Kunze, Heinz Rudolf

Kunze, Heinz Rudolf

Stein Vom Herzen

Sony Music / RCA / VÖ: 15.10.2013

Heinz Rudolf Kunze, das Chamäleon, liefert sein bestes Album seit Jahren ab. Es gibt weder weichgespültes Schlager-Flair noch bewusst auf Krawall und Jugendlichkeit gebürsteten Rock. Stattdessen erwachsene Musik, für die schon von der Fahne gegangene Fans dankbar sein werden. Mehr ansehen

Kunze, Heinz Rudolf

Kunze, Heinz Rudolf

Deutschland

RCA Deutschland / VÖ: 12.2.2016

Was will der Mann? Während er mit seiner Nebenband „Räuberzivil“ konstant Qualität abliefert, sind seine „regulären“ Veröffentlichungen ständigen Formschwankungen unterworfen. War sein 2013er-Album „Stein vom Herzen“ eine in sich stimmige Rückkehr zur Bestform der 80er- und 90er Jahre, öffnet er hier einen befremdlichen Gemischtwarenladen. Da ist es immerhin noch originell, als denkbar blues-fernster Sänger mit einem krachenden Standardblues zu eröffnen: „Mittlerweile bin ich alt und mein Mojo hat gewirkt“ singt er da. Aber auf wen? Auf die Reinhard Mey-Freunde, die er beschaulich autobiografisch mit „In der alten Picardie“ bedient? Auf die Dumpfschlager-Fans von Ballermann und Carmen Nebel, denen er mit „Das Paradies ist hier“ und „Mund zu Mund-Beatmung“ gleich zwei schlecht verdauliche Brocken hinwirft? „Die letzten unserer Art“ ist eine peinliche Hymne für alle, die meinen, früher war alles besser. Immerhin: „Jeder glaube, was er will“ ist eine eindrucksvolle Absage an jede Religion als Plakat und öffentliches Bekenntnis. Aber nicht nur in diesem Stück ist die Musik so ohne Biss, dass man den Text gar nicht mehr wahrnimmt.

6/10

Kyle Gass Band

Kyle Gass Band

Thundering Herd

Steamhammer / SPV / VÖ: 2.9.2016

Der Wastl vom Katasteramt

Ein dicker, haarloser Mann im weiten T-Shirt, der mit irre flackerndem Blick hinter der Brille den Tanzbär gibt und seine Wurstfinger spaltungsirre in die Lüfte bohrt. Das ist Kyle Gass, der kongeniale Sparringspartner des Jack Black in der Jux-Kapelle Tenacious D. Mit diesem zweiten Album setzt sein Hobby, die Kyle Gass Band, ihren Kreuzzug fort. Sie zeigt der Welt, dass keine todernste Sache ist. Selbst dann nicht, wenn sie von teilverwitterten weissen Männern gemacht wird, wie eben auch jener ganze Rock, der unbedingt eine todernste Sache sein will. Rein musikalisch haben sie alles drauf, was klassischen Hardrock ausmacht – und noch ein paar andere, pop-affine Tricks: Einprägsame Refrains, gut sortierte Twin Leads im Thin Lizzy Stil und einen Sound, der sowohl prima in den schwitzigen kleinen Club als auch ins Stadion passt. Man spürt, dass die Band die Musik, die sie macht – wenngleich mit einer gewissen ironischen Distanz – heiß und innig liebt und eben auch aus dem Effeff beherrscht. Da kann statt eines Gitarrensolos auch mal ein piepsiges Flötlein die Führung übernehmen, und wer des Englischen mächtig ist, studiere die Texte. Welche Rockband singt schon über Frauen, die nach Pilsner und Sauerkraut riechen? Am besten schaut man sich die Band live an. Denn da erst entfaltet diese Spaßkapelle erst ihre volle parodistische Sprengkraft.

8 1/2

Lake

Lake

Wings Of Freedom

Mad As Hell Productions / VÖ: 7.2.2014

Schwacher Abglanz

Lake waren in den 70er Jahren das Flaggschiff des amerikanischen Sounds made in Germany, mit ihrem Album Paradise Island schafften sie es sogar in die US-Charts. 1988 löste sich die Band auf, Leadsänger James Hopkins-Harrison starb 1991 an einer Überdosis Heroin. Mehr ansehen

Lake, Greg

Lake, Greg

Songs Of A Lifetime

Esoteric Antenna / VÖ: 23.2.2013

Wenn Großvater vom Elvis erzählt

Die Idee zu dem Projekt sei ihm beim Schreiben seiner Autobiographie „Lucky Man“ gekommen: Eigene und fremde Songs, die entscheidend für seine Karriere waren, im Rahmen eher intimer Konzerte aufzuführen und die Geschichten hinter und zu den Songs zu erzählen.Mehr ansehen

Lalu

Lalu

Atomic Ark

Sensory / VÖ: 6.9.2013

Geht’s auch eine Nummer kleiner?

Vivien Lalu, Keyboarder, von dem die Musik durchweg stammt, treibt sie eine Horde gewiefter Exzellenz-Techniker vor sich her, die viele Zirkuskunststückchen beherrschen. Das ist alles so clever in den Fluss der Musik hineininszeniert, für eine Weile. Bis Girarisst Simone Mularoni von einem solistischen Krampfanfall geschüttelt wird. In War On Animals muss man mal auf die irre verschachtelte Rhytmik hören. Gitarre, Drums und Bass scheinen permanent aneinander vorbeizuspielen. Finden aber auf rätselhafte Weise immer zur Eins zurück. Etwas, was Drummer Virgil Donati bei Planet X schon aufs Schönste vorexerziert hatte. Aber Gemach, gelegentlich schauen auch vollkommen unerwartet leichtfüßige Pianoparts vorbei, befremdlicher Sprechgesang oder ganz ungewöhnliche Orchesterpassagen (Bast). Und dann ist da noch das 20 Minuten Stück Revelations‹. Alle Befürchtungen oder – je nach Standpunkt – Erwartungen werden erfüllt: Am Anfang Gewitter, dann Klavierkonzert, dann Samtvorhang, Szenenwechsel: Sänger Martin Lemar raunt geheimnisvolles wie weiland Geoff Tate. Fliessende Basslinien, unendliche Weiten. Wieder Szenenwechsel: graue Riffs, Gesang jetzt schon dramatisch, anstrengend, angestrengt. Viel Abwechslung, viel Bildungs-Anspruch. Sehr viel kalkulierte Extase. Tolle Produktion. Ehrfurcht, euer Ehren. Spannende Musik ist das nicht unbedingt, intelligente allerdings schon..

6 1/2 / 10

Lane, Lana

Lane, Lana

Red Planet Boulevard

Frontiers / VÖ: 7.12.2007

Dereinst wuchtete Lana Lanes Gatte, der Keyboard-Burg-Herr Erik Norlander, ein solches Ungetüm von Synthesizer-Schraubschränken auf die Bühne des Karlsruher Substage, dass es nach oben bis zur Decke noch etwa einen Millimeter Luft gab. Norlander ist zwar immer noch dabei, hat auch das neue Werk der wallenden Walküre produziert, aber das Keybardgedöns verzieht sich langsam zu Gunsten eines straighten, auf den Punkt kommenden Melodic-Rock Sounds, bei dem die Gitarre den Ton angibt. Was Lana, die immer wieder zu Recht stimmliche vergleiche mit Heart’s Ann Wilson provoziert, auch durchaus gut steht. Allein, die Melodien, die da auf gediegenen Tasten-Sounds, vielfach gedoppelten Rotz-Gitarren und Big Drums im Stil der 80er einherreiten, sind bisweilen so vorhersehbar, dass man doch sich wieder nach epischem instrumentalen Gefrickel sehnen möchte. Das gibt’s dann auch noch. Aber selbstredend erst im (ebenso selbstredend) fast acht Minuten langen Titelsong. Der dafür praktisch ohne Gesang auskommt.

6/10

Lanois, Daniel

Lanois, Daniel

Here is what is

Red Floor Records / VÖ: 18.03.2008

Räume ausloten

Tiefe, Raum, Transparenz. Und große Gelassenheit. Daniel Lanois hat sein sechstes Soloalbum auf seinem eigenen Label veröffentlicht. Das Album erscheint parallel zum gleichnamigen Film, in dem die Kamera LanoiImmer im richtigen Films ein Jahr lang verfolgt hat um „ein für allemal festzuhalten, wie es wirklich passiert“, die Kunst nämlich, eine CD zu machen. Man ahnt wohin die Reise geht. „Chest Of Drawers“ schleicht sich an, nimmt einen hypnotischen Groove auf, atmet tief durch und nimmt gefangen. In diesem ruhigen Fluss schieben sich erratische Gitarreneinwürfe. Drummer Brian Blade tut immer instinktiv das Richtige, hält alles zusammen. Verspielt, aber nicht selbstverliebt. Das gleiche Lob darf man auch Pianist Garth Hudson zollen. Im Zusammenspiel und im ausgeprägten Bewusstsein für Stimmungen manifestiert sich der unbedingte Stilwille des Produzenten Lanois, die Entwicklung von Sound, den „Geschnack“ von Musik als etwas Organisches, nichts aufgesetzt hervorgekitzeltes zu begreifen. Sind die ersten zehn Minuten noch geprägt von konzentriertem, klassischen Songwriting, so beginnet die Musik nach und nach auszufransen, zu määndrieren und wird selbst zum Kino im Kopf, getragen von der immerpräsenten, aber nie aufdringlichen Pedal Steel Guitar. Keine Musik zum nebenbei hören. Man entdeckt immer Neues: Zwingendes steht neben eher beiläufigem, fast skizzenhaften, hochglanzpoliertes gibt es erwartungsgemäß nicht. Lanois malt mit neuer Technik alte Meister. Das fast siebenminütige „Duo Glide“ mag als Beispiel dienen. Die Gitarrensounds kommen, rauh und aufgekratzt. Kontrastiert vom hart an der Grenze zur Süßpeise laufenden Refrain. Der Song lässt sich Zeit, nimmt in jeder Runde irgendwoher eine neue Nuance auf, spielt um Akkorde herum, zersägt Töne zu bunten Fetzen, nimmt wieder die Grundstimmung des Albums auf. Das kann alles sein. Die Schönheit des Lebens, vielleicht auch nur ein Zug, der im Morgengrauen ganz langsam, durch ein taufeuchtes Flusstal fährt.

7 / 10

Lazuli

Lazuli

Saison 8

L’Abeille rôde I VÖ: 10.3.2018

Prog mit Groove

Diese Südfranzosen sind wirklich progressiv im ursprünglichen Sinn, ohne dabei Hörgewohnheiten, die stets nach dem Schönen, Barocken sich sehnen, bis an die äussersten Grenzen zu strapazieren. Ein Konzertbesucher hat einmal kopfschüttelnd bemerkt: „Die Stücke sind ja viel zu kurz“. Da ist was dran, denn die Band setzt weniger auf epische Songstrukturen sondern mehr auf repetitive, eindringliche Grooves – auf diesem Album noch mehr als bisher. Im Optimalfall stellen sie ihre Spielart des Prog auf die große bunte Bühne der Weltmusik, wo es auch noch eine Nische für Chanson- und Folk-Klänge gibt. Ihre ureigene Klangwelt verbindet elektronische Elemente tief aus dem Schlund der Hölle mit akustischen Gitarren, Xylophon und brachialen Riff Attacken. Ein Charakteristikum ist die Léode, ein selbst erfundenes Saiteninstrument, das Klänge zwischen Slidegitarre, E-Bow und Stick erzeugen kann. Zeremonienmeister und Mittelpunkt ist Sänger Dominique Leonetti, der der Musik Stimme und Flügel von zerbrechlich bis fordernd verleiht – immer aber hochdramatisch. Auf französisch, versteht sich.

7/10

Lone Crows, The

Lone Crows, The

The Lone Crows

Woirld In Sound / Rough Trade  / VÖ: 17.7.2012

Was treiben die Jungs aus Minneapolis da? Roots-Blues-Rock, Heavy-Psych, Stoner Rock? Die Vergleiche reichen von Wolfmother bis Alabama Shakes. Live im Studio eingespielt, gibt es Fehler und Hänger, aber vor allem Leidenschaft. Mehr ansehen