Indonesische Bands

Indonesische Bands

Helmut Wenske

Black Eyes: Indonesier-Bands in Germany

Storys und Bilder

Helmut Wenske – auch bekannt als Chris Hyde – war Halbstarker, Rock’n’Roller, illustrierte Bücher und machte Plattencovers. Er war immer mittendrin, dort wo die Musik spielte, vor allem in der Hanauer Clubszene der 60er Jahre. In »Black Eyes« geht es um Bands wie The Tielman Brothers und The Crazy Rockers – Musiker mit indonesischer Anstammung aus Holland, die in den damals die deutschen Beatlokale eroberten, und die er dort erlebteMehr ansehen

Jethro Tull

Jethro Tull

Mark Blake (Edited by Mal Peachey)

The Ballad Of Jethro Tull

Man reibt sich die Augen und fragt sich: was? Noch ein Buch über Jethro Tull? Seit Jahren kommt man kaum hinterher, all die bisher erschienen Publikationen und die in den hintersten Winkel der Bandgeschichte leuchtenden – im positiven Sinne – monströsen Booklets der Jethro-Tull Re-Releases zu lesen, und nun das. Aber The Ballad Of Jethro Tull präsentiert sich als »das erste offizielle Buch« über die Band und setzt noch einen drauf. Mehr ansehen

Judas Priest

Judas Priest

Rob Halford

Confess. The Autobiography

Sex and Drugs and Rock’n’Roll: man bekommt mit der Autobiografie dess Judas Priest- Frontmannes alles geliefert, was diesbezüglich zu erwarten ist. Ja, es gibt genügend Triumph- und Horrorgeschichten, sexuelle Ausschweifungen, Alkohol, Drogen, ein Selbstmordversuch, der vollendete Selbstmord eines seiner Liebhaber. Aber Halford erzählt mit entwaffnender Ehrlichkeit und einem stellenweise derben Humor (plus in Fussnoten erläutertem Slang) entlang der musikalischen Geschichte jener Band, die bis heute zu den wenigen Felsen in der Metal-Brandung zählt.Mehr ansehen

Kanadische Rockmusik

Kanadische Rockmusik

Bob Mersereau

The History Of Canadian Rock’n’Roll

Die 50er Jahre in den USA: Hier wird der Rock’n’Roll erfunden. Seine Geschichte und Geschichten füllen ganze Bibliotheken. Was dagegen nördlich der Grenze in Kanada passiert, ist zumindest weniger dokumentiert, wenn nicht in Vergessenheit geraten. Aber für die kanadische Jugend war die heimische Szene genauso Nabel der Welt wie die amerikanische für die Jungs und Mädels südlich der Grenze. Mehr ansehen

Lukather, Steve

Lukather, Steve

Steve Lukather with Paul Rees

The Gospel According To Luke

Vorneweg: wer das Privileg hat, ein paarmal mit Steve Lukather gesprochen zu haben und der englischen Sprache mächtig ist, den spricht diese Autobiographie an – im Wortsinne. Weil Lukather zusammen mit seinem CoAutor Paul Rees geschafft hat, die rasende Parforce Tour durch seine über 40 Jahre andauernde Musikerkarriere so klingen zu lassen, als säße er mit dem Leser in einem Raum. Mehr ansehen

Mey, Reinhard

Mey, Reinhard

Reinhard Mey mit Bernd Schroeder

Der Mey hat gesprochen

Reinhard Mey gehört zu jenen Künstlern, bei denen die Frage nahe liegt: Braucht’s da wirklich eine Autobiographie. Wo er doch alles, was er zu sagen hatte, schon gesagt hat, Privates wie Politisches. Aber vielleicht ist genau deshalb dieses Buch auch keine wirkliche Autobiografie geworden, sondern ein verlängertes Interview mit Zugabe. Bernd Schröder hat den Chansonnier ausgequetscht und dieses Gesprächsprotokoll niedergeschrieben.Mehr ansehen

Nena

Nena

Nena und Claudia Thesenfitz

Willst Du mit mir gehen

Um wie viel ärmer wäre die Welt ohne dieses Buch: „Ich bin immer wieder fasziniert davon, was so alles in ein einziges Leben reinpasst“ lässt sich Nena zitieren. Claudia Thesenfitz ist auch völlig fasziniert davon, also hat sie es im Auftrag des Verlages aufgeschrieben. In Lila. Gut, da tun die Augen nach ein paar Seiten weh. Manchmal wird die Biografin fast inkontinent angesichts der Tatsache, dass Nena persönlich sie anschaut. „Ich schaffe es kaum, ihr in die Augen zu gucken, weil ich innerlich jedes mal ein bisschen zusammenzucke“. Da tut dann schon das Hirn des Lesers weh. Aber man erfährt ja dafür auch, was alles so in die Nena reingeht, Wein zum Beispiel, und sie stößt sogar mit Claudia an, bevor sie trinkt. Da ist die Claudia schwer beeindruckt von der Nena, und schreibt auch ganz viel, was ihr so im Kopf rumgeht, wenn sie die Nena trifft. „Keine Lust auf bemühte Floskeln und verlegenes Lossabbeln. Nicht reden – erst mal fühlen. Schweigen. Das geht. Auch ich gucke aufs Meer und bin sogar seltsam entspannt dabei. Nur einmal ganz kurz fällt mir ein, dass ich hier neben Deutschlands erfolgreichstem weiblichen Rockstar sitze.“ Interessante These, Fitz, das mit dem Rockstar. Danach muss Die Geschichte der Rockmusik muss neu geschrieben werden. Und Udo Jürgens ist dann vielleicht der deutsche Bob Dylan. Und die Claudia der deutsche Albert Goldman. Und so geht das weiter, an die 300 Seiten. Da fällt nicht weiter störend auf, dass tatsächlich noch ein paar Schlaglichter aus Nenas Leben im Business gestreift werden. Ohne dass allerdings die entscheidende Frage beantwortet würde: nämlich was sie uns mit der zauberlichen Textzeile: „Ich sehe deine Hand, hab’ sie gleich erkannt“ sagen will.

Gustav Lübbe Verlag. 2005, 312 Seiten. 16.90 €

 

Niedecken, Wolfgang

Niedecken, Wolfgang

Wolfgang Niedecken

Für ’ne Moment

»Man traf sich im Studio um elf Uhr und setzte sich, nachdem man einen Kaffee getrunken hatte, um zehn nach elf hin und sagte: Was machen wir denn heute… hat denn einer ’ne Idee?«. Das war 2008, bei den Sessions für Radio Pandora, und der Beschluss stand fest: »Das nächste Album nehmen wir genauso auf.« So entstand Halv su wild, das 17. Studioalbum von BAP.Mehr ansehen

Progressive Rock

Progressive Rock

Mike Barnes

A New Day Yesterday

UK Progressive Rock & The 1970s

 

Der Klappentext verspricht bislang noch nicht Berichtetes – selbst für die enthusiastischsten Prog-Nerds. Und in der Tat, das Mammutwerk, das der britische Journalist Mike Barnes (MOJO, The Wire, PROG) geschaffen hat, beantwirtet selbst nie gestellte Fragen und leuchte die tiefsten Winke der Entstehgung dieses Genres aus. Es ist keine dieser »Die Besten, Wichtigsten, Erfolgreichsten«-Bibeln, ganz im Gegenteil. Eine Fleissarbeit ist es dennoch, basirrend auf hunderten von Interviews mit Musikern, DJs, Fans und anderen Zeitzeugen, die die Genese dieses Genres aus unterschiedlichen Blickwinkeln beschreiben. Zum anderen ist Barnes ein Meister darin, Entwicklungen tatsächlich plastisch nacherlebbar zu mechen. »Ich wollte die Ära erforschen, um so nahe wie möglich an das Gefühl zu kommen, wieder in den 70er-Jahren zu sein.« Diesem Anspruch konsequent folgend beschäftigt er sich eben auch mit Mode, und schnüffelt sogar an jenem zeitalter: Da ist der Geruch von Dope und Patschuli. Abschweifungen tragen zur Stimmung bei: Da nimmt er den Leser mit auf einen Spaziergang durch den Valentines Park in London – bis der im Gleichklang mit dem Autor schlendert, um dann darüber zu spekulieren, dass dieses Stadtgrün die Inspiration für den Small Faces-Hit »Itchycoo Park« von 1967 gewesen sein könnte. Ja, auch dieser leicht psychedelische Song gehört zu den Geburtshelfern des Progressive Rock. Das Buch oszilliert zwischen Akurratesse und Anekdote. Barnes vollzieht eindrücklich die sprunghafte Entwicklung von King Crimson nach. Er lässt – mit guten Gründen – eine Band wie Hawkwind nicht aussen vor, und benennt einen Zeugen, der einen besessenen Fan bei einem Peter Hammill Konzert erlebt hat. Der nämlich verstieg sich zu dem Ausruf »Hammill is Jesus.« Barnes setzt sich mit den rätselhaften Lyrics von ›Close To The Edge‹ genauso detailiert auseinender wie mit den Querverbindungen zwischen frühen Genesis-Songs und The Nice. The Knife, der dramatishste Song auf dem Genesis-FrühwerkTrespass, wurde inspiriert von einem Teil des Stücks ›Rondo‹ aus dem Debüt-Album von The Nice. Der Genesis-Song trug bei seiner Entstehung den Arbeitstitel ›The Nice‹. Muss man das wissen? Natürlich, zumindest als Prog-Nerd. Wie Steven Wilson vor Jahren dem Rezensenten erklärte: »Es ist vollkommen unnötig, den Namen des Bassisten einer vergessenen britichen Prog-Band von 1969 zu kennen. Aber es macht Spaß.« Genau für solche Menschen ist Barnes‘ Buch die perfekte Lektüre. Eine Warnung sei alledings ausgesprochen: der Autor hat einen elaborierten Wortschatz, man sollte also sehr gute Englischkenntnisse haben, um sein Werk wirklich geniessen zu können.

Omnibus Press, 2020, 616 Seiten, 20 £

Progressive Rock

Progressive Rock

David Weigel

Progressive Rock

Pomp, Bombast und tausend Takte

David Weigel hat lange für die Washington Post (als politischer Korrespondent) und Magazine wie Esquire und den Rolling Stone gearbeitet. Er ist bekennender Progrock-Fan, was man in jeder Zeile dieses Buches spürt. Wer allerdings dem Klappentext glaubt, Weigel zeichne ein »stimmiges. spannendes Bild dieser Musikrichtung« oder erzähle gar die »ganze Geschichte des Prog« (New York Times) der fühlt sich nach der Lektüre betrogen. Die Erzählung kreist immer wieder um die offensichtlich von ihm favorisierten Protagonisten King Crimson, Emerson Lake & Palmer, Yes, Genesis, Soft Machine und Van der Graaf Generator, in unterschiedlicher Dosierung. Deren Bandgeschichte erzählt er collagenartig ineinander verschränkt, was zwar etwas verwirrend ist, aber zumindest ein musikalisches Sittengemälde der Aufbruchszeit des Genres bietet. Der Niedergang des Genres gegen Ende der 70er wird zwar beschrieben, aber nicht wirklich erklärt, und durch die in den 80er Jahren durch Marillion einsetzende Neo-Progbegeisterung hetzt der Autor im Saugalopp. Nun lässt sich trefflich streiten, was eigentlich zum Genre Progrock gehört, aber dass Weigel Pink Floyd nur streift, und die gerade in England hochangesehenen deutschen Bands von Can bis Faust kaum eines Blickes würdigt, erscheint dann doch etwas seltsam. Auf der anderen Seite ist das Buch eine Fleissarbeit voller Zitate und Anekdoten, die sicher schöne Diskussionsanlässe für Prog-Nerds abgeben. So etwa wird der frühe King Crimson Sänger Gordon Haskell mit dem Staz zitiert: »King Crimsons Waffe ist musikalischer Faschismus, gemacht von Faschisten, entworfen von Faschisten, um zu entmenschlichen, um der Menschheit ihre Würde und ihre Seele zu rauben.« Eine wahre Fundgrube sind die Zitate aus vernichtenden Kritiken journalistischer Prog-Hasser, die ihre schillernde Ahnungslosigkeit unter Beweis stellen. »Jethro Tull glauben eventuell, dass sie Kunst produzieren, was etwas ist, was im zwanzigsten Jahrhundert nicht gebraucht wird«, schrieb etwa Dave Marsh. Auch bei der Beschreibung der musikaischen Höchstleistungen des Genres wird es gelegentlich fast unfreiwillig komisch, wenn jedes Stück in epischer Breite auf seine Kompliziertheit hin untersucht wird, und der Leser seitenlang das lesen muss, was er eh schon hört, so er ein offenes Ohr hat. Richtig ärgerlich aber ist die holprige Übersetzung. Wenn dann noch Marillions ›Warm Wet Circles‹ zu ›Warm Wet Circus‹ wird, mag man sich die dort zu bewundernden Dressurnummern gar nicht vorstellen.

Hannibal Verlag, 2018, 296 Seiten, 25,00 €