Horizons / The Going’s Easy
Esoteric Recordings / VÖ: 26.11.2012 (Originalveröffentlichung beide 1970)
Verkannte Erfinder
Die Kernbesetzung der englischen Truppe hatte ihre Live-Erfahrungen vor der eigentlichen Bandgründung als Backing-Group für amerikanische Soulsänger gemacht. Aus diesem Humus schöpft die Band auch noch nach dem Einstieg ihres Landsmannes, des Sängers und Flötisten Colin Horton-Jennings, erweitert die Kernkompetenzen aber deutlich.Mehr ansehen
Rainald von Münchhausen, der Verwirrende
Rainald Grebe mit dem „Münchhausenkonzert“ im Tollhaus, Karlsruhe, 22.2.2020
Rainald Grebe, das ist diese irritierende Bühnenfigur, bekannt für illusionslose Hymnen auf desolate Bundesländer, der früher mal mit langem abnehmbarem Bart aus Dichtungshanf, ein anderes Mal mit Indianer-Kopfschmuck auftrat. Heute kommt er in einem schwerem, rotem Königsmantel mit Lichterkette auf dem Kopf in den Saal, als wäre gerade Weihnachten und Karneval gleichzeitig. Da schon fängt das Spiel mit verdeckten Karten an: Was soll das? Warum tut er das? Ah: Vermutlich der Baron von Münchhausen!Mehr ansehen
Mit vier Saiten um die Welt
53 Jahre auf der Bühne: Der Wahl-Karlsruher Bassist Georg Grimm
Notiz: Georg Grimm ist eines der vielbeschworenen „Urgesteine“ der Karlsruher Musikszene. Ein Mann, der voller Geschichten ist und sie auch erzählen kann, der eigentlich so langsam mal in die Pötte kommen sollte mit einem Buch seiner Erinnerungen. Ich habe selbst ein paar Jahre lang mit ihm in einer Band gespielt, und von daher war es mir ein Vergnügen, nach unserer gemeinsamen aktiven Zeit dieses Porträt zu schreiben, das 2015 in den BNN erschien. Here we go….
„Es war wie in vielen Bands: Da gab’s Gitarristen, einen Schlagzeuger, und dann hieß es: Wer macht jetzt Bass? Ich hab‘ gesagt: Okay, ich probiere es mal“. So kam Georg Grimm zu seinem Instrument – und mit dem stand er bei seinem ersten Profi-Engagement 1962 in Bochum auf der Bühne. Der Beat hatte die deutsche Jugend infiziert, und die Silver Strings hatten ein Engagement, dass jedem Musiker 1200 Mark im Monat einbrachte. Georg war einfach von zu Haus abgehauen, ohne die notwendige Erlaubnis seiner Eltern einzuholen, und „mein Vater war Lokfüher, der hat 800 Marl verdient. Der konnte es überhaupt nicht fassen, dass man mit ‚Negermusik‘ so viel Geld verdienen kann“. Mehr ansehen
Wir sind die Sonne
Grobschnitt, Festhalle Karlsruhe-Durlach, 26.4.2008
Darf man Leute ernst nehmen, die sich bei der Ausübung ihres Berufes Willi Wildschwein, Toni Moff Mollo oder Admiral Top Sahne nennen? Darf man natürlich nicht. Aber unter der Voraussetzung, dass man sie nicht ernst nimmt, kann man ziemlich viel Spaß haben bei einem Grobschnitt-Konzert. Etwas enttäuschende 650 Fans sind zu einem der Reunion- Konzerte der Legende aus der einstigen Popmetropole Hagen in die Durlacher Festhalle gekommen, und es ist wie damals an gleicher Stelle in den 80ern: Die Gemeinde huldigt ihren Göttern. Sprich: Der Ungläubige wird kaum bekehrt werden, der Gläubige wird in der Darbietung der 2007 nach 18 Jahren Pause wiederbelebten Band alles finden, was er zur Ausübung seiner Religion braucht, Schall und Rauch zuvörderst.
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It’s All About Love
In-Akustik / VÖ: 26.9.2014
Erzählt uns nicht, dass Bluesrock nur noch eine Wiederholung sattsam bekannter Klischees und Phrasen ist, so tot wie Dixieland oder Rock’n’Roll. Und wenn es so wäre? Das Entscheidende ist bei dieser Art Musik immer das „Wie“, nicht das „Was“. Mehr ansehen
Heavy Soul
Grand Cru Records / VÖ: 23.9.2016
Zentnerschwere Seelen
Was macht denn der da? Das ist ja so ein elektronisches Zeug da am Anfang! Falsche CD? Nein, Timo Gross hat ›Gallis Pole‹– Rocker kennen es von Led Zeppelin als ›Gallows Pole‹ neuzeitlich unterfüttert und stellt damit das, was nachher mit Gitarre, Bass und Schlagzeug passiert, nur noch besser heraus. Mehr ansehen
Das Blockheizkraftwerk
Timo Gross, Jubez, Karlsruhe, 9.10.2014
Der Blues besteht im Optimalfall aus Geschichten, die das Leben schreibt. Von denen hat der Pfälzer Bluesgitarrist Timo Gross eine ganze Menge auf Lager. „Timo, isch glaab, du hosch enn roschdische Nag’l im Kopp“, habe mal eine Frau zu ihm gesagt, erzählt auf gut pfälzisch seinem Publikum am vergangenen Donnerstagabend im Jubez. Timo Gross mag nicht unbedingt einen rostigen Nagel im Kopf haben, aber seine Stime und sein Gitarrenspiel glänzen gerade so vor Rost und Patina. Erzählt uns nicht, dass der Bluesrock der verschwitzen Machart ein untotes Bierkutscher-Pferd ist, das sich nur noch als Klischee durch eine musikalische Wüstenlandschaft torkelt. Und wenn schon: Timo Gross tritt den Beweis an, dass es hier nicht auf das „was“, sondern auf das „wie“ ankommt. Und erzählt uns auch nicht, dass das einzig und allein der Bonamassa und vielleicht noch der Freischlader könnten.
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Das Blues-Delta liegt in der Südpfalz
Timo Gross, Karlsruhe, Jubez, 16.1.2019
Sein Kumpel Ben ist schuld am Bluesmusiker Timo Gross. Vor etwa 15 Jahren war es, als der Pfälzer plötzlich keine Lust mehr auf Musik machen hatte. Ab den 80er-Jahren hatte er als Dienstleister alles von Country bis Hip Hop und Schlager gespielt, als Studiogitarrist gearbeitet und Werbemusik komponiert. Aber eigentlich gehörte sein Herz dem Blues. Aber er traute sich nicht so recht. Bis Ben kurzentschlossen 6000 Euro abhob, sie ihm in die Hand drückte und sagte: „Keine Ausreden mehr!“.Mehr ansehen
Live At The Astoria
ev classics / VÖ: 14.9.2012
Man kann nicht auf Gallagher und Hendreix stehen, und Tony McPhee und seine Groundhogs ignorieren. Dass dieser den vorgenannten ebenbürtige Innovator der Stromgitarre immer eher Geheimtipp blieb, liegt wohl auch an seiner extremen Bescheidenheit, die sich aufs Schönste im Vorspann zu dieser Konzertaufnahme aus dem London Astoria vom 20. Februar 1998 manifestiert: Mehr ansehen
GTR (Deluxe Edution)
Esoteric Recordings / VÖ: 28.8.2015. Originalveröffentlichung 1986
Es war eine verrückte Idee: Steve Hackett und Steve Howe, zwei Gitarrenmeister des Progrock, deren Spiel kaum unterschiedlicher sein könnte, zusammen in einem kommerziellen Projekt, in dem sie nur einen Bruchteil ihres Könnens zeigen konnten oder wollten. Das Kalkül schien aufzugehen. Hackett wird im Booklet zitiert: »14 jährige Mädchen schrieben mir, dass sie ein Poster von mir an der Wand hätten und von mir träumen!« Mehr ansehen