BAP – Wolfgang Niedecken Interview (2005)

BAP – Wolfgang Niedecken Interview (2005)

„Dreimal zehn Jahre“ – Die Präsentation

Vorbemerkung: Das ist fast der Wortlaut des Interviews, geführt am Tag der Präsentation von „Dreimal zehn Jahre“ in Köln, im Clubraum Ost, am 16.11.2005. Ich war extra zu dieser Presseveranstaltung angereist, bei der auch reichlich Gelegenheit für erhellende und ausführliche Einzelinterviews war. Damit wir ehrlich bleiben: „Fast“ deshalb, weil meine Fragen nicht druckreif formuliert waren und deshalb nachbearbeitet wurden. Der innere Sinnzusammenhang wurde dadurch nicht verfälscht. Die gelegentliche „kölsche Satzstellung“ bei Wolfgangs Antworten wurde dem Hochdeutschen behutsam angepasst. Die Reihenfolge der Fragen und Antworten wurde an mehreren Stellen verschoben, um dem Ganzen einen besseren thematischen Fluss zu geben. Zwei, drei „Spezialistenfragen“, die mich, aber nicht Euch interessieren, habe ich weggelassen. Das Interview wurde verwertet in Artikeln der Badischen Neuesten Nachrichten, Karlsruhe und Melodie & Rhythmus, Berlin.

Die Idee des Albums war, die Bandgeschichte chronologisch mit den repräsentativen Songs abzubilden, und dabei so zu tun, als seien die Songs gerade in der aktuellen Besetzung entstanden. Vieles klingt ungewohnt, ohne die typischen BAP-Trademarks aufzugeben. So kommt „Anna“ kommt gänzlich ohne Reggae-Grooves aus, „Fortsetzung folgt“ ist härter und schneller, „Kristallnaach“ ist dynamischer, gitarrenlastiger geworden. Der Sound ist durchgehend direkter, roher. Näher an dem, wie BAP schon auf der SONX-Tour klang. Respekt vor den Klassikern und gleichzeitig Aufbruch ins nächste Jahrzehnt. Das steht als ungeschriebenes Gesetz über dem ganzen Projekt. Wolfgang Niedecken wirkt am Erscheinungstag des Albums wie jemand, der sich nicht mehr fragen muss „ob ich jetzt’ do bin, wo ich hinjewollt han“. Da sitzt jemand, der genau weiß, wie er mit seinem bisherigen Lebenswerk umzugehen hat:

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BAP (2008) Interview Wolfgang Niedecken

BAP (2008) Interview Wolfgang Niedecken

Radio Pandora. Doppelt hält besser.

Notiz: 2008 veröffentlichten BAP das Album Radio Pandora, in einer Plugged- und einer Unplugged-Version. Allein für die Idee, Jack Kerouacs über fünfzig Jahre altem Urknall aller Roadmovie-Literatur „On the Road“ ein musikalisches Denkmal zu setzten, war eine großartige Idee. Dieses Bebop-geschwängerte Buch mit einer Rocknummer zu würdigen, war ein Hinweis darauf, wie viel Stimmungen diese beiden Alben einfangen. Der Texter Niedecken setzte auf die mal stürmische, mal melancholische Musik, die zum Großteil von seinen Kollegen Helmut Krumminga und Micheal Nass geliefert wurde, mit der Grundhaltung eines skeptischen Optimisten seine Themen „Glaube, Hoffung, Liebe“ ins Werk, wie schon auf dem „Sonx“ Album 2004, aber mit deutlich mehr Zwischentönen, aber ohne überladene Arrangements. Auf dem Unplugged-Album sowieso, denn es wurde fast ohne Overdubs live eingespielt. Bei den Aufnahmen dafür war ich zwei Tage lang „live“ im Studio dabei. Das gespräch mit Wolfgang Niedecken führte ich am 6.5.2008 in Köln, zwischen dem Ende der Seesions  und der Veröffentlichung mit einem Präsentationskonzert  im Essener Programmkino „Lichtburg“. Die Live-Fotos habe ich bei diesem Konzert gemacht. Here we go…..

Das erste was mir auffiel und was mich gefreut hat, war „Wat für e Booch“ – der Rock’n’Roll-Song zu einem Buch, in dem Jazz eine große Rolle spielt.

Als ich das das erste Mal gelesen habe, hab ich den Schriftsteller gar nicht einordnen können. Das war einfach nur ein Buch, von dem ich wusste, da geht’s ab… das war mir empfohlen worden, und zwar im Zusammenhang mit Dylan, damals hat man mir erzählt, dass ein anderes Buch von Kerouac für Bob Dylan sehr wichtig gewesen ist: Dylan ist damals mit „The Subterraneans“ überall rumgerannt. Der deutsche Titel ist ’ne Katastrophe: „Bebop Bars und weißes Pulver“ – warum kann man das nicht einfach „Die Unterirdischen“ nennen? Das hat bei Dylan dann zum „Subterranean Homesick Blues“ geführt… Na ja, Kerouac war das Kultbuch, das musste man lesen. Mir war aber damals nicht bewusst bei dieser Beat Generation, Ginsberg, William Borroughs, dass sich später mal Kontakt mit einem der Jungs haben würde, nämlich mit dem Maler Larry Rivers. Mehr ansehen

Barclay James Harvest (1999) John Lees und Woolly Wolstenholme

Barclay James Harvest (1999) John Lees und Woolly Wolstenholme

Das Foto: Woolly Wolstenholme, der Autor, John Lees (von links nach rechts)

Through the Eyes of John Lees 

NOTIZ: Das ist ein Interview, das ich mit John Lees und Woolly Wolstenholme vermutlich 1999 geführt habe, als Redakteur des Rundfunksenders „Die Welle“ in Karlsruhe. Ob das so gesendet wurde und warum ich seinerzeit ein Transkript angefertigt habe – ich kann mich nicht erinnern. Ich erinner mich allerdings, mit zwei sehr sympathischen, bescheidenen Herren gesprochen zu haben. Das Album, das sie damals aufnahmen, war allerdings leider nicht so toll. ich habe es ihnen aber – bin ja ganz britischer Gentleman – nicht verraten. Here we go…..

Wie seid ihr wieder zusammen gekommen. Und vor allem Wooly- was hast Du die letzten 20 Jahre, von ein paar musikalischen Lebenszeichen abgesehen, getrieben?

Wooly: Ich habe als Landwirt gearbeitet. Aber irgendwie musste ich jetzt zur Musik zurück. Ich traf John bei einem Jahrgangs-Treffen der Kunstschule wieder. Wir haben ja damals zusammen studiert und die Band gegründet, jedenfalls die Hälfte davon. Die Leute haben John dann gefragt: Was machst Du jetzt- und er sagte: Ich denke, ich mache jetzt ein Album mit Wooly. So hats alo angefangen. Dann machten wir eine Audition für eine Plattenfirma, und haben ein paar Demotapes verschickt. Glücklicherweise haben wir diese Prüfung bestanden.Mehr ansehen

Batt, Mike (1998) Plauderei beim Mittagessen

Batt, Mike (1998) Plauderei beim Mittagessen

Wie ein guter Film mit einer fantastischen Besetzung….

Am Anfang stand die Idee: Die größten Rockhits aller Zeiten mit einem der weltbesten Orchester, und Rockgrößen, die Geschichte geschrieben haben. Und jeder singt den Titel, den er schon immer mal singen wollte. Oder der großartig zu ihm passt. Oder einen seiner eigenen Songs. Mike Batt hatte sie alle zusammengebracht, so unterschiedliche Leute wie John Farnham, Kim Wilde, Joey Tempest, Status Quo, Roger Daltrey oder Brüllwürfel Lemmy von Motorhead. Und dazu das Royal Philharmonic Orchestra. Das Ergebnis hieß Philharmania Vol.1. Wie das magnum Opus entstanden ist, hat Mike Batt mir bei einem Mittagessen irgendwann 1998 verraten. Ich hatte ihn damals für die WELLE, den privaten Rundfunk interviewt, und es war ein höchst vergnüglicher Termin, bei dem er mir auch einige großartige, sehr englische Witze erzählte – die ich leider vergessen habe. Und über Art Garfunkel (für den er „Bright Eyes“ geschrieben hatte, hat er mir eine schöne Anekdote erzählt: Er war mit Garfunkel zum Essen verabredet, und der erschien dann auch pünktlich, allersdings hatte er einen halben Bart, die andere Hälfte war rasiert. Batt fragte ihn also, was das zu bedeuten habe, und Garfunkel habe geantwortet: Oh, er sei ein bisschen spät drangewesen, und habe auf keinen Fall zu spät kommen wollen zu einer Verabredung mit dem Komponisten seines größten Hits…. Von dem Interview sind damals vielleicht drei, vier Schnipsel gesendet worden. Das Transkript (von dem ich heute nicht mehr wiess, warum ich es angefertigt habe) wurde – auch in Auszügen – nie veröffentlicht. Aber jetzt und hier. Here we go…..

In der ersten Phase der Überlegungen- gab es da eine Liste von Songs mit dazugehörigen Sängern? Oder hattest Du bestimmte Stimmen im Kopf und hast Dir dann passende Songs überlegt?

Ganz allgemein waren die Künstler wichtiger als die Songs. Manchmal liefen die Gespräche so ab: Wir hätten gerne, dass Du einen Song singst, welchen hättest Du denn gerne? Oder soll ich etwas vorschlagen? Oder möchtest Du einen Deiner eigenen Songs singen? Manchmal schauten wir auch die Liste der Songs an, die ich schon zusammengestellt hatte, und wenn sie sich nicht sicher waren, sagte ich: Wie wäre es mit dieser oder jener Nummer? Ich sagte dann beispielsweise zu Roger Daltrey, er solle doch bitte „Pictures of Lilly“ singen. Ach, das habe ich schon gesungen, und ich glaube nicht, dass es besonders gut war, winkte er erstmal ab. Was natürlich völliger Blödsinn ist. Und dann hab ich auf der Liste geschaut und „The Boys of Summer“ (von Don Henley) vorgeschlagen, weil ich diesen Titel immer gerne in einer rockigen Uptempofassung gehört hätte. Und er war begeistert.Mehr ansehen

Collins, Phil (2016)

Collins, Phil (2016)

Das Chamäleon. Phil Collins schaut zurück

Am 29. Januar 2016, einen Tag vor Phil Collins 65. Geburtstag, wurde mir eine telefonische Audienz bei einem meiner absoluten Favoriten auf dem Schlagzeughocker gewährt. 25 Minuten hatte man mühsam heraus gehandelt, ich hatte dann im Endeffekt inklusive Warteschleife und Gedrängel weiterer Interviewpartner effektiv 18 Minuten. Der Anlass war natürlich die damals anstehende Wiederveröffentlichung seiner Solo-Alben, aber ich konnte dann doch noch ein einige der Fragen unterbringen, die mich noch mehr interessierten. Also quasi neun Minuten für die entscheidenden Dinge des Lebens! Hartes Schicksal, aber ein bisschen was kam dabei doch rum, was Ihr hier im Wortlaut gerne nochmal nachlesen könnt. Here we go…..

Ich habe Fragen für vier Wochen und wir haben nur ein paar Minuten….

Phil lacht….Mehr ansehen

DEEP PURPLE – die Interviews: Ian Gillan (2020)

DEEP PURPLE – die Interviews: Ian Gillan (2020)

Schon im Januar des merkwürdigen Jahres 2020 hatte ich Gelgenheit, für die Titelstory des famosen ROCKS Magazins Ian Gillan, Steve Morse, Ian Paice und Produzent Bob Ezrin ausführlich zu interviewen. Leider nur am Telefon, aber nichtsdestotrotz war es wieder das reine Vergnügen. Gillan hatte ich bereits mehrfach in langen Gesprächen kennengelernt, eine persönliche Begegnung aber immer irgendwie verpasst. Ausnahmslos alle Musiker dieser Band sind aufgeschlossene Gesprächspartner, die auf Fragen nie, nie, nie mit vorgestanzten Standardformulierungen antworten, obwohl sie sicher in ihrer ein halbes Jahrhundert umspannenden Karrier zigtausende Interviews gegeben haben. Vielmehr entwickeln sich aus der Interviewsituation oft wirkliche Gespräche. Vielleicht geben diese (fast) kompletten Transskipte einen Eindruck davon. Ian Gillan hat mir übrigens versichert – und ich glaube es ihm einfah mal – dass unser Gespräch das weltweit erste sei, dass er zum Album führe, über dessen Titel wir erst ganz am Schluss sprachen.

Das Gespräch fand am 17. Januar 2020 statt. Here we go…..

Als ich Ian Paice 2017 traf, erklärte er mir zwar den Sinn der „Long Goodbye Tour“, und dass das Ende offen sei – aber darüber hinaus sah es nicht unbedingt so aus, als könnte es nochmal ein Album geben. Wann hat sich das denn herausgestellt?

Da triffst du den interessantesten Punkt, was die ganze Karriere der Band betrifft. Wir treffen nie Entscheidungen. Alles geschieht – man könnte fast sagen – zufällig. Ich hatte der „Long Goodbye Tour“ diesen Namen gegeben, weil ich sie so lange wie möglich ausdehnen wollte. Ein paar Jahre vorher hatten wir alle gesundheitliche Probleme gehabt. Ian Paice hatte einen leichten Schlaganfall, Roger ging es auch nicht gut. Wir wussten nicht so recht, wie lange wir noch weitermachen könnten. Aber dann ging es wieder allen besser, und wir beschlossen, man könnte sich ja mal treffen und mit ein paar Ideen runspielen. Also trafen wir uns in Bottrop und taten genau das, und da waren schon eine oder zwei Sachen dabei, die absolut fantastisch waren. Das hat dann die Lawine ins Rollen gebracht. Das war im Februar 2019, ich hab‘ es hier in meinem Tagebuch. Es ist erst ein Jahr her, aber es kommt mir wie eine Ewigkeit vor.

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Deep Purple – Die Interviews: Steve Morse (2020)

Deep Purple – Die Interviews: Steve Morse (2020)

 

Steve Morse hatte ich bei den diversen „Deep-Purple-Interview-Runden“ der vergangenen Jahre für das ROCKS Magazin noch nie am Telefon gehabt, deshalb war ich besonders gespannt auf das amerikanische Mitglied dieser urenglischen Institution. Anfangs schien es, als würde es nicht klappen, denn am vereinbarten Termin ging einfach keiner ans Telefon. Die nette Promoterin des Labels rief dann im Lauf des Tages zurück und erklärte, Steves Akku sei leer gewesen (also der seines Telefons)….. Dann also auf ein Neues, am nächsten Morgen um die gleiche Zeit. Nun hatte ich mich eh schon gewundert, dass es zur ursprünglich vereinbarten Zeit bei ihm zuhause Mitternacht gewesen wäre. Wow, was für ein Arbeitsethos, dachte ich mir. Als wir uns dann schließlich begrüßten, fragte ich nach, und Steve meinte, jetzt sei es bei ihm aber schon drei Uhr morgens, er sei in der vergangenen Nacht mal eben von A nach B (weiss nicht mehr von wo nach wo) geflogen. Ich war beeindruckt. Wegen mir? Nachts um drei telefonieren? Ja klar, das sei doch Ehrensache, und das mit dem Akku am Tag vorher, das sei ihm sowas von peinlich….. Ich war gerührt, und bin es bis heute. Das Interview – das dann am 23. Januar lief – war dann sehr gut. Hier ist es, wie gehabt: Fast im Wortlaut.Mehr ansehen

Deep Purple – Die Interviews. Produzent Bob Ezrin (2020)

Deep Purple – Die Interviews. Produzent Bob Ezrin (2020)

Bob Ezrin hat zum dritten Mal ein Deep Purple Album produziert. Der Mann, der Pink Floyds Jahrhundertwerk „The Wall“ gemacht hat, der verantwortlich ist für den Sound zahlreicher Alben von Alice Cooper und Kiss, hat 2012 zum ersten Mal bei Now What!? den Deep Purple-Sound geprägt. Mit Infinite und Whoosh! hat er diesen Sound – der aus dem Zusammenspiel der Band heraus entwickelt wurde – weiter verfeinert. Er wollte und will die Band so haben, wie er sie auf der Bühne erlebt hat. Er lässt sie alle Tracks zusammen aufnehmen, meist reichen einer oder zwei Durchläufe, danach kommen ein Paar Overdubs und Gesang dazu. Ezrin will, dass sich die Musiker gegenseitig beim Spielen anfeuern und heiß machen. Am 20. Januar 2020 hatte ich zum zweiten Mal Gelegenheit, mit ihm über seine Arbeit mit der Band zu sprechen. Es war mir eine Ehre. And as usual, it was a great pleasure…

Was war der Unterschied zwischen den Sessions für Infinite und denen für Whoosh?

Bei Infinite hatten sie ein paar Writing Sessions hinter sich, bevor sie nach Nashville kamen, und dann nahmen wir die besten Teile. Diesmal arbeiteten wir einige Sachen im Probestudio in Nashville aus, und daraus wurden einige der besten Songs für das Album.

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DEEP PURPLE- Die Interviews: Ian Paice (2020)

DEEP PURPLE- Die Interviews: Ian Paice (2020)

Ian Paice war der zweite Ian, den ich am 20. Januar 2020 für das fabulöse ROCKS zum neuen Deep Purple Album „Whoosh!“ interviewte. Natürlich auch „nur“ am Telefon, aber ihn hatte ich als einzigen der Herren schon zweimal „leibhaftig“ getroffen, insofern kannten wir uns ein bisschen. Bei unserem zweiten Treffen im Jahr 2017 in Bayrischen Hof in München hatte ich ihm gesagt, dass ich Deep Purple für „die lauteste Jazzband der Welt“ hielte. Und Monate später zitierte er mich als „a german journalist“ in einem Interview in der englischen Fachpresse – eben mit dieser Äusserung. Da wurde ich doch ein bisschen rot! Anyway, hier nun unser Gespräch von 2020, fast im Wortlaut.

Nachdem ja nun die Long Goodbye-Tour gelaufen war, waren einige doch überrascht, dass Infinite, das Album von 2017, nun doch nicht das Finale war. Wie kam es denn nun zum 21. Sudioalbum von Deep Purple?

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