No Direction Home – Bob Dylan. Deluxe 10th Anniversary Edition
Capitol / VÖ: 25.11.2016
Etwas verspätet erscheint die Jubiläumsedition von Martin Scorseses dreieinhalbstündiger Dylan-Dokumentation aus dem Jahr 2005, die dramaturgisch geschickt aufbereitetes Archivmaterial, Konzertaufnahmen, Interviews mit Dylan, Zeitzeugen und Weggefährten zu einem Bild zusammenfügt, das einen emotionalen Zugang zu den entscheidenden Jahren – 1961 bis 1966 – der „Künstlerwerdung“ des Sängers eröffnet. Der Film beschreibt collagenartig den Weg Dylans von seiner Heimatstadt Hibbing (Minnesota) über sein Eintauchen in die Folk-Szene des New Yorker Greenwich Village bis zum Punkt, an dem er seine Musik elektrifizierte. Mehr ansehen
Suze Rotolo
Als sich die Zeiten zu ändern begannen
Erinnerungen an Greenwich Village in den Sechzigern
Suze Rotolo war die Muse von Bob Dylan zur Zeit von „The Freewheelin‘ Bob Dylan“. Sie ist das Mädchen, das mit ihm auf dem Cover zu sehen ist, und das auch das Cover ihres Erinnerungsbuches ziert. Sie war die Inspiration zu Songs wie „Don’t think twice it’s allright“ – und doch geht es in diesen Erinnerungen um viel mehr als diese drei Jahre, in denen sie „die Frau an seiner Seite“ (als die sie nicht gesehen werden wollte) war. Wer sensationelle Enthüllungen, intime Details oder gar den endgültigen Einblick in Dylans Denken erwartet, wird enttäuscht. Mehr ansehen
Noch so eine musikalische Coming Of Age Story
1976 und folgende soll es eine Punk-Welle gegeben haben, liest man immer wieder in der Intelligenzpresse. Dergestalt, das alles andere weggefegt wurde. Ich weiss nicht, was ich mit diesem Mythos anfangen soll. Ich jedenfalls fuhr 1977 mit Freunden in einem klapprigen R 4 zu einem Festival im rappelvollen Stadion in Saarbrücken, und dort war keine Punkwelle. Wir liessen uns den ganzen Tag und die halbe Nacht vollregnen, und hörten Lake, der John Miles Band, Manfred Mann‘s Earthband und vor allem Genesis zu. Mehr ansehen
Barefoot To The Moon – An Acoustic Tribute To Pink Floyd
Sonic 11 Records / Pride & Joy Music / VÖ: 16.10.2015
Tribute-Bands, die eigentlich ein Stadion mieten müssten, um sich den Originalen zu nähern, sind im Regelfall vorn herein zum Scheitern verurteilt. Gerade wenn es um Pink Floyd geht, scheint zur Anmutung des Konzerterlebnisses die Gigantomanie, die schier überirdische technische Dimension der Bühnenauftritte zu gehören. Dass es auch anders geht, haben Echoes bei ihren elekrifizierten Shows schon oft genug bewiesen. Weil sie absolut stilsicher die Essenz der Pink-Floyd-Musik einfangen, und auf den musikalischen Kern, nicht auf die aufgeblasene Inszenierung setzen. Mehr ansehen
„Rübe ab! Komplett“
„Erlösung“ mit Matthias Egersdörfer und Martin Puntigam im Tollhaus, Karlsruhe, 22.3.2017 Foto Copyright Tollhaus (Foto von 2021)
Den Matthias Egersdörfer kennt Wikipedia als Kabarettisten „mit unverkennbarem Hang zur Cholerik“, Martin Puntigam wird gelegentlich ein Hang zum Zynismus nachgesagt Zusammen aber, so behaupten der Franke und der Wiener, wollen sie in ihrem Programm „Erlösung“ ganz brav sein und jedweder Bosheit abschwören. Das Ergebnis des Versuchs war am vergangenen Mittwochabend im Tollhaus zu bestaunen.Mehr ansehen
Vom Leiden vermeintlicher Altruisten
Christian Ehring im Tollhaus, Karlsruhe, 21.1.2017
Es ist bekanntlich so, dass gut gemeint nicht immer das Gute schafft. Insbesondere bei Menschen, die über eine so muskulöse Moral verfügen wie der Bizeps eines Bodybuilders. Christian Ehring, fernsehbekannt aus extra 3 und heute-show, bringt in seinem Soloprogramm „Keine weiteren Fragen“ einen solchen Moralapostel aus dem Bioladen-Yoga-Veganismus-Milieu auf die Bühne. Dieser Kerl muss sich ständig neu justieren, um den Anspruch der eigenen Ideologie mit der Realität, seinem Egoismus und der Umwelt unter eine Hut zu bringen, und verheddert sich dabei erwartungsgemäß aufs Fürchterlichste. Dabei ist er nicht mal unsympathisch, aber zugleich rasend verlogen.Mehr ansehen
Weil ich gerade die Heinz Rudolf Kunze-Autobiografie gelesen habe, habe ich mal dieses Foto gesucht: Es war am Morgen des 15.11.1997. Am Abend zu vor hatte er im Tollhaus Tourabschluss der ALTER EGO-Tour gefeiert. Ich war bem Polizei-Pressehock. Wir hatten beide zusammen noch circa 10 Promille Restalkohol und er begrüßte mich mit den Worten: „Die Sonnenbrille werde ich nicht abnehmen“. Ich hatte leider keine. Es wurde ein sehr angenehmes Gespräch, vielleicht gerade deshalb. Vorher hatte ich immer zuviel Respekt vor diesem rätselhaften Sänger, weil ich glaubte, er sei viel zu klug für mich. Ab da ging’s. Sein zweiter Satz war übrigens: „Ich heisse Heinz!“ Von da an waren wir per Du.
Live in Hyde Park
eagle vision/ VÖ: 14.9.2015
28 Jahre waren seit dem letzten ELO-Auftritt vergangen, als Jeff Lynne im September 2014 das Flaggschiff des pompös arrangierten Edelpop mit vorsichtig dosierten Rock-Applikationen noch einmal für ein Konzert im Hyde Park reanimierte. Die 50.000 Tickets für die Show sollen in Minuten ausverkauft gewesen sein. Jeff Lynne’s Electric Light Orchestra, dem neben dem Chef als einziges weiteres Originalmitglied Keyboarder Richard Tandy angehört, liefert zusammen mit der Band von Take That (inklusive It Bites- und Steve-Hackett-Tourbassist Lee Pomeroy) und dem BBC Concert Orchestra die Show ab, die die Fans erwarten:Mehr ansehen
Visionary
Artist Station / VÖ: 18.11.2009
Wer sich von Textzeilen wie „A latent mystery still persists in eternity“ nicht abschrecken lässt, und auch nicht von der jahrzehntelang wiederholten Kritiker-Behauptung, Eloy produziere überladenen teutonischen Marsch-Prog, der kann spätestens mit diesem ersten Album nach 11 Jahren entdecken, dass Eloy eigentlich ganz anders sind. Mehr ansehen
The Legacy Box
Artist Station / VÖ: 3.12.2010
Der allerschönste Moment ist im Bonus Material auf DVD 2 versteckt: Das Video zu ›I Work It Out‹. Ein ganz früher Moment naiven jugendlichen Überschwangs, gefilmt auf einem Schrottplatz. Ab da wurde es eher ernst. Dennoch: es wird langsam Zeit, dass dieser vielgeschmähten Band Gerechtigkeit widerfährt. Ja, Frank Bornemanns deutschen Akzent muss man sich wohl nach wie vor schön trinken, aber die Musik, die diese Doppel DVD präsentiert, erstrahlt hier in ihrer geballten Schönheit. Mehr ansehen