Tarja: Die Eiskönigin (2007)

Tarja: Die Eiskönigin (2007)

Kleine Frau mit Riesenstimme

Ich weiss nicht, warum, aber ich hatte eine skandinavische Walküre mit festem Schuhwerk und dämonischer Ausstrahlung erwartet, als ich Tarja Turunen in einem  kleine Hotel in der Karlsruher Karlstraße zum Interview traf, damals – 2007. Angetroffen habe ich eine mit blossem Auge kaum sichtbare, fast schon schüchterne Frau. Sehr sympathisch, und auf mich wirkte sie irgendwie sogar etwas unsicher. So, als wolle sie ständig fragen: „Meinst Du, ich schaffe das, mit meiner Solokarriere?“ Hat sie es geschafft? Ich habe sie etwas aus den Augen verloren. Das jedenfalls stand damals in den BNN:

Tarja Turunen mit erster eigener CD „Winterstorm“

In diesem Fall trügt der erste Eindruck nicht: Schon das Cover signalisiert: Ganz großes Kino, Tarja Turunen sturmumtost. Das Cover sendet ein zweites Signal in seiner ganzen opernhaften Dramatik, und dieses Signal transportiert die Botschaft: „Vorsicht Konzeptalbum“. Mehr ansehen

Tarot (2020)

Tarot (2020)

Nochmal abrocken wie damals

Die wiedererstandene Ettlinger Band Tarot will es nochmal wissen.

Notiz: ich fand das eine tolle Story, weil ich selbst etwas Ähnliches mit meiner  Band Purple Haze erlebt hatte. Wenn gereifte Herren sich nach Jahren wieder zusammenraufen und die Chemie immer noch (oder wieder) stimmt, das ist allemal berichtenswert…. und auch einfach schön. Der Artikel erschien in der Ettlinger Ausgabe der Badischen Neuesten Nachrichten Anfang August 2020.

Es war einmal eine Hardrockband aus Ettlingen. Gegründet 1989 als „Post Grunge-Rockband“ – so ihre eigene Einschätzung, bespielte das Quintett damals alle angesagten Auftrittsorte: „Von Ettlingen über Malsch bis Rüppurr haben wir so ziemlich alles beschallt, was es an Schulfestivals gab“, erzählt Sänger Thorsten Gormanns. Tarot heisst die Band, die sich 1993 auflöste – und 2016 wieder zusammenfand. Aber der eigentliche Neustart kam erst im vergangenen Jahr: Im März erschien ihr Album, mit den Songs von damals, die sie nun endlich „richtig“ produziert hatten.Mehr ansehen

Ten Years After (2009) Es geht auch ohne Alvin

Ten Years After (2009) Es geht auch ohne Alvin

Fünf Jahre Ten Years After mit Joe Gooch

Eine Begegnung im Café Hahn in Koblenz

Joe Gooch ist eigentlich nicht zu beneiden. Der 31jährige Gitarrist, der als Mittzwanziger bei den Woodstock-Veteranen Ten Years After einstieg, musste nicht nur in die großen Fußstapfen seines Vorgängers Alvin Lee treten, sondern auch gegen das Misstrauen der hartgesottenen Fans der Band anspielen. Wäre er mit einer roten Gibson 335 auf die Bühne marschiert, hätten sie gesagt: »Ach, er kopiert Alvin«. Mehr ansehen

Toto (2015)

Toto (2015)

Toto – Phoenix aus der Asche

Der Artikel, erschienen im ROCKS Magazin, basiert auf einem Telefon-Interview mit Steve Lukather zum damals antehenden Album XIV, ist aber deutlich mehr. Interviews mit dem Gitarrenzwirbler sind  meiner Erfahrung nach sehr unterschiedlich: Mal ist er verschlafen, mal  redet, er ohne auf Fragen zu achten, manchmal kommt er auf den Punkt – und das war bei diesm Interview eindeutig der Fall.  Nicht mmer kriegt man in einer starken halben Stunde soviel Information plus meinungsstarke  Statements. Egal wie er drauf ist: Lukather ist immer witzig und redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Here we go…..

Foto Copyright: Frontiers Records

Toto melden sich im März mit einem neuen Studioalbum zurück – dem ersten seit knapp neun Jahren. Selbst Gitarrist Steve Lukather kann es bis heute kaum fassen. Eigentlich musste es aber passieren, nachdem Lukather bis auf den 1992 verstorbenen Jeff Porcaro mit den Keyboardern David Paich und Steve Porcaro und dem Bassisten David Hungate die Kernmannschaft der Anfangstage wieder versammeln konnte. Mit dem Rückkehrer Joseph Williams am Mikro ist zudem ein prima Kumpel aus der Jugend an Bord.Mehr ansehen

Tubes, The: Wahnsinn mit Methode (2016)

Tubes, The: Wahnsinn mit Methode (2016)

Besser als Alice Cooper

Die Story ist erstmals erschienen im ROCKS Magazin, Ende 2016. Basis war ein Interview, das ich mit Fee Waybill am Nachmittag vor dem Konzert am 1. Oktober 2016 in der Fabrik Bruchsal führte. Wir trafen uns in einem kleinen, etwas abgewetzten Hotel mtten in der Stadt. Es war wieder einer der Termine, bei denen ich nicht so recht wusste, was auf mich zukommen würde. War dieser Waybill ein gefährlicher Verrückter? Ein eitler Selbstdarsteller? Ein arroganter Schnösel gar? Nichts von dem: Es erwartete mich ein Mann mit dezidierten Ansichten  über die amerikanische Politik, den „american way of life“ – und einer Menge Sarkasmus und Humor in der Birne. Das Gespräch dauerte rund 90 Minuten, und hätte Fee dann nicht zum Soundcheck  aufbrechen müssen, es hätte noch bis in die Nachtstunden weitergen können.  Wahrscheinlich  hätte er mir dann auch noch seine aktuellen Blutdruckwerte verraten und den Kontostand seiner Frau…..

In den 70er-Jahren sind The Tubes berühmt-berüchtigt für ihre provokante Show. Sie stellen barbusige Damen auf die Bühne, spielen Bondage-Spielchen und machen sich über so ziemlich alles lustig, was dem Durchschnittsamerikaner heilig ist – ob Fastfood, Gameshows oder Patrioten: Ihr Sänger Fee Waybill zieht alles durch den Kakao. Dazu gibt es reichlich schräge Musik – die sich erst in den 80er-Jahren mit Hits wie ›I’ll talk To You Later‹ oder ›She`s A Beauty‹ dem Mainstream nähert.Mehr ansehen

UFO: Nachruf auf eine Hardrock-Legende im mehreren Akten (2009-2016)

UFO: Nachruf auf eine Hardrock-Legende im mehreren Akten (2009-2016)

Das Raumschiff ist gelandet.

In diesem Jahr (2021) wird es die wohl letzten Konzerte der britischen Hardrockband UFO geben. Nach meinem Dafürhalten eine der sträflichstens unterschätztesten, nichteachtetetetetesten Bands of all times. UFO waren – bis auf ihren erratischen Teilzeit-Gitarristen Michael Schenker nie die Band, die durch Virtuosität überzeugen konnte. Aber sie hatten die besseren Songs als viele der anderen Jungs. Und niemand transportierte die besser als ihr Sänger Phil Mogg, einer der begabtesten Gossenpoeten der Rockmusik. Klar, er schrieb auch Gebrauchstexte – aber das meiste war so voller Bilder, Assoziationen, cineastischer und literarischer Anspielungen und vor allem prallvoll von der oft beschworenen, selten wirklich erreichten „street credibility“, dass es mir immer wieder wohliges Flattern im Hirn verursachte, während ich flackernden Fusses zur Luftgitarre griff, um mich dieser ebenso verkommenen wie vollkommenen Stimme hinzugeben. Wer indes bei UFO Gitarre spielt, war mir eigentlich immer egal. Für mich zählten die Songs, die Texte, die Stimme. Die geballte Anzahl grossartiger Songs stammt allerdings aus der Ära, als der Leadgitarrist Paul Chapman hiess, in my humble opinion. Nun soll also Schluss ein. Ein Rückblick in Etappen. Mehr ansehen

Uriah Heep: Living The Dream (2018)

Uriah Heep: Living The Dream (2018)

Band-Porträtphotos Copyright: Richard Stowe

Notiz: Im Juli 2018 traf ich mich in Köln mit Mick Box und Phil Lanzon, um nochmal die ganze  Geschichte der unverwüstiichen Uriah Heep abzuhandeln. Es war das Ende eines dreitägigen Interviewmarathons, zu dem ein Gespräch mit Peter Bursch (Bröselmaschine) und eines mit Jürgen Fritz (Triumvirat) gehörten. Alle drei wurde zu größeren Geschichten im ROCKS verarbeitet. Und alle drei waren angenehme Gesprächspartner. Box allerdings war der Witzigste von allen: Sein ganz spezieller Working Class Charme made in Walthamstow/London ist einfach unschlagbar. Sein Englisch ist allerdings dann auch für einen „Studierten“ wie mich erst mit Anlauf zu verstehen. Never mind. Here we go….

Uriah Heep: 49 Jahre Achterbahn

Im kommenden Jahr feiert die britische Hardrock-Institution Uriah Heep ihren 50. Geburtstag. Offiziell gefeiert wird aber erst 2020, sagt Mick Box, das einzig verbleibende Gründungsmitglied. Aktuell gilt es, das 25. Studioalbum der Band Living The Dream, das am 14. September erscheint, zu feiern und einen Rückblick zu wagen auf die wechselhafte Karriere der Band.

Mick Box sind Trends und Moden zuwider. Man sieht es von weitem, als er zum Interview in der Lobby des Kölner Hilton Hotels erscheint: der Mann hat sicher noch nie einen Friseur gesehen, trägt ein ausgewaschenes T-Shirt mit undefinierbarem Motiv, Modeschmuck-Klunker an den Armen und dazu kurze Hosen. Er lacht gern laut und viel, auch über sich selbst. Sein Songwriting-Partner seit über drei Jahrzehnten, Keyboarder Phil Lanzon, ist der etwas zurückhaltendere, distinguierte britische Gentleman, aber auch sein Auftreten signalisiert stolz gelebtes Traditionsbewusstsein.Mehr ansehen

Vanden Plas (2020)

Vanden Plas (2020)

Opulente Geisterstunde

Nach einigen Jahren, in denen sich die Kaiserslauterner Progressive Metal Band Vanden Plas vor allem auf die Arbeit für große Theaterinszenierungen konzentrierte, erschien 2019 mit The Ghost Experiment – The Awakening ein weiteres Bandalbum. Schon ein Jahr danach legt das Quintett mit Illumination den zweiten Teil vor, der neue Facetten der Musik des Quintetts offenbart.

Bandfotos: Copyright Janik Wagner

Die Geschichte hinter den beiden Alben basiert auf einer tatsächlichen Begebenheit, auf die Andy Kuntz vor einigen Jahren stieß, dem sogenannten Philip-Experiment. Ein Forschertaem in Toronto hatte damals verucht, allein durch die Kraft der Gedanken einen Geist heraufzubeschwören, den sie Philip nannten – und damit nachzuweisen, dass Geisterscheinungen nur ein Produkt menschlicher Fantasie sind. Von dieser Geschichte ausgehend erschuf Kuntz seine Hauptperson Gideon Grace, die eine dramatischen Kampf gegen die Mächte der Finsternis führt. Mehr ansehen

Voodoo Circle (2011)

Voodoo Circle (2011)

Leitbild Siebziger Jahre: Voodoo Circle

Notiz: 2011 veröffentlichten Voodoo Circle mit Broken Heart Syndrome ein Album, das – gäbe es denn auf der Welt eine Gerechtigkeit – eigentlich genausoviel verkaufen hätte müssen wie Whitesnakes 1987.  Quasi die Quintessenz des Hardrock mit 70er-Jahre-Flair,  produziert mit den Mitteln des 21. Jahrhunderts.  Ich konnte ein ausführliches Interview mit Alex Beyrodt führen. Der ist auch einer von den Musikern. mit denen man keine Frage-Antwort-Spiele spielt, sondern in die Tiefe gehen kann. Und ausserdem lernt man als Nicht-Gitarrist so einiges über dieses Instrument. Erschienen ist  der Artikel selbstredend damals im famosen ROCKS. Here we go….

»Ich hab‘ da meine Vision und die will ich umsetzen, und da lass ich mir nicht reinreden« . Das gilt für die Produzentenfrage, aber das gilt auch allgemein für das, was Alex Beyrodt mit Voodoo Circle anstellt. Die Band des 46jährigen Gitarristen, ist der Hardrocktradition der Siebziger Jahre verpflichtet. Mit dem neuen Album Broken Heart Syndrome noch eindeutiger als mit dem Erstling von 2008: »Meine Anfänge liegen in den Siebzigern, und das hat sich in meinem Gitarrenspiel von Anfang an niedergeschlagen. Durch die Achtziger kam ein anderer Stil dazu, da musste man dann immer schneller, höher und weiter. Ich bin halt vor ein paar Jahren ganz konsequent den Schritt zurück zu meinen Wurzeln gegangen«. Keine Masken, kein Verstellen. Voodoo Circle wird im Frühjahr 2008 Beyrodts Therapie und Spielwiese. Auf der man Musik aus exzessiven Jam Sessions entwickeln kann, aus leidenschaftlichen, verschwitzten Live Gigs. Bei denen dann wiederum auch ausufernde Bühnenversionen des aufgenommenen Materials entstehen dürfen. Kurz: Mehr Freiheit!Mehr ansehen

Voodoo Circle (2020)

Voodoo Circle (2020)

Bigger Than Life: Locked & Loaded

Notiz: Es ist immer ein besonderes Vergnügen, mit Alex Beyrodt zu sprechen. Denn auch dieser großartige Gitarrist ist einer der Musiker, mit denen man keine Interviews, sondern Gespräche führt. In den vergangen Jahren hatten wir uns persönlich getroffen, dieses Mal ging‘s aus bekannten Gründen leider nicht. Es wurde dennoch ein gutes Gespräch am 27. Oktober 2020, das ich hier in voller Länge wiedergeben möchte, und das sicher auch für Gitarren-Spezialisten interessant sein dürfte. Der daraus destillierte Artikel erschien im ROCKS. Here we go….

Band-Porträtfotos Alex Kuehr Photography

Alex Beyrodts Voodoo Circle sind mit einem neuen Album am Start. Mit Locked & Loaded sind Sänger David Readman und Schlagzeuger Markus Kullmann zurückgekehrt. Dennoch ist das Album mehr als Traditionspflege, denn Beyrodt und seine Mannen werden erneut ihrem selbst verordneten Anspruch gerecht, die Grenzen des Hardrock-Genres immer wieder neu zu vermessen.

Ich habe jetzt dieses Album mehrfach gehört, und ich finde, jedes Voodoo Circle- Album hat eine eigene, nicht genau definierbare musikalische Grundierung. Mein Eindruck ist: Alle haben ihr eigenes Flair, das sie unterscheidet. Bei der Neuen gibt es einen gewissen Hang zu Grenzüberschreitungen in Richtung Pop. Melodien, die ich in dieser Art bei Euch noch nie gehört habe. Kann das sein?

Das ist ja das Schöne, wenn man sich mit Menschen wie Dir über Musik unterhält, merkt man einfach sofort: der Mensch kennt sich aus und setzt sich damit auseinander. Das ist auch leider selten geworden. Mach mal ein Interview mit einem in Aserbeidschan…. Anyway. Es stimmt, was du sagst: Jedes unserer Alben hat eine andere Schattierung oder Grundierung, wie Du es nennst. Das ist auch so gewollt und auch bei diesem Album hatte ich wieder was im Hinterkopf. Was Du allerdings sagst, mit poppiger Ausrichtung – das ist einfach so passiert, das war keine Absicht. Das ist einfach während dem Komponieren auf einmal in diese Richtung gegangen und ich würde sagen, eigentlich ist das nur bei zwei Songs deutlich der Fall…..

Ja, bei „Wasting Time“ höre ich zum Beispiel so was….

Ja, der Refrain. Der Song ist ja erstmal Led Zeppelin/ Jimmy Page angehaucht, und dann auf einmal kommt der Refrain, und du denkst: hey, das ist ja ‘ne Pop-Nummer. Und genau das fand ich unheimlich spannend, so einen Song überhaupt machen zu können, dass der überhaupt rauskommt aus uns. Wenn das losgeht mit dem epischen Intro – und der Vers ist vollkommen 70er Jahre, Led Zeppelin Richtung. Das ist auch so gewollt. Wobei ich aufpassen muss, dass ich nicht ständig so viele Bandnamen in den Raum werfe, aber ich tu‘s einfach nur zum besseren Verständnis. Und dann kommt der Refrain und Du denkst: Hey, das kann ja im Radio laufen, was ist denn da los? Das finde ich total geil. Mehr ansehen