Der Standhafte
Hannes Wader, Tollhaus, Karlsruhe, 15.11.2004
„Schon morgen soll ein großer Sturm aufkommen, und auch andere wagen es herauszuschreien, was sie beleidigt alle Furcht vergessend, und keinem bricht der Sturm das Zungenbein.“ Hannes Wader hat es 1976 gesungen, und er singt es 2004 im generationsübergreifend vollbesetzten Karlsruher Tollhaus als Eröffnungslied. Wader ist standhaft. Er trägt keine rote Fahne vor sich her, aber die Themen, die in seinen Liedern dominieren, handeln immer noch von den existentiellen Fragen. Im aktuellen „Milliardäre“ von der gerade erschienenen CD „…und es wechseln die Zeiten“ rechnet er vor, was die fünf Wal-Mart Erben auf der hohen Kante haben. Und dass es doch für eine Verkäuferin und vier Kolleginnen machbar sei, ranzuklotzen und in einer Million und dreihundertdreißigtausend Jahren mit ihrem Arbeitslohn die gleiche Summe beizuschaffen.Mehr ansehen
„Wollt Ihr ein bisschen schnippen?“
Das 20. Watthaldenfestival, Ettlingen, Watthaldenpark, 23.6.2013
Programmmacher Dennis Kleinbub hat am Sonntagmorgen gleich die richtigen Worte parat: Auf französisch begrüßt er die Gäste aus Epernay: „Nous avons choisi un programme francais“. In der Tat, beim 20. Watthaldenfestival wird viel französisch gesungen, aber auch englisch und elsässisch. Die junge Singer/Songwriterin Isabelle Gussenmeyer aus dem Elsass beeindruckt durch ihre unbekümmerte frische Art. Sie ist denn auch ein lebendes und lebendiges Beispiel dafür, dass ihre „Sprooch“ noch eine Weile überleben wird. Mehr ansehen
Eine Familie musikalischer Grantler
Hans Well und die Wellbappn im Tollhaus, Karlsruhe, 1.2.2019
Ein bayrisches Urvieh, ein Familienmensch mit sieben Brüdern und sieben Schwestern: Hans Well, dereinst Texter für die Drei-Brüder-Band Biermösl Blosn, hat nach deren Auflösung mit seinem Sohn Jonas und seinen Töchtern Tabea und Sarah einfach weitergemacht. Und zwar genau da, wo die Biermösl Blosn 2012 aufgehört hatten – als Werbeträger für unverfälschte bayrische Volksmusik, die er und die Seinen sowohl früher als auch heute mit massiver Sozialkritik, anrührenden Expeditionen in bayrische Befindlichkeiten und das Anstänkern gegen die Allmacht der CSU garnierte und garniert.Mehr ansehen
Die Rampensau beflügelte
Pe Werner, Remchingen, Kulturhalle Open Air, 16.6.2021
Man merkt Pe Werner an, dass sie wieder richtig Lust auf die Bühne hat. Mit Menschen davor, wohlgemerkt, denn „ich spiele nicht vor hupenden Autos, ich möchte auch nicht geströmt werden.“ Beim Open Air Konzert ihrer Best Of Tournee mit dem Titel „Beflügelt von A nach Pe“ neben der Kulturhalle verspricht sie , sie werde nun die Rampensau rauslassen – und hält ihr Versprechen. Ganz in schwarz gekleidet, mit einem großen Peace–Zeichen und der roten Mähne, sieht sie auch aus wie eine. Eine, die gerade aus Woodstock kommt. Mehr ansehen
Ein Abend „Genesis light“
Ray Wilson im Cellarium Knittlingen, 19.3.2011
Eigentlich könnte Ray Wilson heute ein Weltstar sein: bot sich ihm doch 1996 die einmalige Chance, Phil Collins am Mikrophon bei Genesis zu ersetzten. Aber „Calling All Stations“, das einzige Album, das Wilson mit Genesis aufnahm, war leider nur eine musikalische Großtat, kommerziell konnte es nichts reißen, und auch die dazugehörige Tour floppte und die Band löste sich auf, bevor Phil Collins Jahre später für eine letzte Tour zurückkamen. Schon vorher hatte die Band die Zusammenarbeit mit Wilson still und leise beendet.Mehr ansehen
Eine Legende räumt ab
Wishbone Ash im Substage, Karlsruhe, 5.3.1998
Es ist immer das geiche: Erzählst Du am „Tag danach“ deinen Kollegen, Du seiest am Tag zuvor bei Wishbone Ash gewesen und seiest von Erleuchtungen geschüttelt und von Wollustkrämpfen durchzuckt worden, dann sagen die entweder: „Gibt’s die echt noch?“ (das ist die bessere Variante) oder „Wer iss’n des?“ (diese Variante ist nur durch die Ungnade der sehr späten Geburt entschuldbar).Mehr ansehen
Zartbitter bis hoffnungsvoll
Sandie Wollasch und das Klaus Wagenleiter Trio in der Kulturhalle Remchingen, 4.3.2022
Sandie Wollasch hat mit „Better“ ihr drittes Soloalbum vorgelegt. Anders als bei den vorigen Werken hat sie die Musik komplett im Alleingang komponiert und mit dem Klaus Wagenleiter-Trio (der Rhythmusgruppe der SWR-Bigband) Mitstreiter gefunden, die musikalisch und emotional mit ihr auf einer Wellenlänge liegen. Pianist Klaus Wagenleiter, Drummer Guido Jöris und Bassist Andi Schmid (der an diesem Abend Decebal Badila vertritt) werden auch beim CD-Release-Konzert in der Kulturhalle diesem Anspruch gerecht.Mehr ansehen
Goldenes Handwerk
Y & T, Fabrik Bruchsal, 26.10.2010
Als Twens begeisterten sie Teenies mit solchen Covers: „Facemelter“: Das erste Studioalbum der kalifornischen Hardrocker Y & T seit 13 Jahren ziert ein feuerspeiender Drache. Will sagen: Attacke, Feuer aus allen Rohren. Das mag heute lächerlich und antiquiert wirken, aber der Stammkunde weiß: Wo Drache drauf ist, ist goldenes Lärm-Handwerk drin. Das ist auch heute noch das Prinzip der Band, deren Gitarrist und Sänger Dave Meniketti im Dezember 57 Jahre alt wird. Er stand als einziger der Originalbesetzung der Band am Dienstagabend in der Bruchsaler Fabrik auf der Bühne. Bis Mitte der 80er Jahre waren die Herren (die ursprünglich Yesterday and Today hießen) wirklich mal groß, zumindest in der Heimat, wo sie einige Millionen Alben verkauften.Mehr ansehen
Geschmackvoll, nie geschmäcklerisch
„Edo Zanki präsentiert“ hatte Premiere im Kammertheater, Karlsruhe, 2.11.2009
Er habe des nachts im Radio Christina Lux singen hören, und da habe er sich vorgestellt, wie diese Stimme auf der Bühne des Kammertheaters klänge. Er schrieb eine Mail an die Sängerin, sie antwortet umgehend, das müsse Edo Zanki organisieren. So erzählt es Kammertheater-Intendant Bernd Gnann dem Publikum am vergangenen Montag abend im Kammertheater. Dem Publikum, das gerade in nahezu verklärte Begeisterung zwei Stunden dieser von Zanki zusammengestellten Truppe zugehört hat, und damit unter Beweis gestellt hat: Im Theater hört man besser. Zanki bestätigt es nach dem Konzert in den Katakomben, jetzt sehr entspannt, nachdem er zu Beginn doch wirklich echtes Lampenfieber eingestanden hat. „Wir haben auch jemanden in der Technik eingesetzt, der weiß was er tut, es soll ja schließlich musikalische Feinkost sein, ohne geschmäcklerisch zu werden“. Die Gratwanderung ist gelungen. Geschmackvoll war es, ein Kammermusikalischer Popabend mit allen Seitenlinien: Intelligente Songs, Improvisationsfreude, Blueseinflüsse.Mehr ansehen
Gegen die Stürme des Lebens angesungen
Layla Zoe im Jubez, Karlsruhe, 12.10.2018
„Gemini“ heisst das aktuelle Doppelalbum der kanadischen Sängerin. Und fürwahr: Diese Zwillinge, die die in jeder Hinsicht große Schmerzensfrau am Mittwochabend im Jubez auf der Bühne gebar, sind keine eineiigen, obgleich sie beide dem Schoß der großen Bluesgöttin entschlüpft sind, deren Lehrmeister bekanntlich das Leben ist. Zoe hat dies Stimme, die imstande ist, alle Stürme des Lebens abzubilden und wird deshalb nicht ganz zu Unrecht immer wieder mit Janis Joplin verglichen.Mehr ansehen
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