Die Schöne Mannheims (2016)

Die Schöne Mannheims (2016)

„Da war so viel Schönes dabei“

Die Schöne Mannheims, Tollhaus, Karlsruhe, 11.12.2016

Die meisten Künstler, die man unter den vagen Begriff „Musikkabarett“ einsortiert, können entweder Musik gut oder Kabarett. Die Schöne Mannheims können beides, und eigentlich ist es auch kein Musikkabarett, was sie am Sonntagabend auf der Tollhaus-Bühne zelebrierten. Denn ihre kabarettistischen Talente benutzen sie nur selten, um auf Missstände da draussen in der Welt zu zeigen. Gut, mit Ausnahmen: Wenn etwa stimmgewaltig der zum Veganer konvertierte Hund verspottet wird: „Anstatt die Katzen zu jagen, will er nur noch Gemüse nagen“. Im übrigen geht es – der Programmtitel sagt es, um die eigene „Entfaltung“.

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Dorfcombo (2020)

Dorfcombo (2020)

Blödsinnige Glückseligkeit

Dorfcombo, Tollhaus, Karlsruhe, 31.1.2020

Alle sind von diesem Abend überwältigt, noch vorm ersten Ton. Die über 1200 Fans im ausverkauften Tollhaus sowieso, Tollhaus-Geschäftsführer Bernd Belschner würde am liebsten gleich den „ersten Sold Out Award 2020“ an die Band verleihen. Dort, wo sonst die internationale Musikwelt auftritt, steht an diesem Tag eine Truppe aus Rheinstetten, die sich nach ihrem offiziellen Ende 2005 Schritt für Schritt in die Öffentlichkeit zurückrockt.Mehr ansehen

Double Tonic (2008)

Double Tonic (2008)

Nah am Meer gebaut

„Double Tonic“ stellten CD „No Frontiers“ vor, Kabarett in der Orgelfabrik, Karlsruhe, 30.5.2008

Es klingt, als entstiegen die Akkorde dem Meer, als pirsche sich die Musik vorsichtig an Land. Zuerst ist da die Landschaft, dann die Langlandschaft, dann kommt der Song, dessen Ursprung in der keltischen, meist schottischen Musik liegt. Das ist das Prinzip der Musik von Double Tonic. Wolfgang Klockewitz (Komponist, Pianist und Arrangeur) und die Sängerin Yvonne Arnitz und ihre Mitstreiter Klaus Buchner (Saxophon, Flöte), Uwe Lehmann (Bass) und Matthias Klittich (Schlagzeug) haben sich der keltischen Folklore angenommen, um sie neu arrangiert in einen im weitesten Sinne jazzigen Kontext zu stellen – wobei auch Grenzüberschreitungen Richtung Pop erlaubt sind.Mehr ansehen

Engler, Hartmut (2005)

Engler, Hartmut (2005)

Just A Singer … aber was für einer!

Just a Singer“. Hartmut Engler in der Festhalle, Karlsuhe-Durlach, 10.4.2005

Anmerkung: Das Foto entstammt einem PUR-Konzert aus dem Jahr 2009

Hartmut Engler hat für seine Fans jetzt eine einleuchtende Erklärung, warum er unbedingt mal Englisch singen wollte: Weil das Wort „baby“ auf deutsch so furchtbar machomäßig rüberkommt. Auf Englisch nicht, und schon hebt ein Song mit ganz vielen „Babys“ an. Was soll man drumrumreden. Die Fremdsprache steht dem Pur-Sänger gut, weil er sie richtig singt. Phrasierung, Intonation, alles das stimmt. Handwerkszeug eben, aber mehr als das: Er macht aus den Songs, die andere geschrieben haben, Gefühlsware.Mehr ansehen

Fischer-Z (2017)

Fischer-Z (2017)

Ein lauter, leiser Charismatiker

Fischer-Z im Tollhaus, Karlsruhe, 15.10.2017

Anfang der 80er Jahre waren die Fischer-Z-Hits „Marliese“, „Cruise Missiles“ oder „Berlin“ unverzichtbarer Soundtrack jeder Studentenparty – und gleichzeitige der kommerzielle Zenit der Band um John Watts, der auch danach unzählige Alben unter dem Bandlogo oder seinem Namen veröffentlichte. Den typischen Sound zwischen eingängigem Pop, Rock und Reggae-Grooves hat die heutige junge Band hinter ihm an diesem Abend im Tollhaus perfekt drauf, und Watts selbst, 62 Jahre alt, hat immer noch diese wunderbare Stimme, die sich mühelos vom grummeligen Sprechgesang in schneidende Höhen schraubt.

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Fischer-Z (2022)

Fischer-Z (2022)

Ein wahrer Mensch

Fischer-Z alias John Watts mit Solo-Konzert im Tollhaus, Karlsruhe, 27.5.2022

Zeitlos oder aus der zeit gefallen? John Watts, der ohne Band aber unter dem Bandnamen Fischer-Z am Donnerstagabend im Tollhaus Station machte, lässt solche Fragen obsolet erscheinen. Denn Watts ist ein Unikat. En lärmendes und zugleich bis zur Selbstentblößung gefühlvolles. Lärm, so haben wir im 21. Jahrhundert gelernt, verkauft sich am besten als monolithischer Block, durch tausende Prozessoren gejagt und als eine Art Breitwandfilm in Gehörgänge geprügelt. Watts’ Lärm aber ist ein ein anderer, weitab vom Mainstream: der nämlich stammt aus dem 20, Jahrhundert und ist pure Anarchie. Mehr ansehen

Fish (2014)

Fish (2014)

Beklemmend und befreiend

Fish im Substage, Karlsruhe, 9.11.2014

Der Mann hat es im Griff, von Anfang an. Obwohl er von einer schweren Erkältung geplagt ist und „schwitzt wie ein Schwein“: Er kämpft vor rund 500 begeisterungsfähigen Fans im Substage von der ersten bis zur letzten Minute. Mit einer bestimmten, aber doch freundlichen Geste bringt er die Smartphone-Hobbyfilmregisseure in den ersten Reihen zum Einpacken ihrer Geräte. Gut so, sonst hätten sie vielleicht nicht die raumgreifende Düsternis bemerkt, die das langsam anschwellende „Perfume River“ vom aktuellen Album „A Feast Of Consequences“ erzeugt. Die üppige Instrumentierung lässt die Schwächen der angeschlagenen Stimme hinter dem überzeugenden Gesamteindruck verschwinden. Der Song malt in dick aufgetragener Ölfarbe den Alptraum einer aus den Fugen geratenen Welt. Der Sänger tanzt dazu seine eigene Choreografie. Mehr ansehen

Fish (2018)

Fish (2018)

Die Kerze brennt noch an beiden Enden

Fish, Substage, Karlsruhe, 9.11.2018

Torch, der Bürger vom Legoland, der Mann mit einer Allergie gegen Perrier, Tageslicht und Verantwortung, das Mitglied der „Morgendämmerungs-Patrouillen-Bruderschaft“: so beschreibt sich der Helden des Marillion-Albums „Clutching At Straws“ von 1987 im Song „Incommunicado“. Torch, dieser Typ, der – inspiriert von Jack Kerouac die Kerze an beiden Enden anzündet, wird vom nunmehr 60 -jährigen Fish bei seiner laufenden Tour noch einmal wiederbelebt. Und sein damals nur schlecht maskiertes Alter Ego kehrte das Innerste seines Schöpfers nach aussen. Die Exzesse von Alkohol, Sex und Macht. Die Qualen des Künstlers, der an einer Schreibblockade leidet, zerrieben von seinen Dämonen, zermürbt von Selbstmitleid und Antriebslosigkeit – das waren die Themen von „Clutching At Straws“ das zusammen mit einigen Songs vom 2019 erscheinenden Album „Weltschmerz“ das Gerüst der laufenden Tour bildet.Mehr ansehen

Flower Kings (2012)

Flower Kings (2012)

Die skandinavische Zuckerbäckerei

Flower Kings im Substage, Karlsruhe, 19.9.2012

Das Bühnenbild signalisiert: Hier sind Traditionalisten am Werk: Da der Orange-Gitarrenverstärker, ein Klangerzeugungsapparat der 70er Jahre. Rechts die die Keyboardburg, auf der Leinwand mittig sinnstiftende Projektionen, Lämpchen gar schön drapiert, die Band fast durchweg in Orange gekleidet. Fehlen nur noch Perserteppiche und orangerote Sessel fürs Publikum, das am Mittwoch Abend sich nicht allzu zahlreich den Weg ins ins Substage fand.Mehr ansehen

Folknacht Ettlingen (2009)

Folknacht Ettlingen (2009)

„Gavotte? Kennen Sie das? Gut!“

Folknacht mit Lismore, Niul und Bleizi Ruz. Ettlingen, Stadthalle, 21.11.2009

Seit dreiundzwanzig Jahren existieren Lismore aus Waldbronn, inzwischen sind sie geographisch so weit verstreut, dass ihre Konzerte eine Rarität sind. Bei der Folknacht in der sehr gut besuchten Ettlinger Stadthalle am Samstagabend waren sie der perfekte Auftakt für einen langen Abend. Ihre Mischung aus Francois Villon Bearbeitungen, traditionellen Tänzen und Eigenem spannt den Bogen über alle Gefühlszustände, die gut gespielte Folk-Musik transportieren kann. Mehr ansehen