In Lärmgewittern gereift
Mothers Finest im Substage, Karlsruhe, 7.11.2019
»It‘s The Groove, Stupid«, möchte man all jenen zurufen, die da meinen, Mothers Finest hätten verlernt, packende Songs zu schreiben. Natürlich haben die Unkbolde in gewisser Weise Recht. Denn fast alles, was die Band in den vergangenen 20 Jahren veröffentlicht hat, ist songschreiberisch eher Mittelmass. Aber wen stört das, wenn er Jahr für Jahr, Tournee für Tournee wieder einen solch geballte Packung an raffiniert verschachtelten Funk-Rhythmen, Metal-Riffs und nach alter Hippie-Schule ausgedehnten Gitarren-Inprovisationen in die Fresse gedrückt bekommt? Mehr ansehen
Suhlen in diversen Ursuppen
Carl Carlton’s Songdogs feat. Mother’s Finest bem Tollhaus-Zeltival, 1.7.2009
Carl Carltons musikalische Heimat mögen zwar rein buchhalterisch Udo Lindenbergs Panikorchester und Peter Maffays hochkarätige Musikerversammlung sein, aber ideell kommt der lange Gitarrist mit dem sympathisch norddeutschen Slang dann doch eher aus den Sümpfen Louisianas und aus der Gitarrenschule der Herren Richards und Wood. Wobei all das einen Tick lauter, härter und kompakter klingt. Carlton tritt im Doppelpack mit Mother’s Finest an – und so gibt es am vergangenen Mittwochabend im nur halbvollen Zeltival-Zelt konsequente Schwerstarbeit in Sachen bodenständiger Rock’nRoll und Metal-Funk. Mehr ansehen
Der letzte Rockstar
Elliott Murphy im Jubez, Karlsruhe, 8.10.2006
Er hat die Liner Notes für ein Velvet Underground Album geschrieben, mit Bruce Springsteen ein Duett aufgenommen und er war in einer Szene von Fellinis „Roma“ zu sehen. Seit 1990 lebt Elliott Murphy in Paris. Die Franzosen, sagt er kürzlich in einem Interview, hassten die Reichen hassen – im Gegensatz zu seinen amerikanischen Landsleuten. „Die wollen reich werden“. Und die Deutschen? Kurz vorm Auftritt am Donnerstagabend im Jubez: Murphy denkt kurz nach und grinst: „Sie neigen dazu, den Reichen zu verzeihen“. Mehr ansehen
The Blues is allright
Music Maker Relief Foundation beim Tollhaus Zeltival, Karlsruhe, 31.7.2008
Vor etwa 40 Jahren hat Adolphus Bell von seiner Mutter einen guten Rat bekommen: „Mein Sohn, tu dir das nicht an“. Gemeint waren seine ewigen Auseinandersetzungen mit Mitmusikern. „Die spielt weiter Gitarre, und wenn es nicht anders geht, machst Du es eben alleine“. Bell befolgte den Rat und wurde „The World’s Greatest One Man Band“. Beim Konzert der Music Maker Foundation im Rahmen des Tollhaus-Zeltivals stellt er unter Beweis, dass Blues durchaus viel mit Humor zu tun hat. Er hat eine Krone auf, denn er ist ein König. Mehr ansehen
Leblose Imitation
The Musical Box, Konzerthaus, Karlsruhe, 31.10.2019
Jon Lord, 2012 verstorbener Keyboarder von Deep Purple hat einmal sinngemäß gesagt, die Musik seiner Band sei genauso relevant wie irgendwas von Bach. Das ist natürlich einerseits wahr. Was schon dadurch bewiesen ist, dass „ernsthafte“ Orchestermusiker sich heute die Finger danach lecken, eine Band wie Deep Purple begleiten zu dürfen.Mehr ansehen
Die Urgesteine des Schottenrock
Nazareth in der Bruchsaler Rockfabrik, 23.10.2015
Wenn es um britischen Hardrock geht, standen Nazareth hinter den Großen Deep Purple, Led Zeppelin und Black Sabbath immer in der zweiten Reihe – daran ändern auch rund 40 Millionen verkaufter Tonträger nichts. Ganz vorne aber sind die Männer um Bassist Pete Agnew, mit 69 Jahren das einzige verbliebene Urmitglied, wenn es um Beständigkeit und Geradlinigkeit geht: Mit wenigen Ausrutschern in Pop-Gefilde stehen sie seit 47 Jahren für soliden, unprätentiösen Arbeiterklasse-Hardrock. Mehr ansehen
Über den Tellerrand hinausgesungen
Julia Neigel im Kammertheater, Karksruhe, 27.12.2010
Dass man einen Pop-Hit, der wahrlich nicht für die Ewigkeit geschrieben war, über zwei Dekaden nach seiner Entstehung noch am Leben erhalten kann, indem man ihm die Plastikverkleidung vom Leib reißt und ihn ganz in Mahagoni neu aufbaut, ist eine der Erkenntnisse diese Abends im ausverkauften Kammertheater.Mehr ansehen
Mehr als eine Sängerin
Julia Neigel im Bürgerhaus Malsch,, 6.11.2010
„Ich bin da“ heißt der erste Song am vergangenen Freitagabend auf der Bühne des Bürgerhauses Malsch. Und wie sie da ist: Julia Neigel. die Hexe, die Furie, die Teufelin, die Tänzerin, Schmeichlerin, Brüllerin. Schlange und Schlangenbeschwörerin gleichzeitig. Das braucht wirklich keine drei Minuten, und die Frau hat klar gemacht: ein gelungener Auftritt ist mehr als gut singen. Das kann sie sowieso. Aber diese (gelegentlich etwas übermotivierte) theatralische Bühnenpräsenz ist es, die die Zuhörer vom ersten Moment an in den Bann schlägt.Mehr ansehen
Momentaufnahmen
Wolfgang Niedecken las und sang im Tollhaus, Karlsruhe, 17.4.2011
NOTIZ: Das Foto entstand im März 2011 vorm WDR-Funkhaus, Köln
„Es ging darum, dass das Schreiben das Erinnern nachahmt“, sagt Oliver Kobold zur Einführung. Der Literaturwissenschaftler, der zusammen mit BAP Sänger Wolfgang Niedecken dessen Biographie zu Papier gebracht hat. Und also sind des Sängers und bildenden Künstlers Memoiren nicht chronologisch angeordnet und handeln beileibe nicht nur von BAP. So ist einer der Momente, in denen es im Saal ganz still wird der, in dem er über sein Engagement zur Wiedereingliederung ehemaliger Kindersoldaten in Norduganda berichtet und dazu das sonst üppig arrangierte „Noh Gulu“ mit ganz einfacher Gitarrenbegleitung intoniert. Mehr ansehen
Zeitlose Zeitreise mit Haltung
Niedeckens BAP in der Schwarzwaldhalle. Karlsruhe, 4.11.2022
Etwas ungewohnt mag es einem schon vorkommen, Wolfgang Niedecken und seine Band in der voll bestuhlten Schwarzwaldhalle zu erleben. Insbesondere deshalb, weil die Setlist der aktuellen Tour ein gerüttelt Maß an Klassikern der frühen 80er Jahre enthält, in denen die Band ihre größten Erfolge feierte. Die hatten damals wie heute das Potenzial, die Fans im wahrsten Sinne des Wortes von den Sitzen zu reißen. Was sie denn auch unmittelbar tun.
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