Frontm3en (2021)

Frontm3en (2021)

Nostalgie und Wohlklang

Frontm3n Open Air bei der Kulturhalle Remchingen, 29.7.2021

The Hollies, Sweet und 10cc stehen jeweils für eine eigene musikalische Facette erfolgreicher Popmusik, die vor allem in den 70er-Jahen ihre beste Zeit hatte. Die Frontm3n Peter Howarth (Hollies), Pete Lincoln (Sweet) und Mick Wilson (10cc), die am Donnerstagabend bei der Kulturhalle Remchingen auftraten, sind zwar nicht die Originalsänger ihrer Bands, aber sie tragen die Tradition ehrenhaft weiter. Die wiederum viel mit ausgefuchsten Gesangsarrangements zu tun hat. Mehr ansehen

Fury In The Slaughterhouse (2002)

Fury In The Slaughterhouse (2002)

Gebremster Schaum im Schlachthof?

Fury in the Slaughterhouse, Festhalle Durlach, Karlsruhe, 11.11.2002.

Sie haben nicht nur eine stilkompatible Vorband (Gallop) mitgebracht, sondern starten ihren Gig mit einem eigenen Vorfilm. Der sich einerseits wohltuend abhebt vom handelsüblichen Musikvideo-Flachsinn, andererseits mit seiner ausgeprägten Roadmovie-Ästhetik auf den alten Tick der Furys hinweist, dass sie in einem anderen Leben mal Amerikaner gewesen sein müssen. Und mit „Every Generation“ erhebt sich dann die eigentliche Musik, eine gutgeölte Maschinerie, die sich zunächst verschattet gibt, auch in der Lichtregie die Musiker nicht wirklich in Farbe taucht.Mehr ansehen

Ganes & Susanne Sundfør (2011)

Ganes & Susanne Sundfør (2011)

Abend der Kontraste

Susanne Sundfør und Ganes beim Tollhaus-Zeltival, Karlsruhe, 28.7.2011

Mit der Stimme könnte man gängige, gefällige Popmusik singen, oder artifiziell hochtoupierten Edelkitsch. Die 25jährige Norwegerin Susanne Sundfør macht aus ihrem stimmlichen Vermögen, das nicht von dieser Welt zu sein scheint, etwa ganz anders: Sie schiebt schicksalsschwere Klangkaskaden, kombiniert mit Elektrobeats und Stammestrommeln auf die Reise und formt daraus eine Musik, die über weite Strecken viel vom unbefangenen Zuhörer abverlangt. Da ist kaum einmal eine vertraute Melodie, selten eine gelernte Songstruktur und auch kein wohliges Schaudern in Melodramatik wie etwa bei ihrer Landsmännin Kari Bremnes. Mehr ansehen

GlasBlasSingQuartett (2010)

GlasBlasSingQuartett (2010)

„Es war uns ein inneres Oslo“

Das GlasBlasSing-Quintett im Jubez, Karlsruhe, 20.5.2010

Kann man einfach ins Jubez gehen und zuschauen wie fünf Männer auf Flaschen blasen, statt im TV mitzufiebern, wenn in Oslo Deutschland Liedchen-Päpstin wird? Man kann. Das Jubez ist voll, das Alternativprogramm zum Fernsehabend heißt GlasBlasSing Quintett. Fünf Herren mit Wohnsitz Berlin, denen es tatsächlich gelingt, selbst dem vom anhaltenden A Capella Boom schon langsam leicht genervten Konsumenten eine Facette aufzuzeigen, die er bisher so noch nicht kannte.Mehr ansehen

God Is An Astronaut (2019)

God Is An Astronaut (2019)

Trauer in Schallwände verwandelt

God Is An Astronaut im Substage, Karlsruhe, 10.7.2019

In Dezember 2016 wird der siebenjährige Oisin O‘Driscoll von seiner Mutter getötet, sie selbst nimmt sich anschließend das Leben. Oisin ist der Cousin der Brüder Torsten und Niels Kinsella, Gitarrist und Bassist der irischen Postrock-Band God Is An Astronaut. Der tragische Tod des kleine Jungen ist Motivation und zentrales Motiv des Albums „Epitaph“, dessen zentrale Songs bei der laufenden Tour zu hören sind, die am Mittwochabend im Substage Station machte. „Diesmal wollte ich einfach die Hässlichkeit aufs Album bannen, statt ihr zu entfliehen. Dafür brauchte es Finsternis – Frohsinn hat hier nichts zu suchen“, so beschreibt Torsten Kinsella die Grundstimmung in einem Interview des Internet-Musikportals laut.de.

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Golden Earring (2016)

Golden Earring (2016)

Eine holländische Rock-Institution gab sich die Ehre

Golden Earring, Badnerhalle, Rastatt, 2.9.2016

Es gibt einen Witz, der kurzgefasst so geht: Irgendwo in einem warmen Land ist jemand vollkommen genervt von nächtlicher Trommelei, und möchte der ein Ende setzen. Bis ihm ein Einheimischer rät: „Bloss nicht, dann würde etwas Schreckliches passieren!“ „Was?“ fragt der Genervte zurück und bekommt die Antwort „Bass-Solo!“. Bei Golden Earring gibt es beides, in umgekehrter Reihenfolge. Wenn Bassist Rinus Gerritsen faltigen Gesichtes an den Saiten seines doppelhalsigen Instrumentes rupft und zerrt, nervt es dennoch nicht. Weil man es als Pose und Parodie auf Rock’n’Roll-Energieüberschuss der frühen 70er Jahre betrachten kann, der dieser nationalen niederländischen Institution damals selbst in den USA Erfolg bescherte. Auch als Ritual ist das Bass-Solo unverzichtbar in diesem seltenen Deutschlandkonzert in der Rastatter Badnerhalle.   Mehr ansehen

Gotthard (1999)

Gotthard (1999)

Solides Handwerk

Gotthard in der Festhalle Karlsruhe-Durlach, 23.4.1999

Es muß eine Renaissance der achtziger Jahre geben, alle Anzeichen sprechen dafür: Die Menschen wollen wieder schreckliche Popmusik a la Pet Shop Boys hören. Das macht uns Angst. Nun haben aber jüngst zeitgleich die Kritikerpäpste vom deutschen Rolling Stone, die unter dem Motto schreiben „alles gehört, nix begriffen“, eine Renaissance des Hardrock ausgemacht, sehr zu ihrer Beunruhigung. Das wiederum macht uns alten Luftgitarrenschwingern alles andere als Angst. Mehr ansehen

Grobschnitt (2008)

Grobschnitt (2008)

Wir sind die Sonne

Grobschnitt, Festhalle Karlsruhe-Durlach, 26.4.2008

Darf man Leute ernst nehmen, die sich bei der Ausübung ihres Berufes Willi Wildschwein, Toni Moff Mollo oder Admiral Top Sahne nennen? Darf man natürlich nicht. Aber unter der Voraussetzung, dass man sie nicht ernst nimmt, kann man ziemlich viel Spaß haben bei einem Grobschnitt-Konzert. Etwas enttäuschende 650 Fans sind zu einem der Reunion- Konzerte der Legende aus der einstigen Popmetropole Hagen in die Durlacher Festhalle gekommen, und es ist wie damals an gleicher Stelle in den 80ern: Die Gemeinde huldigt ihren Göttern. Sprich: Der Ungläubige wird kaum bekehrt werden, der Gläubige wird in der Darbietung der 2007 nach 18 Jahren Pause wiederbelebten Band alles finden, was er zur Ausübung seiner Religion braucht, Schall und Rauch zuvörderst.

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Gross, Timo (2014)

Gross, Timo (2014)

Das Blockheizkraftwerk

Timo Gross, Jubez, Karlsruhe, 9.10.2014

Der Blues besteht im Optimalfall aus Geschichten, die das Leben schreibt. Von denen hat der Pfälzer Bluesgitarrist Timo Gross eine ganze Menge auf Lager. „Timo, isch glaab, du hosch enn roschdische Nag’l im Kopp“, habe mal eine Frau zu ihm gesagt, erzählt auf gut pfälzisch seinem Publikum am vergangenen Donnerstagabend im Jubez. Timo Gross mag nicht unbedingt einen rostigen Nagel im Kopf haben, aber seine Stime und sein Gitarrenspiel glänzen gerade so vor Rost und Patina. Erzählt uns nicht, dass der Bluesrock der verschwitzen Machart ein untotes Bierkutscher-Pferd ist, das sich nur noch als Klischee durch eine musikalische Wüstenlandschaft torkelt. Und wenn schon: Timo Gross tritt den Beweis an, dass es hier nicht auf das „was“, sondern auf das „wie“ ankommt. Und erzählt uns auch nicht, dass das einzig und allein der Bonamassa und vielleicht noch der Freischlader könnten.

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Gross, Timo (2019)

Gross, Timo (2019)

Das Blues-Delta liegt in der Südpfalz

Timo Gross, Karlsruhe, Jubez, 16.1.2019

Sein Kumpel Ben ist schuld am Bluesmusiker Timo Gross. Vor etwa 15 Jahren war es, als der Pfälzer plötzlich keine Lust mehr auf Musik machen hatte. Ab den 80er-Jahren hatte er als Dienstleister alles von Country bis Hip Hop und Schlager gespielt, als Studiogitarrist gearbeitet und Werbemusik komponiert. Aber eigentlich gehörte sein Herz dem Blues. Aber er traute sich nicht so recht. Bis Ben kurzentschlossen 6000 Euro abhob, sie ihm in die Hand drückte und sagte: „Keine Ausreden mehr!“.Mehr ansehen