Lonely Robot

Lonely Robot

The Big Dream

Inside Out Music/ VÖ 28.4.2017

Gut geerdet durchs Weltall

Der Astronaut, der nach einem langen Tiefkühlschlaf in einem Wald aufwacht, umgeben von Wesen mit Tierköpfen. Es braucht wohl derlei Sience-Fiction-Blödsinn, um Musiker zu Konzeptalben zu inspirieren. Sei’s drum. Wenn das musikalische Ergebnis stimmt wie in diesem Fall, ist es verziehen. John Mitchell (It Bites, Arena, Frost*), offensichtlich der Erfinder des 48-Stunden-Tages, bleibt auch bei diesem zweiten Soloprojekt erkennbar und bringt das beste aus all seinen Welten zusammen, und die sind durchaus nicht irgendwo da draussen im All. Wieder hat er fast alles selbst eingespielt und gesungen, für den Rhythmus sorgt Wunderdrummer Craig Blundell (Frost*, Steven Wilson). Die Balance zwischen stetig leicht beklemmender Atmosphäre- und instrumentaler Selbstverliebtheit stimmt. Da sind fies leiernde Riffs wie in ›Sigma‹, da baut der Titelsong einen alles verschlingenden Tsunami auf, der wie eine schwarze Wand vorm Hörer steht. Auf der anderen, angenehmeren Seite würde sich Steven Wilson sicher nicht für die Ballade ›In Floral Green‹ schämen, hätte er sie denn geschrieben. Damit man Mitchell seinen Astronauten auch glaubt, lässt er es in ›False Light‹ schön verspielt sphärisch angehen und in einem intergalaktischen Sturm enden.

7/10

Lost World Band

Lost World Band

Spheres Aligned
Samum Publishing I VÖ: 23.04.2019
Kunst um der Kunst willen

Seit 1990 gibt es die russische Band, der man in jedem Moment anhört, dass ihre kreativen Köpfe Andy Didorenko und Vassili Soloviev mal Musik studiert haben. Handwerklich ist das überwiegend instrumental zu Werke gehenden Quintett über jeden Zweifel erhaben – und stilistisch können sie aus einem dicken Füllhorn von Musik schöpfen. Aber meist packen sie von allem zu viel in ihre Musik.Mehr ansehen

Love

Love

Love Songs – An Anthology Of Arthur Lee’s Love 1966-1969

Salvo/Rhino / VÖ: 17.11.2014

Der gemeine Hardrocker kennt zumindest einen Song: Alone Again Or‹, 1977 von UFO ziemlich nahe am Original gecovert, und so unpassend für das übrige Repertoire der britischen Hardrocker wie nicht unbedingt typisch für Love, wie diese Kollektion überdeutlich vorführt. Sie waren eine der Bands, die Mitte der 60er Jahre in der Musikszene am Sunset Strip in Los Angeles zu einigem Ruhm gelangten. Zu ihren Verehrern gehörten zahlreiche Musiker der LA-Szene, unter anderem die Doors. Mehr ansehen

Love

Love

 Love Songs. An Anthology Of Arthur Lee’s Love 1966-1969

Salvo/Rhino / VÖ: 24.10.2014

Der gemeine Hardrocker kennt zumindest einen Song: Alone Again Or‹, 1977 von UFO ziemlich nahe am Original gecovert, und so unpassend für das übrige Repertoire der britischen Hardrocker wie nicht unbedingt typisch für Love, wie diese Kollektion überdeutlich vorführt. Sie waren eine der Bands, die Mitte der 60er Jahre in der Musikszene am Sunset Strip in Los Angeles zu einigem Ruhm gelangten.Mehr ansehen

Lucassen, Arjen

Lucassen, Arjen

Lost In The New Real

Inside Out / VÖ: 20.4.2012

Herrn Lucassen hält der Kenner als Schöpfer ausufernder Epen in sehr traditionellem Zuckerbäcker-Prog-Rock-Stil in Ehren, meist unter dem Namen Ayreon. Nun kommt er mit etwas ganz anderem – zumindest sind er und seine Plattenfirma davon überzeugt: Ein album, das sich querbeet durch die populäre Musik bedient. „Every song’s been sung before, every note’s been played“ heisst es in „Pink Beatles in a Purple Zeppelin“. Genau! Eingängig Popiges trifft turmhohe Bombast-Epen, sphärisches Folk-Gezampel, Industrial Sounds und friedfertigen Wohnzimmer-Metal. Das ist genauso eklektizistisch wie egomanisch (Lucassen spielt fast alle Instrumente und singt selbst), aber höchst unterhaltsam und opulent wie ein großer Hollwood-Schinken in Szene gesetzt. Wer auf so etwas steht, der wird hier seine Freude haben Selbstredend werden die hochfahrenden Melodeien nicht ohne eine Geschichte mit Botschaft serviert: Es geht u.a. um Zensur, Euthanasie und Religion. Als Erzähler fungiert Rutger Hauer, der legendäre Schauspieler aus „Blade Runner“, auf dass das Kopfkino noch mehr Futter kriege.

7/10

 

Lucifer’s Friend

Lucifer’s Friend

Black Moon

Cherry Red Records I VÖ: 26.4.2019

Gereifte Teufels-Freunde

Orgel satt, ein betörender Rumpel-Groove, John Lawaton nach wie vor ein in höchsten Höhen starker Troubadour, und dazu ein überraschendes Trompetensolo, das Free Jazz-Assoziationen weckt. Musik, die auf Traditionen baut, und doch Experimente erlaubt – was die Band schon in den 70er-Jahren auszeichnete. Und das ist erst der Titelsong. Mehr ansehen

Lukather, Steve

Lukather, Steve

Ever Changing Times

Frontiers / VÖ: 25.2.2008

Eigentlich schade. Steve Lukather ist ein innovativer Gitarrist, ein begabter Songschreiber, und verfügt zudem über eine Stimme, der man alles glaubt. Die Toto-Alben, auf denen er die Leadvocals mangels etatmässigem Sänger übernehmen durfte sind die besten, die menschlichsten. Auch solo hat er in den 90er Jahren schon mit kantigen Varianten seiner Idee von intelligenter Mainstream-Mucke geglänzt. Aber dieses Soloalbum hat wenig von den herausragenden Qualitäten seines Machers abbekommen. Im Titelsong schafft er es gerade noch, fünf Minuten lang kompakt alle Trademarks einzufangen, bombastisch aber nicht überladen, melodiös aber nicht kitschig und hart aber nicht klischee-hardrockig. Und dann verließen sie ihn. Was folgt, ist eher lauwarm. Klischeeballaden à la „The Letting Go“ hatte er sich bislang verkniffen, da hilft auch ein sinnreiches kantiges Gitarrensolo in „New World“ nur bedingt als Gegengift. Zudem klingt das ganze Album wie ein Schnellschuss – verglichen mit der Stammband. Es fehlt einfach das edle, bis ins kleinste Detail ausgefeilte Musikerhandwerk. Aber vielleicht wollte „Luke“ ja genau damit seine „Street Credibility“ unter Beweis stellen. Was dann doch irgendwie nicht geklappt hat.

7/10

Lyytinen, Erja

Lyytinen, Erja

 

Live In London

Tuoni Records / VÖ: 21.4.2015

Slide-Furie auf Dienstgipfelhöhe

Das fängt stark an: A Capella im Wechselgesang mit der Band. Es klingt wie ein Gospel, wie eine Beschwörung, dessen was da kommt. Fred McDowells ›It’s A Blessing‹ verwandelt sich anschließend in eine perkussiv groovende, zunächst mit sparsamen Gitarreneinwürfen versehene Nummer. Aber wehe, wenn sie losgelassen. Ganz schnell kommt die Slide-Furie wieder auf Betriebstemperatur. Bei den Elmore-James-Titeln Person To Personund Hand In Handzeigt die Band, wie wichtig dichtes Zusammenspiel für eine elektrisierende Blues-Performance ist. Diese leute spielen einfach unglaublich coole Shuffles. Und Erja zeigt, dass sie als Sängerin Jahr für Jahr an Format gewinnt. In der Ballade Change Of The Season spielt die Gitarristin fünfeinhalb Minuten lang eine Nebenrolle, während die Sängerin den Zuhörer mit einem ganzen Paket von Emotionen überschüttet. Ekstase auf der Gitarre erzeugt sie anschließend durch feine Detailarbeit: Ton, Aufbau und die Einbettung der Gitarrenlinien in die stetige Bewegung, die die Sidemen schaffen. Da stehen Musiker auf der Bühne, die sehr genau aufeinander hören. Diese Qualitäten treiben sie am Ende des Sets im 14 Minuten langen, funkensprühendem, rostrot glühenden, mit feinen Solo-Spots versehenen ›Dust My Broom‹ noch einmal von Höhepunkt zu Höhepunkt

8/10

Maahn, Wolf

Maahn, Wolf

Lieder vom Rand der Galaxis

Libero Records / VÖ: 10.8.2012

Wolf Maahn, der Rocker, der Soulsänger, der Chansonnier, der Geschichtenerzäh1er: Das akustisches Solo-Konzert bringt all diese Identitäten perfekt unter einen Hut. Denn da zeigt sich die Qualität eines Songs, und bei manchen der 15 hier versammelten Lieder aus allen Schaffensphasen des Kölners ist die Reduktion aufs Wesentliche ein dickes Plus. Selbstbewusst verschießt er gleich zu Beginn einen der größten Deserteure-Hits „Irgendwo in Deutschland“. Der Enthusiasmus des Publikums zeigt, dass seine Fans ihm all die Jahre gefolgt sind. In „Nothing But A Heartache tritt der hierzulande etwas unterschätzte Soul-Maahn in den Vordergrund, und beweist sich nebenbei als einer der wenigen deutschen Sänger, der wirklich glaubhaft Englisch singt. „Durch alle Zeiten“ entfernt sich mit großer Gelassenheit recht weit von der hochglanzpolierten Studiovorlage und steht exemplarisch für das, was diese Platte so auszeichnet: Eindringlichkeit statt Pathos, Lässigkeit statt aufgeregtes Herumgockeln. Bemerkenswert ist auch Maahns rhythmisch akzentuiertes Gitarrenspiel, das den Songs einen hypnotischen Drive verleiht.

7/10

Magnum

Magnum

Wings Of Heaven Live

SPV / Steamhammer / VÖ: 22.2.2008

Magnum spielten immer in der zweiten Liga, waren und sind aber in ihrer Art einmalig: Wenn es die prototypische Melodic-Rock Band gibt, dann sind sie es. Alles was sie in den gut 30 Jahren ihres Bestehens zu wuchtigen Wohlklangklöpsen verarbeitet haben, ließe sich auch gut beim Wandern zur Holzklampfe trällern. Vorausgesetzt, man hat eine so samtweiche, sympathische Stimme wie Bob Catley, dem man selbst den größten Blödsinn und die abgefahrensten Weltkrieg-I-Epen abnimmt wie „Don’t Wake The Lion“. Der Song ist Dreh- und Angelpunkt des Albums „Wings Of Heaven“, das die Band vor bald 20 Jahren eingespielt hat und das fast die komplette zweite CD dieser Live-Darbietung von 2007 einnimmt. Das hat man heute eben so, auch wenn dabei einige schwächere Songs in die Setlist gelangen, auf die man schon verzichten könnte. Auf der Habenseite könnte diese Politik allerdings als trotziges Statement für das „Gesamtkunstwerk Album“ in Zeiten der Download-Manie verstanden werden. Angenehm an diesem Album ist – wie schon bei m Live-Doppel „The Last Dance“ (1996) – die raue Ungeschliffenheit. Da wird nichts geschönt, weder Gitarrist Tony Clarkins eng begrenzte Ausdrucksmöglichkeiten noch Bob Catleys angekratzte Stimme. Dafür hat der kleine Kerl hier mehr Blues auf allen Studio Alben zusammen.

6 1/2 / 10