Das Blockheizkraftwerk
Timo Gross, Jubez, Karlsruhe, 9.10.2014
Der Blues besteht im Optimalfall aus Geschichten, die das Leben schreibt. Von denen hat der Pfälzer Bluesgitarrist Timo Gross eine ganze Menge auf Lager. „Timo, isch glaab, du hosch enn roschdische Nag’l im Kopp“, habe mal eine Frau zu ihm gesagt, erzählt auf gut pfälzisch seinem Publikum am vergangenen Donnerstagabend im Jubez. Timo Gross mag nicht unbedingt einen rostigen Nagel im Kopf haben, aber seine Stime und sein Gitarrenspiel glänzen gerade so vor Rost und Patina. Erzählt uns nicht, dass der Bluesrock der verschwitzen Machart ein untotes Bierkutscher-Pferd ist, das sich nur noch als Klischee durch eine musikalische Wüstenlandschaft torkelt. Und wenn schon: Timo Gross tritt den Beweis an, dass es hier nicht auf das „was“, sondern auf das „wie“ ankommt. Und erzählt uns auch nicht, dass das einzig und allein der Bonamassa und vielleicht noch der Freischlader könnten.
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Das Blues-Delta liegt in der Südpfalz
Timo Gross, Karlsruhe, Jubez, 16.1.2019
Sein Kumpel Ben ist schuld am Bluesmusiker Timo Gross. Vor etwa 15 Jahren war es, als der Pfälzer plötzlich keine Lust mehr auf Musik machen hatte. Ab den 80er-Jahren hatte er als Dienstleister alles von Country bis Hip Hop und Schlager gespielt, als Studiogitarrist gearbeitet und Werbemusik komponiert. Aber eigentlich gehörte sein Herz dem Blues. Aber er traute sich nicht so recht. Bis Ben kurzentschlossen 6000 Euro abhob, sie ihm in die Hand drückte und sagte: „Keine Ausreden mehr!“.Mehr ansehen
Eingestellt am 31.7.2025
2024, am 15. Mai habe ich die Seilschaft zum zweiten Mal live erlebt. Und es war mir ein Fest. Eines der intensivsten Konzerterlebnisse in meinem an intensiven Konzerterlebnissen nicht eben armen Leben. Warum? Ich will es euch erklären: 1992 war es, als der Liedermacher Gerhard Gundermann begann, mit einer Band aufzutreten. Die Seilschaft machte seine Lieder zu kraftvollen Rocksongs und verschaffte ihm vor allem im Osten Deutschlands bis zu seinem plötzlichen Tod 1998 eine treue Fangemeinde. Gundermann & Seilschaft spielten unzählige Konzerte, auch im Vorprogramm von Joan Baez und Bob Dylan und wurden ausgezeichnet mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Im Westen blieb die Band allerdings eher ein Geheimtipp. Das begann sich seit 2018 durch den preisgekrönten Film „Gundermann“ von Andres Dresen zu ändern. Die Musiker hatten schon 2008 erstmals wieder bei einem Gedenkkonzert in der Berliner Columbiahalle gemeinsam auf der Bühne gestanden. 2021 gabe es dann endlich „Dein Paket“, das erste Album mit neuen, eigenen Songs der Gundermann -Band. Damals schrieb ich darüber: „Ein Album, dessen Musik sich zwischen Rock und Folk, zwischen kraftvollen Mutmacher-Nummern und verhaltener Melancholie bewegt. Die Texte fangen Momentaufnahmen und Stimmungen ein. In den besten Momenten erzählen sie eine Geschichte, für die andere einen Roman geschrieben hätten“. Mehr ansehen
Ein Fest der frohen Unsinne
Guru Guru, Karlsruhe-Grötzingen, VfB-Sportgelände, 25.7.2021
Es ist erstens der Genius Loci, der die Kunst beflügelt an diesem Abend: Da ist viel Platz für inspirierten Ausdruckstanz, so wie ihn die Altvorderen der freischwebenden Jahre lehrten. Es ist zweitens diese „Laue Sommernacht-Stimmung“ über dem Sportgelände des VfB Grötzingens, die die Menschen beflügelt. Mehr ansehen
Gott ist mit Euch, aber hallo!
Nina Hagen, Tollhaus, Karlsruhe, 2.5.2012
Da steht sie nun mit der Wanderklampfe in der Hand und irgendwas aufgetürmtem Bunten auf dem Kopf. Das Cowgirl in Schrill. Nina Hagen, „der Schrecken aller Talkshows“, „die Mutter des Punk“, die Frau, die schon mal zum Publikum gesagt haben soll: „Ihr braucht keine Angst vor mir haben“. Nein, braucht man nicht. Denn diese Nina, die „Karlsrühchen“ im mäßig besuchten Auditorium begrüßt, beißt nicht, die bellt, krächzt und singt nur „schön“ gegen das Schlechte, für das Gute, und immer mit Gott und der Bibel, mit Gospel- und Country-Klängen, mit archaischem Rock’n’Roll und auch – und darin ist sie am besten – mit viel Blues. Mehr ansehen
Der Mann der tausend Hits
Albert Hammond, Tollhaus, Karlsruhe, 23.10.2014
Da kommt ein Mann auf die Bühne mit der Ausstrahlung eines 20jährigen Studenten, der gerade seine Schüchternheit überwunden und ein Date mit der Dame seines Herzen arrangiert hat. Dabei ist der Mann, der da in Turnschuhen und Jeans mit einem halb verlegenen, halb siegessicheren Lächeln ins Rampenlicht des ausverkauften Tollhauses schlurft, ein 70 Jahre alter Mega-Star im Songschreiber-Olymp: Albert Hammonds Songs, von ihm und anderen Stimmen interpretiert, haben sich hunderte Millionen mal verkauft.Mehr ansehen
Der den Himmel küsst
Randy Hansen spielte Hendrix in der Bruchsaler Fabrik 30.4.2008
Jimi Hendrix lebt. Zumindest von weitem sieht der Mann, der da am vergangenen Mittwoch in der Bruchsaler Fabrik gut 200 Fans begeisterte, dem 1970 gestorbenen Gitarrengott ziemlich ähnlich. Die Frisur, der Hut, die bunten Tücher, die Schlaghosen und das Flower Power Hemd. Allerdings ist der Mann da oben auf der Bühne weiß und Rechtshänder und mittlerweile doppelt so alt, als Jimi bei seinem Tod war. Randy Hansen hat Hendrix einmal live in beider Heimatstadt Seattle gesehen, da war er 16 und sein Idol bald danach tot. Aber dessen Musik veränderte das Leben des jungen Mannes radikal. Zwar war er schon ein gelehriger Gitarrenschüler und stand auf die Ventures, die Young Rascals und natürlich die Beatles. Als er Hendrix hörte, fing er Feuer und wusste, dass er mehr wollte als Gitarre spielen, er wollte so spielen wie Hendrix.
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Gott fährt Straßenbahn
The Hooters. Tollhaus, Karlsruhe, 1.7.2007
„Time Stand Still“ heißt die aktuelle Hooters-CD, das erste Studioalbum seit 14 Jahren, und im Vertrauen auf das neue Material und die Glaubwürdigkeit des Mottos steigt die Band aus Philadelphia beim Tollhaus-Zeltival gleich mit zwei neuen Songs aus dem Album (das erst im Herbst in den Läden, hier aber schon zu haben ist) in ein sattes zweistündiges Konzert ein. Und es ist wirklich, als wäre die Zeit stehen geblieben. Erdverbunden, unprätentiös, geradlinig und mit enormem Körpereinsatz ziehen sie ihr Ding durch. Emotion siegt immer über Perfektion, Robustheit über Glätte, kleine Schludrigkeiten sind drin und erlaubt, aber hey Mann, das ist Rock’n’Roll!
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Im Land, wo Milch und Honig fiedeln
Festival Of Irish Folk Music im Tollhaus, Karlsruhe, 18.3.2018
Ardmore liegt in Connemara im wilden Westen Irlands und hat ungefähr dreihundert Einwohne. Ein Prozent davon stand am Sonntagabend auf der Bühne des Tollhauses, wie Conall Flaherty schmunzelnd feststellte. Flaherty ist ein Drittel des jungen Trios High Time, das das Festival Of Irish Folk Music eröffnete. Das besondere dieser Band ist zum einen die Besetzung: Neben Flötist Flaherty und Gitarrist und Sänger Ciarán Bolger brilliert Flahertys 19-jährige Bruder Seamus an der keltischen Harfe. Damit schafft er einen perlenden, fliessenden Drive, der die Musik – gleichwohl fest in der Tradition verwurzelt – einen Tick anders klingen lässt. Mehr ansehen
Niedersächsisches Barock
Jane in der Fabrik, Bruchsal, 27.10.2010
Bands wie Jane, die zu den Vätern des Krautrock zählen, können auf eine kleine, treue Fangemeinde zählen, die ihre Helden mit lautstarker Verehrung begrüßt. So war es auch am Mittwochabend in der Fabrik in Bruchsal. Kaum blasen die Hannoveraner die ersten opulenten Töne ihres voluminösen, orchestralen Sounds in den Raum ist war eitel Verzückung, offener Mund und Ausdruckstanz das Gebot der Stunde. Der Song „All My Friends“ weist den Weg zu einer intensiven Party für vielleicht 150 Gäste.
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