Das ZEIT-Magazin, das Abklingbecken für den Müll der Werbung abschlagenden Mode-Industrie, bringt in seiner aktuellen Ausgabe eine Fotostrecke über die „Popmusikerin“ Dua Lipa. Illustriert wird das Interview mit einer Anzahl großformatiger Bilder, die dann beispielsweise so betextet sind: „Ich habe Hoffnung, weil ich die jüngere Generation beobachte.“ Unterzeile: „Rückenfreier Strickpullover und Strick-Shorts von Salvatore Farragamo, Nylonhose von Off-White.“
Auch eine Art Rezension von Maik Brüggemeyers „Pop. Eine Gebrauchsanweisung – Der Rolling-Stone-Redakteur über alle großen Fragen der Popgeschichte“
Kürzlich wurde mir die unangenehme Aufgabe zugeteilt, mich rezensierend dem neuesten Werk eines sogenannten Poptheoretikers widmen zu dürfen, und dummerweise beschied ich das Ansinnen des Chefredakteurs, eben jenes zu tun, nicht abschlägig. Dummerweise deshalb, weil mir schwante, dass es zwischen den Ansichten des Autors und meiner Wahrnehmung der Welt doch erhebliche Differenzen geben könnte. Anders gesagt: ich fürchtete, ich könne der Versuchung nur schwer widerstehen, das Werk vorsätzlich in Bausch und Bogen zu verdammen. So etwas tue ich nicht, auch eine Medienhure hat einen Ehrenkodex. Aber für die genannte Befürchtung gibt es Gründe. Mehr ansehen
„Wüten wider die Kulturindustrie: Algiers vertonen ein wimmelndes Verweisfeld aus Poststrukturalismus, Proust und „Breaking Bad“.
Steht im Rolling Stone vom Februar 2020. Echt.
Sorry, es hat lange gedauert bis hier wieder etwas zum Erliegen kam, aber nun ist der feste Vorsatz: Für diese Homepage wird eine Pflegekraft eingestellt, nämlich ich selbst. Bevor dieser (dieses? Ich habe keine Ahnung von sowas, muss mal Influenza fragen) Blog nun von Geistesblitzen überquillt, erstmal das Geschäftliche: Harald Schwiers hatte noch zu Jahresbeginn im KURIER einen Lobhudelei aufs Büchlein abgesetzt, die hier dokumentiert sei. Nach und nach haben einigen Buchhandlungen Interesse gezeigt, „Viel Lärm um Alles“ ist jetzt in der Region ganz gut vertreten, und es wird im März und April insgesamt vier ganz unterschiedliche Lesungen geben, an ganz unterschiedlichen Orten. Termine und mehr Informationen dazu gibt es unter der Rubrik „Veranstaltungen“. Für alle, die noch ein bisschen Hintergrund wollen, sei ein Klick auf folgenden Link empfohlen:
www.youtube.com/watch?v=dRqzmd3LOYY
Wer also zwei merkwürdig geformte Herren in einem wirren, aber durchaus unterhaltsamen Dialog über ein obskures Buch sehen mag, der schaue sich die 25 Minuten kompakt zusammengeschnittene Martin Wacker Show vom 26. Januar an: Es war eine sehr lustige und durchaus anregende halbe Plauderstunde, die ich mit meinem alten Kollegen Martin Wacker (über zehn Jahre gemeinsame Arbeit beim Radio) in der Show herumhüpfen durfte. Klar ist das Format einer typischen Radio-Sonntags-Show einengend und furchtbar hektisch, aber Martin schaffte es tatsächlich, so auf den Punkt zu fragen, dass ich alter Schwätzer und Leute-an-die-Wand-Redner in geraffter Form alles unterbringen konnte, was ich loswerden wollte. Und schließlich konnte ich ihn auch überzeugen, dass nicht alles, was nach Verriss klingt, eine Verriss ist. Stichwort: Milde Ironie. Aber die verstehen offenbar immer weniger Leute. Auch dazu später mal mehr an dieser Stelle.
Die CD-Release-Party unserer kleinen Spaßkapelle Paule Popstar & The Burning Elephants am 20. Dezember war ein bemerkenswerter Erfolg! Fast 150 Menschen kamen, um mit uns zu feiern. Alles zu dem, was die Band so treibt, findet Ihr aktuell unter https://de-de.facebook.com/PaulepopstarBurningElephants
Freunde des handgemachten Rumpelns: „Die Überheblichkeit des Bademeisters“, unsere sensationelle zweite CD ist fertig und steht seit einigen Tagen in den Läden. Und – was soll ich sagen: Sie ist richtig gut geworden. Mehr ansehen
25.11.2019
Als Selbstverleger verlegt man schon gelegentlich was. Zum Beispiel sein Hirn. Bei der gut besuchten Lesung im Rahmen der Karlsruher Bücherschau lese ich einen Text über Glenn Hughes und mein wunderbarer musikalischer Beisitzer Volker Schäfer macht mich angesichts meiner Frage, ob er auch bei dem Konzert gewesen sei, darauf aufmerksam, er und ich hätten anschliessend noch länger draussen vorm Zelt gesessen und diverse musikalische und aussermusikalische Fragen zum Ereignis debattiert.Mehr ansehen
21.11.2019
So, liebe Kollegen. Jetzt aber genug gelobhudelt. Mir wird schon ganz schwindlig!
Die erste „bundesweite“ Rezension ist erschienen. GOOD TIMES Autor Uli Twelker hat sich das Buch vorgenommen und schrob obenstehendes. War zwar nie Radio-DJ, aber abgesehen davon hat er richtig erkannt, worum es geht. Thank You ever so much. Im Gegenzug möchte ich hier mal Ulis letztes Buch empfehlen. Voila:Mehr ansehen
Kollege Andreas Jüttner hat in den BNN mein Büchlein rezensiert. Uns was soll ich sagen, ich krieg‘ einen roten Kopf….
Als wäre man mittendrin im Konzert
„Viel Lärm um Alles“: Buch mit 105 Rezensionen aus knapp 20 Jahren von BNN-Autor Thomas Zimmer
„Konzerte zum Lesen“ verspricht der Untertitel des Buchs „Viel Lärm um Alles“ des Karlsruher Musikkritikers Thomas Zimmer. Und entgegen des Bonmots, über Musik zu schreiben sei wie über Architektur zu tanzen, löst es dieses Versprechen auch ein. Denn Zimmer hat das Gespür dafür, die Stimmung eines Ereignisses so in Worte zu fassen, dass man meint, mittendrin dabei zu sein. Etwa wenn der Songwriter Chris Eckman im Jubez eine Strophe lang nur eine Saite zupft. „Wenn nach drei Minuten der erste Akkord fällt, hört man Breitwandfilme.“ Oder wenn die Metal-Queen Doro im Substage ihr Publikum mitreißt: „Und immer dann, wenn es alle ahnen, geht der Drummer auf Halftime, und jeder Luftgitarrist, der etwas auf sich hält, greift sich gleißend in den Schritt.“ Ein solches Bild sagt mehr als tausend Titel- oder Stilauflistungen. Genau wie die Beschreibung, die Band des alten Bluesrecken Chris Farlowe spiele „tight und furztrocken wie ein Kaktus neben einer rostigen Zapfsäule“.
Wer „objektive“ Beschreibungen aus dem Musik-Almanach sucht, ist hier offenkundig ebenso falsch wie Menschen, deren CD-Sammlung nach „Rezensionen“ aus Elektronikmarkt-Werbeheftchen zusammengestellt ist. Zimmers Texte sind so subjektiv, wie eine aufrichtige Auseinandersetzung mit Musik im Idealfall sein sollte. Wobei subjektiv nicht bedeutet, dass hier eine Einzelmeinung zum unfehlbaren Urteil erhoben wird, sondern dass eine Meinung formuliert und begründet wird.
Das erfolgt nicht immer zur Freude jener Fans, die sich, wie es im Vorwort heißt, nur in ihrer Heldenverehrung bestätigt sehen wollen, und deren mitunter per Leserbrief eintreffende Widerworte im Buch ebenfalls Platz finden. Doch das Buch entkräftet jeden Verdacht, Zimmer erfülle das Kritikerklischee des verissfreudigen Scharfrichters: Unter 105 Texten aus knapp 20 Jahren, alphabetisch geordnet von Bryan Adams bis ZZ Top, zeugen nicht mal zehn von grundlegendem Unbehagen. Das entzündet sich vor allem an allzu platten Posen und wohlfühliger Bravheit, sei es im bemühten Mittelalter-Folk des Ritchie-Blackmore-Projektes „Night“, im offensiven Publikumsliebhaben von Deutschpop-Star Bosse oder in den Pseudo-Folksongs der Mighty Oaks, die „Binsenweisheiten und Allerweltsgefühle als nachdenkliche Poesie verkaufen wollen“.
Vollauf begeistert hingegen ist der Rezensent oft von Konzerten, bei denen härter gerockt wird, was aber nicht ausschließlich mit der Musikrichtung zu tun hat, sondern mit der dort oft zu erlebenden Spielfreude. Über das Konzert von Danko Jones 2004 im Substage sinniert er sinngemäß: Würde der KSC seine Angriffe mit der gleichen Intensität vortragen, dann wäre das gegnerische Tor weg und der Strafraum ein Krater. Hardrock-Scheuklappen sucht man dennoch vergebens: Das Buch zeugt auch von Begeisterung für die Freigeister Guru Guru, die erdverbundenen Hooters oder die in alle Stilrichtungen offenen Jewish Monkeys. Und eine Pur-Rezension, die seinerzeit einigen Lesern offenbar zuwenig lobende Superlative enthielt, beleuchtet die oft übersehenen musikalischen Qualitäten der Band.
Zugegeben: Eine unvoreingenommene Rezension dieses Buches ist auf dieser Seite nicht möglich. Schließlich waren hier fast alle der im Buch versammelten Texte in den vergangenen 20 Jahren schon mal zu lesen, denn Thomas Zimmer schreibt seit Ende der 90er Jahre für diese Zeitung. Laut Klappentext auch, um „nagende Schuldgefühle“ aus seiner Zeit beim privaten Rundfunk abzutragen, wo er ab den 80er Jahren „auch verantwortlich für die Versendung von musikalischem Müll“ gewesen sei. Streift man nun aber durch dieses Buch, möchte man nicht nur sofort aufs nächstmögliche Konzert gehen, sondern hofft auch, dass diese Schuldgefühle noch eine Weile anhalten. Andreas Jüttner
Thomas Zimmer: Viel Lärm um Alles. Selbstverlag. 236 Seiten, 14,90 Euro. Erhältlich in der BNN-Geschäftsstelle Lammstraße 1-5, in der Stephanus-Buchhandlung sowie beim Rock-Shop.
Lese gerade, dass es der Tag ist, an dem vor 35 Jahren „Perfect Strangers“ erschien, das Reunion Album der lautesten Jazzband der Welt – Deep Purple. Oh ja, damals war ich zwar immerhin schon 28 Jahre alt – also kein pubertierender Fanboy mehr – aber das hat in mir ähnliche pulsierende Obliterationen ausgelöst wie seinerzeit, also sellemols auf gut kurpfälzisch. „Ich muss jetzt in den Plattenladen, und wenn der 500 Kilomneter weit weg ist und ich durch einen Feuerreifen springen muss!“, karfunkelte es in mir.Mehr ansehen