we go.

Wie ist die Stimmung? „Man ist immer am Checken, wie die Vibes so sind“ sagt Ira. Aha. Ira darf das so sagen, sie ist Sängerin von „Ira’s World“ und wird in etwa einer Stunde auf die Bühne gehen. „Das Kribbeln im Bauch ist anders als sonst. Ich mein’, es ist Radio und ich hab mit ‚Entertaining’ nicht immer so meine besten Tage…“ Der Rest ihrer Band amüsiert sich. Von wegen Probleme mit „Entertaining“. Es ist Samstag, 5. Juli, später Nachmittag. Vier Musiker sitzen ziemlich unaufgeregt unter einem großen Sonnenschirm. SWR 1 Kopfhörer live ist zu Gast bei der Kleinkunstbühne Rantastic im Baden-Badener Stadtteil Haueneberstein. Es ist ein prosaischer Ort: Hinter der Bühne die nackte Hauswand, die Künstler schauen von der Bühne auf ein fast mediterrane Szenerie: Das Publikum sitzt an kleinen Tischen, holt sich Drinks von der Bar, zwischendrin große Pflanzenkübel. Mitten im Blickfeld steht ein Strommast, direkt daneben das Mischpult, bedient von Frank Lemmert. FOH heißt sein Arbeitsplatz korrekt „Front Of House“, erklärt er. Er hat die Soundchecks mit den Bands abgeschlossen, es kann losgehen.

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Kordz, The

Kordz, The

Beauty And The East

Edel Germany / VÖ: 9.3.2012

Der Nahe Osten rockt

Ist das nicht eine stinknormale Rockband mit Pop-Appeal, deren einziges Alleinstellungsmerkmal ihre Herkunft aus Beirut ist? Mit Verlaub: nein. Natürlich hat man diese feisten flachgepressten Brettgitarren mit irgendwelchen elektronischem Soundgedöns im Hintergrund schon mal gehört. Und hymnische Refrains sind in dieser Art Musik nichts neues. Aber da schwingt von Anfang an eine harmonische Grundierung mit, die dem europäischen Ohr dann doch etwas subtil Orientalisches unterjubelt, das fernab dem sattsam bekannten Grand-Prix-Ethno-Kitsch die Möglichkeiten konventioneller Rockmusik wieder mal um ein paar Millimeter neben dem Mainstream erweitert. In den heftigsten Momenten klingt diese Studioproduktion, als sei sie mit geschwollener Zornesader auf der Bühne eines erwartungsvollen Stadions eingespielt. ›Last Call‹ baut den brüllenden Basar gar um ein Heavy Riff und einen Disco Beat zu einer zum einer feinen Refrain- Melodie hin. Sänger Moe Hamzeh hat zwar eine eher unspektakuläre Stimme. Aber die Mischung aus Resignation und verzweifelter Hoffnung, mit der er die Überballade ›Save us‹ aufpumpt, ist zutiefst berührend. Kaum atmet man durch, überfährt einen dieses kurze, knirschende, Ausrufezeichen von Gitarrensolo. In dem die Aussage von Moe Hamzeh greifbar wird: „Als Kinder haben wir laut Musik gehört, um die Bomben nicht zu hören“.

8/10