Schenker macht keine Gefangenen
Temple Of Rock, Fabrik, Bruchsal, 9.11.2014
Es waren vermutlich nicht die aktuellen Songs von Michael Schenkers Band Temple Of Rock, die die Menschen in Massen am Samstagabend in die Fabrik strömen liessen. Wohl auch nicht die Tatsache, dass Herr Schenker in seiner Band die alten Scorpions-Haudegen Herman Rarebell (Schlagzeug) und Francis Buchholz beschäftigt. Sicher auch nicht Sänger Doogie White. Der Mann, der Ritchie Blackmore’s Rainbow mit seiner großen Stimme in den 90er-Jahren einen ehrenwerten Abgang verschaffte. Schenker dürfte das bewusst sein. Ergo stellt er die Kraft seines Gitarrenspiels in den Mittelpunkt, und die lässt sich am besten mit einer Setlist zelebrieren, die auf bewährte Klassiker seiner Zeit bei UFO und der Michael Schenker Group setzt. Dazu ein bisschen Scorpions und eine homöopathische Dosis neueren Materials.Mehr ansehen
Stimmgewaltig und saukomisch
Die Schöne Mannheims mit ihrer Jubiläumsshow in der Schlossgartenhalle Ettlingen, 26.2.2022
„Hunderttausende gefahrene Kilometer auf deutschen Autobahnen, Hunderte Hotelbetten, 798 zerfetzte Nylonstrümpfe. Aber auch Lebensfreude, Musik, Gesang, Mobbing und Tinnitus. Das ist die kurze Bilanz, die die Sängerinnen Anna Krämer, Smaida Platais und Susanne Back und ihre Pianistin Stefanie Titus gleich zu Beginn der 10 Jahre-Jubiläumsshow der Schöne Mannheims ziehen. „Das wird ja immer schöner“ ist der Abend betitelt, und man möchte hinzufügen: immer komischer. Mehr ansehen
Perfektes Gipfeltreffen
Zeltival-Abschluß mit Treacy Band und Groove Incorporation, Karlsruhe, Tollhaus, 4.8.2008
So viel Musikerglück war selten: Der eine, Seán Treacy, freut sich, dass er „Living Years“ von Mike and The Mechanics singen kann. „Der Song kam in der Zeit heraus, als mein Vater starb, das bedeutet mir sehr viel“, sagt er. Der andere, Olli Roth, erzählt eine andere Geschichte. „Seit ich ein bisschen zugenommen habe, werde ich immer wieder drauf angesprochen, ob ich nicht was von Meat Loaf drauf hätte. Heute wird’s passieren.“ Heute war Sonntagabend, zum dritten Mal bildete die Bühnenkooperation der profiliertesten Coverbands der Region, der Seán Treacy Band und der Groove Incorporation den Abschluss des Zeltivals beim Kulturzentrum Tollhaus. Mehr ansehen
Ausdruckstanz im 9/8 Takt
Seconds Out im Jubez, Karlsruhe, 18.12.2015
Wenn das Original nicht mehr zu haben ist, tut es – und nicht nur zur Not – auch die mehr oder weniger werkgetreue Kopie. Die Sehnsucht, die verschrobene, verschachtelte, fantastisch versponnene Musik der frühen Genesis wieder auf Bühnen zu hören, scheint vor allem bei den über Vierzigjährigen ungebrochen. Nachdem Genesis-Originalmitglied Steve Hackett in den vergangenen Jahren mit seinen „Genesis-Revisited“-Tourneen die Hallen füllte, nachdem die Franko-Kanadier The Musical Box ganze Alben jener Ära in Gänze aufführten, bleibt immer noch genug Publikum für eine „kleine“ Band wie die Aschaffenburger Seconds Out, die seit 1991 in unterschiedlichen Besetzungen in der gleichen Mission unterwegs sind. Mehr ansehen
Mein Herz, das schlägt sich noch ganz gut
SILLY in der Festhalle Durlach, Karlsruhe, 4.12.2010
Sie hatten schon immer das Zeug, die gesamtdeutsche Popwelt zu erobern, damals zu DDR Zeiten. Da war Silly eine Band, die wirklich das im anderen Deutschland so oft beschworene Weltniveau hatte und deren Musik man auch im Westen kaufen konnte. Hätte man es getan, hätte man gewusst, was die Musiker und ihre Sängerin Tamara Danz treiben: leicht schrägen Powerpop plus Texte mit Anspruch, leicht aufmüpfig. Aber damals interessierten sich im Westen allenfalls Spezialisten für Silly. Mehr ansehen
Im Lande der Gitarren
Sinner und Voodoo Circle in der Fabrik, Bruchsal, 30.11.2011
Zugegeben, die beiden Hauptattraktionen des verschwitzen Mittwochabend in der Bruchsaler Fabrik haben weder der Hardrock noch den Heavy Metal erfunden, aber sie haben sich mit soviel Liebe in den Geist der Erfinder hineingeprügelt und soliert, mit soviel Emotion ihre eigenen Songs daraus gemacht und mit soviel Inbrunst auf die Bühne gebracht, dass es einen Orden wert wäre. Zum Beispiel dafür, die besten Whitesnake oder Rainbow (Voodoo Circle) oder – zumindest für Momente – die besten Thin Lizzy zu sein, die es im 21. Jahrhundert gibt (Sinner).Mehr ansehen
Es hopst der Schrat
Skyclad, Karlsruhe, Substage, 22.4.1998
Gleich vorweg: Es gehörte zu jenen seltenen Konzerten, bei denen man sich am Ende artig backstage schleicht, um den Künstlern persönlich heißen Dank für ihre erregenden Darbietungen abzustatten. Und sie hatten es verdient. Das „Substage“ hatte seine kleine, aber feine Partybühne erstmals aufgestellt, und damit die Atmosphäre gleich mal auf Pub-Ebene abgesenkt bzw. hochgeschraubt. Und so fühlte es sich denn auch an. Martin Walkyier („Ich bin der Martin“) steckte gleich zu Anfang die Ziele der wohlfeilen Darbietung in perfektem Deutsch ab: Party bis zum Umfallen, ein bisschen was trinken, auch mal einen heben zwischendurch, vielleicht noch sich einen hinter die Binde kippen und zur Abwechslung mal so richtig saufen. Mehr ansehen
Notizen aus der Provinz
Sons Of Bill im Jubez, Karlsruhe, 5.12.2012
Die Sons Of Bill sind ein Quintett aus Charlottesville. Virginia – ihr Kern sind die Brüder James, Sam und Abe Wilson. Mit ihrem in diesem Jahr erschienen dritten Album „Sirens“ haben sie wohl zu ihrem definitiven Bandsound gefunden: Verwurzelt im Country-Rock der 70er Jahre integrieren sie Nineties-Gitarrenrock und Alternative Country Elemente – und lassen ihrer Neigung zum hymnischen ziemlich ungehemmt freien Lauf. Das schafft den perfekten Soundtrack zu nicht gedrehten Filmen über sympathische Träumer aus der Provinz. Der verschmähte Liebhaber, der in „Broken Bottle“ davon träumt, allein in der Gosse zu verrecken, ist so einer, der sich dann wieder zur Ordnung ruft: „Hank Williams might have been a love sick drinker, but bein‘ a love sick drunk don’t make you Hank“. Der junge James Wilson – beziehungsweise sein 18jähriges Alter Ego – das den Song „Texas“ seinerzeit als Spottlied geschrieben hat, stößt in dem Staat, über den es soviel Country-Songs gibt, schnell an seine Grenzen und stellt fest: das ist nix für einen Jungen aus Virginia. Er ist eben kein Cowboy, der mit den Senoritas tanzt, und nein: Er kann nicht in einem Staat leben, in dem jeder denkt, er sei John Wayne.
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Lauter laute Neo Hippies
Spiritual Beggars / Wolvespirit im Sunstage, 14. April 2016
Es gibt Bands, die klingen nicht einfach „wie 1971“. Bands, bei denen man glaubt, es sei tatsächlich 1971. WolveSpirit, denen an diesem Abend die durchaus dankbare Aufgabe zukommt, für die Spiritual Beggars zu eröffnen, sind so eine Band.Mehr ansehen
Familienunterhaltung
Europahalle, Karlsruhe, 29.10.2011
Die Kombination ist perfekt: Zwei Bands, die ihre Variante vom Perpetuum Mobile des Rock’n’Roll zelebrieren. The Hooters als Vorband, dann Satus Quo. Zwei Bands, die Tag für Tag da auf die Bühne hinausgehen, um zu beweisen, dass die Wiederholung des ewig gleichen alles andere als langweilig ist. Mehr ansehen