Krusty Moors (2007)

Krusty Moors (2007)

Als Waldbronn auf der grünen Insel lag

Irisch-schottischer Abend mit den Krusty Moors, Kulturtreff Waldbronn, 31.8.2007

Das Wetter stimmt schon mal: Der Abend hat die richtige irisch-schottische Kühle, man rückt näher zusammen, auf der Bühne brennt spärliches Licht, und wären da nicht die Fachwerkhäuser um den Hof des Waldbronner Kulturtreffs, man wähnte sich wohl im Schatten einer Burg in den schottischen Highlands oder bei einem Dorffest im Schatten einer windschiefen Kirche im kargen irischen Connemara. Peter Vogel, der „Special Guest“ des Abends, sorgt mit seinem Dudelsack für den passenden Soundtrack vor der großen irischen Flagge hinter die Bühne, auf der das Logo der Krusty Moors prangt.Mehr ansehen

Kuhn, Paul (2006)

Kuhn, Paul (2006)

„Robbie Williams kann ich nicht ausstehen!“

Paul Kuhn (1928-2013) war eine lebende Legende, als ich ihn 2006 traf. Er war der Mann am Klavier: Jazzpianist, Bandleader, Mehr als 70 Jahre war er im Showgeschäft. Dem Massenpublikum ist Paul Kuhn vor allem durch seine Schlager aus der Wirtschaftswunderzeit bekannt. „Es gibt kein Bier auf Hawai“ oder „Der Mann am Klavier“ haben viele noch im Ohr. Obwohl nicht meine Musik, der Mann interessierte mich. Ich  näherte mich dem damals 78jährigen mit Respekt, und er liess sich nicht anmerken, dass er ahnte, dass ich wohl von seiner Kunst wenig Ahnung hatte. Das stand dann in der Zeitung (BNN Ettlingen):

Oscar Peterson habe kürzlich in einem SPIEGEL-Interview bei der Frage nach Robbie Williams zurückgefragt, wer das sei und was der mache. Darüber kann sich Paul Kuhn so richtig freuen: „Den kann ich nicht ausstehen“. Mehr ansehen

Kula Shaker

Kula Shaker

Strange Folk

Strangefolk (rough trade) / VÖ: 27.6.2007

Irgendwo hat man das alles schon mal gehört. In den späten 60ern, in den frühen Siebzigern. Kula Shaker, die Band, die Hitsingles in Sanskrit zu verfassen pflegte, packte am Tag der absoluten Sonnenfinsternis, dem 11. August 1999, ihre Instrumente ein und erst jetzt wieder aus. Es ist, als wäre nicht viel passiert. Mehr ansehen

Kunze, Heinz Rudolf

Kunze, Heinz Rudolf

Stein Vom Herzen

Sony Music / RCA / VÖ: 15.10.2013

Heinz Rudolf Kunze, das Chamäleon, liefert sein bestes Album seit Jahren ab. Es gibt weder weichgespültes Schlager-Flair noch bewusst auf Krawall und Jugendlichkeit gebürsteten Rock. Stattdessen erwachsene Musik, für die schon von der Fahne gegangene Fans dankbar sein werden. Mehr ansehen

Kunze, Heinz Rudolf

Kunze, Heinz Rudolf

Deutschland

RCA Deutschland / VÖ: 12.2.2016

Was will der Mann? Während er mit seiner Nebenband „Räuberzivil“ konstant Qualität abliefert, sind seine „regulären“ Veröffentlichungen ständigen Formschwankungen unterworfen. War sein 2013er-Album „Stein vom Herzen“ eine in sich stimmige Rückkehr zur Bestform der 80er- und 90er Jahre, öffnet er hier einen befremdlichen Gemischtwarenladen. Da ist es immerhin noch originell, als denkbar blues-fernster Sänger mit einem krachenden Standardblues zu eröffnen: „Mittlerweile bin ich alt und mein Mojo hat gewirkt“ singt er da. Aber auf wen? Auf die Reinhard Mey-Freunde, die er beschaulich autobiografisch mit „In der alten Picardie“ bedient? Auf die Dumpfschlager-Fans von Ballermann und Carmen Nebel, denen er mit „Das Paradies ist hier“ und „Mund zu Mund-Beatmung“ gleich zwei schlecht verdauliche Brocken hinwirft? „Die letzten unserer Art“ ist eine peinliche Hymne für alle, die meinen, früher war alles besser. Immerhin: „Jeder glaube, was er will“ ist eine eindrucksvolle Absage an jede Religion als Plakat und öffentliches Bekenntnis. Aber nicht nur in diesem Stück ist die Musik so ohne Biss, dass man den Text gar nicht mehr wahrnimmt.

6/10

Kunze, Heinz Rudolf (1997)

Kunze, Heinz Rudolf (1997)

Brille mit Verzerrer

Heinz Rudolf Kunze im Tollhaus, Karlsruhe, 1997

Es lebe die Gabe der werkimmanenten Interpretation: Da mag man sich an des Künstlers Deutsch-Quotenforderungen reiben, da mag man anderer Meinung sein als er, was die deutsche Recht-schreibung betrifft. Es zählt letztendlich, was passiert, wenn der Rock´n´Roller mit Herz und Hirn über die Bühnenbretter reitet. Und das tut er satte zweieinhalb Stunden lang, und jede Minute zählt. Und ist doch so kurz. Kein Wunder auch, wenn man in einem Schatzkästlein von 17 veröffentlichten Alben wühlen darf.Mehr ansehen

Kyle Gass Band

Kyle Gass Band

Thundering Herd

Steamhammer / SPV / VÖ: 2.9.2016

Der Wastl vom Katasteramt

Ein dicker, haarloser Mann im weiten T-Shirt, der mit irre flackerndem Blick hinter der Brille den Tanzbär gibt und seine Wurstfinger spaltungsirre in die Lüfte bohrt. Das ist Kyle Gass, der kongeniale Sparringspartner des Jack Black in der Jux-Kapelle Tenacious D. Mit diesem zweiten Album setzt sein Hobby, die Kyle Gass Band, ihren Kreuzzug fort. Sie zeigt der Welt, dass keine todernste Sache ist. Selbst dann nicht, wenn sie von teilverwitterten weissen Männern gemacht wird, wie eben auch jener ganze Rock, der unbedingt eine todernste Sache sein will. Rein musikalisch haben sie alles drauf, was klassischen Hardrock ausmacht – und noch ein paar andere, pop-affine Tricks: Einprägsame Refrains, gut sortierte Twin Leads im Thin Lizzy Stil und einen Sound, der sowohl prima in den schwitzigen kleinen Club als auch ins Stadion passt. Man spürt, dass die Band die Musik, die sie macht – wenngleich mit einer gewissen ironischen Distanz – heiß und innig liebt und eben auch aus dem Effeff beherrscht. Da kann statt eines Gitarrensolos auch mal ein piepsiges Flötlein die Führung übernehmen, und wer des Englischen mächtig ist, studiere die Texte. Welche Rockband singt schon über Frauen, die nach Pilsner und Sauerkraut riechen? Am besten schaut man sich die Band live an. Denn da erst entfaltet diese Spaßkapelle erst ihre volle parodistische Sprengkraft.

8 1/2

Lake

Lake

Wings Of Freedom

Mad As Hell Productions / VÖ: 7.2.2014

Schwacher Abglanz

Lake waren in den 70er Jahren das Flaggschiff des amerikanischen Sounds made in Germany, mit ihrem Album Paradise Island schafften sie es sogar in die US-Charts. 1988 löste sich die Band auf, Leadsänger James Hopkins-Harrison starb 1991 an einer Überdosis Heroin. Mehr ansehen

Lake, Greg

Lake, Greg

Songs Of A Lifetime

Esoteric Antenna / VÖ: 23.2.2013

Wenn Großvater vom Elvis erzählt

Die Idee zu dem Projekt sei ihm beim Schreiben seiner Autobiographie „Lucky Man“ gekommen: Eigene und fremde Songs, die entscheidend für seine Karriere waren, im Rahmen eher intimer Konzerte aufzuführen und die Geschichten hinter und zu den Songs zu erzählen.Mehr ansehen

Lalu

Lalu

Atomic Ark

Sensory / VÖ: 6.9.2013

Geht’s auch eine Nummer kleiner?

Vivien Lalu, Keyboarder, von dem die Musik durchweg stammt, treibt sie eine Horde gewiefter Exzellenz-Techniker vor sich her, die viele Zirkuskunststückchen beherrschen. Das ist alles so clever in den Fluss der Musik hineininszeniert, für eine Weile. Bis Girarisst Simone Mularoni von einem solistischen Krampfanfall geschüttelt wird. In War On Animals muss man mal auf die irre verschachtelte Rhytmik hören. Gitarre, Drums und Bass scheinen permanent aneinander vorbeizuspielen. Finden aber auf rätselhafte Weise immer zur Eins zurück. Etwas, was Drummer Virgil Donati bei Planet X schon aufs Schönste vorexerziert hatte. Aber Gemach, gelegentlich schauen auch vollkommen unerwartet leichtfüßige Pianoparts vorbei, befremdlicher Sprechgesang oder ganz ungewöhnliche Orchesterpassagen (Bast). Und dann ist da noch das 20 Minuten Stück Revelations‹. Alle Befürchtungen oder – je nach Standpunkt – Erwartungen werden erfüllt: Am Anfang Gewitter, dann Klavierkonzert, dann Samtvorhang, Szenenwechsel: Sänger Martin Lemar raunt geheimnisvolles wie weiland Geoff Tate. Fliessende Basslinien, unendliche Weiten. Wieder Szenenwechsel: graue Riffs, Gesang jetzt schon dramatisch, anstrengend, angestrengt. Viel Abwechslung, viel Bildungs-Anspruch. Sehr viel kalkulierte Extase. Tolle Produktion. Ehrfurcht, euer Ehren. Spannende Musik ist das nicht unbedingt, intelligente allerdings schon..

6 1/2 / 10